KR083 - Ich - gegen ihn
wirklich sehr dringend. Es handelt sich um John Forester.«
Ich wurde sehr, sehr aufmerksam, aber ich dachte nicht daran, einfach hinunterzugehen, um mir eins aufbrennen zu lassen, obwohl ich nicht glaubte, daß Forester selbst einen so plumpen Trick versuchen würde.
»Wissen Sie«, antwortete ich gemächlich, »ich befinde mich eben beim Abendbrot, und Sie gestatten sicherlich, daß ich zu Ende speise. Verabreden wir uns also eine halbe Stunde später. Sind Sie einverstanden?«
Mein geheimnisvoller Anrufer sagte zögernd: »Ja« und legte auf. Ich wartete fünf Minuten. Dann rief ich Phil an.
»Ich habe in fünfundzwanzig Minuten ein Rendezvous mit einem Unbekannten, der mir unbedingt etwas über John Forester erzählen will. Was dahintersteckt, weiß ich nicht. Mach dich auf die Socken, Phil, und sichere die Gegend. Ich treffe den Kerl an der Straßenecke.«
So, jetzt konnte ich in Ruhe meine Vorbereitungen treffen. Wenn nun jemand mich im Rücken zu fassen versuchte, würde er durch Phil eine unangenehme Überraschung erleben.
Pünktlich eine halbe Stunde nach dem Telefongespräch ging ich hinunter. Es war noch nicht zehn Uhr abends. Die Straße war ziemlich belebt, aber belebte Straßen bieten nicht die schlechteste Gelegenheit für ein gut ausgekochtes Ding. Man rast eben mit dem Wagen am Bürgersteig entlang, hält die Pistole aus dem Fenster, und der Mann, der eben noch friedlich spazierenging, fällt wie ein Pfahl um. Dennoch ist es nicht schwer, einem solchen Angriff auszuweichen, wenn man mit ihm rechnet.
Ich rechnete damit, und wenn es auch den Anschein hatte, ich schlendere auf einem Verdauungsweg die Straßen entlang, so paßte ich doch scharf auf einen Wagen auf, der verdächtig schnell fuhr.
Ich erreichte die verabredete Straßenecke ohne Zwischenfall. Dort wartete ich geduldig eine Viertelstunde, ohne daß jemand aufgetaucht wäre. Ich gab noch eine Zigarettenlänge zu, aber allmählich beschlich mich die Enttäuschung eines versetzten Liebhabers.
Man hatte mich auf den Arm genommen.
Ich ließ die Hoffnung fahren, daß der Anrufer noch erscheinen könnte, und pfiff unser Signal. Phil tauchte aus einer gegenüberliegenden Toreinfahrt auf, überquerte die Fahrbahn und kam grinsend auf mich Zu.
»Du scheinst versetzt worden zu sein, Jerry«, lachte er. »Mache dir nichts daraus. Es geht vielen jungen Männern so.«
»Tut mir leid, dich aus deiner Behausung gelotst zu haben. Willst du noch für einen Sprung mit hinauf kommen?«
Er überlegte kurz, lehnte aber ab. Wir verabschiedeten uns. Phil ging zu seinem Dienstwagen und ich in meine Wohnung zurück.
Ich hatte kaum den Hut an den Haken gehängt, als es läutete. Ich dachte, daß es Phil sich überlegt habe und öffnete die Flurtür.
»Den Whisky muß ich erst kalt…«, sagte ich, bekam aber einen Revolverlauf so nachdrücklich vor den Bauch gedrückt, daß ich freiwillig rückwärtsging.
»Hände hoch!« drang die Stimme meines ungebetenen Besuchers dumpf hinter der Tuchmaske hervor, die sein Gesicht bedeckte. Ich gehorchte langsam. Erst jetzt fiel mir auf, daß die Beleuchtung des Hausflures nicht brannte.
Er kam mir in die Diele nach und drückte die Tür mit dem Rücken zu. Der Mann war ziemlich klein. Er trug einen dunklen Hut und einen dunklen Mantel. Seine behandschuhte Rechte hielt einen kurzläufigen Revolver.
Mit sicherem Griff, der verriet, daß er genau wußte, wo man seine Waffen trägt, nahm er mir die Pistole aus dem Schulterhalfter und steckte sie ein.
Von der Garderobe warf er mir Mantel und Hut zu und befahl: »Ziehen Sie sich an!«
Ich gehorchte. Normalerweise hätte ich trotz des Schießeisens in der Hand versucht, mit ihm fertig zu werden, aber ich war gespannt, wohin sich der Spaß entwickelte. Daß dieser Mann nicht Forester war, erkannte ich gleich an de r Figur, und außer Forester wußte ich niemanden, dem ich Grund gegeben hätte, mir ernsthaft böse zu sein, bis auf einige Leute, die sich zur Zeit allerdings samt und sonders hinter Gittern befanden.
»Gehen Sie vor!«, knurrte er. »Drehen Sie sich auf der Straße nicht um. Ich schieße sofort, wenn Sie sich umdrehen!«
Ich kannte den Trick. Er ließ mich vor sich hergehen, zog sich unten die Maske ab, hielt den Revolver in der Manteltasche und blieb ständig zwei Schritte hinter mir. So erregten wir keinen Verdacht bei Passanten.
Innerlich grinste ich ein wenig. So einfach, wie er es sich vorstellte, war dieser unbemerkte Abtransport nämlich nicht.
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