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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Schließlich sind die Beamten und wir als angebliche Konkurrenten auch auf ihn aufmerksam geworden, und ich glaube nicht, dass der Fänger einen Mann am Leben lässt, durch den er gefährdet werden könnte. Nein, Mr. High, Crush wäre auch getötet worden, wenn sein Name nie von uns genannt worden wäre. Der Fänger wollte einfach einen unbequemen Mitwisser loswerden. Crawborn dürfte kaum eine Rolle in diesem Zusammenhang spielen, aber wir wollen ihn nicht aus den Augen verlieren.«
    Mr. High schien nicht hundertprozentig meiner Meinung. »Halten Sie es nicht für angebracht, dass Sie ihn sich noch einmal in der bewährten Weise vornehmen?«, fragte er.
    »Habe leider keine Zeit dazu. In wenigen Stunden fahren Phil und ich mit der kleinen Rose Weeman nach Brospeer. Wir wurden als Bewachung engagiert, und Mr. Crawborn vermittelte uns diesen Job.«
    »Was versprechen Sie sich von der Aktion, Jerry?«
    »Das kann ich Ihnen nicht genau erklären, Mr. High. Einmal konnte ich natürlich nicht gut ablehnen, wenn ich meine Tarnung als Privatdetektivinstitutsbesitzer aufrechterhalten wollte, zum anderen aber… Nun, das ist Gefühlssache. Wenn Samuel Crawborn tiefer in der Fänger-Sache steckt, dann muss er einen Grund haben, warum gerade uns die Überwachung des Kindes zugeschanzt wurde. Und diesen Grund kann ich natürlich nur herausbekommen, wenn ich die Arbeit tue.«
    »Sehe ich ein«, bestätigte der Chef. »Werden Sie lange fortbleiben?«
    »Sechs Wochen wahrscheinlich. Da der Fänger ja augenblicklich kein Kind in den Fingern hat, kann Holder in der Zeit die Nachforschungen mit aller Energie betreiben. Der Spur Crawborn folgen wir.«
    Ich kam mir nicht wenig blöd vor, als ich eine Viertelstunde nach neun Uhr am schweren Cadillac des Mr. Weeman Schildwache stand. Phil stand auf der anderen Seite und blickte düster. Um uns quirlten Zofen, Diener, Chauffeure, Hunde und Koffer. Dann tauchten Mr. Weeman und Gattin auf, hinter ihnen der unvermeidliche Sekretär Smith und der schnurrbärtige Bewacher Baker. Zwischen ihnen, munter und frisch wie der junge Morgen, Rose Weeman. Sie hüpfte auf mich zu und gab mir die Hand. Anschließend folgte ein langer Abschied von ihrem Vater, ein flüchtiger Kuss der Mutter. Die Puppe fest im Arm, kletterte Rose in den ersten Cadillac. Baker nahm neben ihr Platz. Ihm folgte die Erzieherin. Phil und ich setzten uns nach vorn neben den Fahrer. Heftiges Winken von allen Seiten, und dann ging es endlich los. Der zweite Wagen mit der Kammerfrau, der Köchin und den Koffern folgte in einigem Abstand.
    Der Cadillac fuhr so sanft wie ein Segelflugzeug, und ich hatte die vergangene Nacht kein Auge zugetan. Ich sah zwar im Rückspiegel, dass Mr. Baker eine Hand ständig in der Tasche hielt, wie ein Denkmal saß und spähend um sich blickte, aber ich hatte in der letzten Nacht kein Auge zubekommen und so legte ich mich bequem zurecht und entschlummerte so sanft, als führe mich meine Mutter noch im Kinderwagen.
    Ich wachte erst wieder auf, als wir in den Hof des Weeman-Landhauses einbogen.
    Haben Sie schon einmal in dem Landhaus eines Millionärs gewohnt? Ich bis zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht. Von außen sah es ganz einfach aus, ein langer, nur einstöckiger Gebäudekomplex ganz in Weiß, aber die einfach getünchten Mauern bargen alles, was einem Menschen an Zerstreuungsmöglichkeiten einfallen kann, von der Liegeterrasse zum Faulenzen bis zum Tennisplatz, einer Sporthalle und einem Reitstall mit sieben ausgesucht schönen Pferden. Zum Besitz gehörte ein riesiger Wald, der an verschiedenen Stellen direkt bis an die Küste vorstieß, ein künstlich angelegter Sandstrand und ein Stück kahle Felsenklippe, gegen die der Ozean schäumende Wellen warf. Natürlich fehlten auch Motorboot und Segeljacht nicht. Mit einem Wort, Weeman-House war einfach eine Wucht.
    Ich kann mich nicht erinnern, je in meinem Beruf einen so angenehmen Dienst gehabt zu haben. Phil und ich bekamen Zimmer, die dem Schlaf- und Spielraum der kleinen Rose vorgelagert waren. Neben mir schlief Mr. Baker, wenn er überhaupt schlief, denn er machte den Eindruck, als wache er ständig, den Colt auf den Knien.
    Außer den Leuten, die wir mitgebracht hatten, hielten sich ein Verwalterehepaar und zwei Pferdepfleger ständig in Weeman-House auf, aber wir sahen sie nicht häufig, denn wir folgten der kleinen Kose auf Schritt und Tritt. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit brannte die Sonne vom Himmel. Wir konnten an fast allen Tagen

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