KR088 - Ich fing den Fänger
Chauffeure der zwei Wagen mit.«
Wir versprachen, pünktlich zu sein, und verabschiedeten uns.
Der Sekretär begleitete uns zur Tür und fragte unterwegs diskret, ob er uns im Auftrag seines Herrn einen Vorschuss anbieten dürfte. Wir nahmen dankend an, bekamen jeder ein Päckchen Scheine überreicht, die wir sorgfältig in unsere Jackettaschen versenkten.
»Wenn ich mal pensioniert bin«, sagte Phil draußen träumerisch, »werde ich tatsächlich ein Detektivbüro aufmachen. Ich glaube, damit kann man eine Menge Geld verdienen. Seit ich den Privatdetektiv spiele, erhalte ich von allen Seiten Dollars. Als ich noch ein richtiger G-man war, bekam ich nur Kugeln, Messerstiche und Fausthiebe angeboten.«
»Die wirst du in deinem neuen Beruf auch noch bekommen«, antwortete ich und stieß ihn in das nächste Taxi, das uns zu unserem Büro bringen sollte.
Noch bevor wir aufschlossen, hörten wir schon das Telefon schrillen.
»Das kann nur Mrs. Summerfield sein«, seufzte Phil gottergeben. »Sage ihr, ich wäre nicht da.«
Ich meldete mich. Am anderen Ende war der Fernsprechauftragsdienst.
»Rufen Sie sofort Nummer 46 93 33 an. Sie werden von dieser Nummer gewünscht.«
469333 war die Nummer des Anschlusses, über den man Mr. High direkt erreichte. Ich wählte.
»Ach, Jerry«, freute er sich, als ich mich meldete. »Ich versuche schon die ganze Zeit, Sie zu erreichen. Es handelt sich um Andrew Crush. Wir haben festgestellt, dass er unter seiner offiziellen Adresse seit Tagen nicht mehr aufgetaucht ist, aber heute früh lief eine Meldung aus Bronx ein. Ein Polizist glaubte nach dem Bild, das an alle Reviere verteilt worden ist, den Mann zu kennen. Sie sind der Sache nachgegangen und haben festgestellt, dass Andrew Crush tatsächlich eine zweite Wohnung besitzt, eine Dachkammer in einem großen Mietshaus. Ich gab Anweisung, nichts gegen ihn zu unternehmen, bevor ich nicht mit Ihnen gesprochen hätte. Ich weiß nicht, ob eine Verhaftung Crushs augenblicklich in Ihre Pläne passt.«
»Wissen Sie genau, dass Crawborns seltsamer Angestellter sich in dieser Wohnung aufhält?«
»Nein, der Polizist glaubt ihn vor vier oder fünf Tagen zum letzten Mal gesehen zu haben, aber es besteht kein Zweifel, dass er dieses Zimmer von Zeit zu Zeit benutzt hat. Wir haben das durch vorsichtige Nachforschungen festgestellt.«
Ich überlegte einen Augenblick lang, dann entschied ich: »Nein, verhaften Sie ihn bitte nicht, Mr. High. Phil und ich – und vielleicht auch Frew – werden ihm einen Besuch abstatten. Das wird uns vielleicht weiterbringen als ein offizielles Polizeiverhör.«
»Einverstanden«, sagte der Chef. »Viel Erfolg!«
***
Unser Besuch bei Andrew Crush kam zu spät. Gangster waren vorher bei ihm gewesen, und sie hatten ihre Arbeit gründlich verrichtet.
Andrew Crush war tot.
Von der nächsten Telefonzelle aus führte ich ein Telefongespräch mit Mr. High. Er veranlasste die sofortige Untersuchung des Falls durch die Mordkommission.
Wir saßen die halbe Nacht bis zum Morgengrauen in meiner Wohnung und bekamen die Untersuchungsergebnisse laufend durchgesagt.
Am Ende stand einiges fest. Andrew Crush musste seit mindestens drei Tagen tot sein. Er schien seinen Mördern ahnungslos die Tür geöffnet zu haben, flüchtete noch, als er ihre Absicht erkannte, bis zum Bett und wurde dort wahrscheinlich mit einer kurzen Kisenstange erschlagen. Seine Behausung war durchsucht worden. Wahrscheinlich nicht nur nach Geld, sondern wohl hauptsächlich nach Notizen. Mr. High teilte meine Ansicht, dass der Fänger sich eines unbequemen Mitwissers entledigt habe. Natürlich drängte sich die Frage auf, warum das gerade in dem Augenblick geschah, als wir uns für den Mann zu interessieren begannen.
Der Name Crawborn fiel.
»Das wäre eine Möglichkeit«, gab Mr. High zu. »Es fragt sich nur, ob der ›Argus‹-Chef dem geheimnisvollen Mr. Longfield die Gefährdung durch euch auch glaubte und weil er sich selbst gezwungen sah, den Verdacht der Behörden auf seinen Angestellten zu lenken.«
»Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Mir erscheint es nicht sehr wahrscheinlich, dass Crawborn Crush erst an uns, dann an die Polizei und dann an den Fänger verpfeift. Wenn der Dicke so handelt, gefährdet er sein eigenes Leben gewaltig, denn der Fänger lässt nicht mit sich spaßen. Es würde außerdem bedeuten, dass Crawborn selbst in sehr engem Kontakt zu der Kidnapper-Bande steht, und dann ist es verwunderlich, dass er noch lebt.
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