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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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in der See schwimmen.
    Ich bin ein hart gesottener Junggeselle, sozusagen mit dem Beruf verheiratet. Kinder waren für mich kleine kribbelnde Wesen, deren Haupteigenschaft es zu sein schien, einem eiligen Mann vor das Auto zu laufen. Aber Rose Weeman lehrte mich, dass Kinder entzückend sein können. Sie war ein rechter Wildfang und unterschied sich durch nichts von anderen Kindern ihres Alters, aber sie gehorchte, wenn es sein musste. Wir schlossen dicke Freundschaft miteinander, und Phil wurde als Dritter in den Bund aufgenommen. Sie hatte keine Angst, als ich ihr im Ozean das Schwimmen beibrachte, obwohl sich Mr. Bakers Schnurrbartspitzen sträubten und die Erzieherin fast einen Herzschlag bekam, als sie es sahen.
    Der gute Mr. Baker war uns überhaupt nicht grün. Er traute uns nicht über den Weg und überwachte uns mehr als das Mädchen, aber wir ließen ihn sein Misstrauen nicht entgelten und spielten sogar an manchen Abenden eine sanfte Pokerpartie mit ihm, wobei wir darauf achteten, ihn nicht über die Maßen zu rupfen.
    So verging eine ruhige Woche. Wir lagen im Wald herum, sonnten uns auf den Felsklippen oder begleiteten Rose auf den Spaziergängen im Wald. Es war durchaus nicht im Sinne unserer Aufgabe, und darüber hielt Phil mir einen Vortrag, als wir im Badekostüm auf einem Felsblock saßen und auf Rose hinunterschauten, die am Sandstrand nach Muscheln suchte. Irgendwo im Hintergrund hockte Baker im Schatten einer Kiefer und las die Zeitung.
    »Ich gebe zu, dass die Gegend hier ideal für einen Ferienaufenthalt ist«, sagte Phil, »aber wir haben keine Ferien. Ich komme mir vor wie ein abgestellter Eisenbahnwaggon auf einem toten Gleis. Wir können doch nicht einfach sechs Wochen hier sitzen, und während dieser Zeit passieren in New York die größten Schweinereien. Soll ich meine Meinung sagen, warum Crawborn uns den Job besorgt hat? Er wollte uns aus dem Weg haben.«
    Ich räkelte mich und richtete mich ein wenig auf.
    »Du redest unlogisches Zeug, Phil«, antwortete ich faul. »Wenn der dicke Samuel irgendeine besondere Absicht mit uns verfolgt, so würde das bedeuten, dass er den Fänger besser kennt, als er zugeben will. Es würde ferner bedeuten, dass er irgendwie herausbekommen hat, dass wir G-men sind. Wenn es sich aber so verhalten sollte, dann möchte ich in jeder Haut stecken, nur nicht in der von Samuel Crawborn. Bedenke doch, Crawborn kennt den Fänger. Wir kennen Crawborn und hegen einen wenn auch nur geringen Verdacht gegen ihn. Was würde der Fänger in diesem Falle tun? Er hat es uns bei Andrew Crush vorgemacht. Er würde Samuel Crawborn schleunigst aus der Welt schaffen. Nein, Phil, allein die Tatsache, dass Crawborn noch lebt, beweist, dass er in keiner Beziehung zu den Kidnappern steht. Ich sehe ein, dass wir uns augenblicklich auf totem Gleis bewegen, aber wir können im Moment nichts anderes tun. Beruhige dich mit dem Gedanken, dass Holder zur Zeit der Sache mit Energie nachgehen kann, da der Fänger kein Kind in den Händen hat.«
    Phil knurrte missmutig. Ich stand auf.
    »Hallo, Rose!«, rief ich. »Wollen wir zusammen ins Wasser gehen?«
    Sie kam auf mich zugelaufen. Ich ging ihr entgegen, schwang sie auf meine Schulter, wo sie sich jauchzend an meinen Haaren festhielt, und watete mit ihr ins Wasser, bis ich den Grund unter den Füßen verlor und schwimmen musste. Phil kletterte auf die Felsklippe und folgte uns mit einem eleganten Kopfsprung. Er kam als feindliches Schlachtschiff herangebraust und ließ sich mit Rose in eine Wasserschlacht ein. Zum Schluss rammten wir ihn. Schnaubend und prustend ging er unter und »ertrank«.
    Ich wendete und schwamm dem Ufer zu, denn wir waren ziemlich weit hinausgeraten. Ich sah, dass der ehemalige Polizist Baker unter seiner Kiefer stand und mit jemandem sprach. Erst dachte ich, es sei einer unserer Chauffeure, aber als ich näher kam, erkannte ich, dass der Mann ein Fremder war und dass Baker ihn offenbar festhielt. Ich wollte eben Phil zurufen, er solle sich für den Fall interessieren, denn Rose saß mir noch im Nacken und hinderte mich am Schwimmen, als der Fremde sich wie eine Katze krümmte, Bakers Hand mit der Linken herunterschlug und den rechten Arm vorschnellte. Der alte Polizist erhielt den Schlag genau ins Gesicht und stürzte hintenüber.
    Ich nahm das kleine Mädchen vom Nacken. »Phil!«, schrie ich. Er kraulte wie ein Torpedo heran. Rose konnte genügend schwimmen, um sich so lange über Wasser zu halten, bis Phil bei ihr

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