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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Bericht. »Niemand ist verpflichtet, auf Anhieb Erfolg zu haben. Eine verlorene Schlacht entscheidet keinen Krieg. Wir wollen den Feldzugsplan neu festlegen.«
    Er nahm einige Papiere aus dem Schreibtischfach.
    »Es sind in der Zwischenzeit einige interessante Nachrichten eingegangen«, fuhr er fort. »Flip Factur bemühte sich nicht nur im Aufträge von Lucky Green, seine Tochter zur Vernunft zu bringen, sondern er versuchte auch, ehemalige Mitglieder von Luckys Bande neu zu werben. Er hatte Zusammenkünfte mit vier Leuten, die früher einmal für Lucky gearbeitet haben. Drei dieser Leute haben eingewilligt. Der vierte hat Angst, und seiner Angst verdanken wir unsere Informationen. Er heißt Ramsey Moody und scheint nach seiner Strafe tatsächlich ehrlich geworden zu sein. Er hat während seiner Haftzeit einen Beruf erlernt und arbeitet in einer Werkzeugfabrik.«
    »Glauben Sie, daß Lucky seine alte Gang wieder auf die Beine stellen will?« fragte ich.
    »Nein, das nehme ich nicht an. Green sucht nur eine Garde für seinen Krieg gegen John Forester. Er bekommt Lilian nicht aus New York fort. So versucht er, sie auf seine Weise zu schützen.«
    Ich rieb mir die Stirn. »Ein Wieviel-Fronten-Krieg ist dies eigentlich?« überlegte ich. »Forester gegen Lilian Green. Lucky gegen Forester. Forester gegen die Polizei. Die Polizei gegen ihn und Green.«
    »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf, Jerry. Setzen Sie sich mit Ramsey Moody in Verbindung. Sie erreichen ihn bei Small & Son, der Fabrik, bei der er arbeitet. Üben Sie keinen Druck auf ihn aus, aber vielleicht ist er bereit, mit uns zu arbeiten.«
    Die Werkzeugfabrik Small & Son lag im Osten, eine saubere, mittelgroße Fabrik. Ich ließ mich vom Pförtner zur Halle bringen, in der Moody arbeitete. Der Pförtner rief ihn heraus.
    Ramsey Moody war ein Mann um die Dreißig, aber es zogen sich schon graue Fäden durch sein Haar. Er hatte ein überraschend offenes Gesicht mit einem kleinen Mißtrauen in den Augenwinkeln.
    »Polizei?« fragte er und musterte mich von Kopf bis zu Fuß.
    Ich nickte. »Erraten, Mr. Moody.«
    »Lassen Sie mich in Ruhe«, sagte er heftig. »Ich bin als junger Bursche auf das leichte Geld hereingefallen, das man in einer Gang verdienen kann, und ich habe mit fünf Jahren dafür bezahlt, daß ich Lucky Greens Wagen gefahren habe. Wenn ich die fünf Jahre, in denen ich nichts verdiente, mit dem Verdienst der drei Jahre, in denen ich zu Bande gehörte, zusammenrechne, komme ich auf einen Wochenlohn von sechs Dollar, fünfzig Cents.«
    »Warum erzählen Sie mir das, Moody?« fragte ich lächelnd. »Daß Gangstersein auf die Dauer ein schlechtes Geschäft ist, weiß ich schon längst. Sonst wäre ich nicht zum FBI gegangen.«
    »Ich erzähle es Ihnen, um Ihnen zu beweisen, daß ich endgültig damit Schluß gemacht habe«, antwortete er ruhiger. »Ich habe dem FBI mitgeteilt, daß ich von Flip Factur für meinen alten Chef, Lucky Green, angeheuert werden sollte. Ich meldete das, weil ich als Staatsbürger verpflichtet bin, jedes Verbrechen, von dem ich Kenntnis erhalte, der Polizei anzuzeigen. Aber damit ist auch Schluß. Ich bin kein Gangster mehr, aber ich will auch nicht mehr als ehemaliger Gangster angesehen werden, auch nicht von der Polizei.«
    Mir gefiel dieser Ramsey Moody ausgezeichnet. »Sie haben Feierabend gemacht, schön«, sagte ich. »Aber wenn einer Ihrer Kollegen dort in der Halle nach Feierabend mit der Hand in die Maschine gerät, sagen Sie dann auch: Ich habe Feierabend. Es kümmert mich nicht mehr?«
    »Das ist etwas anderes«, wehrte er ab, aber ich unterbrach ihn.
    »So sehr anders ist das nicht, Moody. Ein paar Leute, mit denen Sie früher gearbeitet haben, wollen sich erneut zur Verübung ungesetzlicher Taten zusammenschließen. Um beim Beispiel zu bleiben, sie stellen eine Maschine auf und bringen sie in Gang. Die Menschen, die in diese Maschine hineingeraten, werden Schaden an Gut und Leben nehmen, und Sie, Ramsey Moody, haben es in der Hand, die Maschine abzustellen, wie Sie auch eine Maschine abstellen würden, in die einer Ihrer Kollegen hineingeriet. – Selbst, wenn es nach Feierabend wäre.«
    Er sah mich lange an, senkte dann den Kopf. Ich spürte, daß meine Worte in ihm arbeiteten.
    »Was könnte ich für Sie tun?« fragte er schließlich zögernd.
    »Wir brauchen Lucky Greens Aufenthaltsort«, antwortete ich schnell. »Haben Sie endgültig abgelehnt, wieder für Green zu arbeiten, als Factur Sie

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