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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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gerät mein seelischer Mechanismus auf Übertouren, wenn ich haarsträubende Grausamkeiten und die Skrupellosigkeit der Gangster besonders deutlich demonstriert bekomme. Ich sehe dann rot, und es wird mir völlig gleichgültig, was mit mir selbst passiert. Ich will dann nur den Kerlen ans Leder, gleichgültig, welchen Gefahren ich mich dabei aussetze. Das ist kein Heldentum. Es ist einfach ein seelischer Kurzschluss, und als der Bursche auf Rose zu schießen drohte, brannten bei mir die Sicherungen durch.
    Ich riss Phil die Maschinenpistole aus der Hand, schwang mich über den Klippenrand und turnte abwärts. Irgendein Engel bewahrte mich davor, mir den Hals zu brechen. Ich erreichte Roses Spalte, drückte sie ohne viel Umstände zurück, ließ mich die wenigen Yard bis zum Boden fallen, richtete mich auf und ging im Sprungschritt auf den Waldrand los, die Maschinenpistole in der Hüfte.
    Ich lief zehn Schritte, dann zog ich den Abzug durch. Die Waffe ratterte die erste Serie hinaus. Ich fühlte, wie sie an der Hüfte stieß und scheuerte.
    Sekundenlang war die andere Seite bewegungsunfähig vor Überraschung. Dann ballerten sie zurück, aber ich störte mich nicht daran. Ich erreichte die Stelle, an der Baker lag. Ich kam noch drei Sprünge darüber hinaus, und jetzt sah ich den ersten laufen. Ich zielte auf ihn, aber ich traf ihn nicht. Er verschwand im Gebüsch. Ich rannte noch ein Stück, trat auf eine verdammte Riesenmuschel, die halb verdeckt im Sande lag, knickte um und schlug hin.
    Aus, dachte ich und wartete darauf, an irgendeiner Stelle meines Körpers nun den Schlag der Kugel zu fühlen, die mein Leben auslöschte, aber es geschah nichts, und jetzt erst fiel mir auf, dass das Brausen des Meeres das einzige Geräusch war. Die Revolver bellten nicht mehr.
    Ich kam langsam wieder zu Verstand, denn ich glaube nicht, dass ich ganz zurechnungsfähig bin, wenn ich eine Verrücktheit begehe. Ich überlegte noch, ob ich die Burschen erledigt hatte oder ob sie alle getürmt waren, als Phil mich mit hechelnder Zunge erreichte.
    »Auf, Jerry«, keuchte er. »Sie sind ausgerissen. Wir müssen ihnen nach. Vielleicht erwischen wir sie noch.«
    Ich stand auf und wollte in Trab fallen. Doch dann fühlte ich den brennenden Schmerz am Oberschenkel, griff mit der Hand hin und brachte sie klebrig und blutverschmiert zurück.
    Phil kniete sofort vor mir nieder und riss mir das Hosenbein in Fetzen. Ich hatte ein glattes rundes Loch im Oberschenkel, und das Blut floss wie ein kleiner Bach.
    Mein Freund riss die Jacke vom Leibe, überlegte es sich aber und fragte: »Hast du ein sauberes Taschentuch?«
    Ich konnte ihm damit dienen. Er machte mir einen notdürftigen Druckverband.
    »Kannst du auftreten?«
    Ich versuchte es. Es tat weh, aber es ging. »Also nur eine Fleischwunde«, entschied Phil.
    »Sieh zu, ob du sie noch stellen kannst«, forderte ich ihn auf. »Ich bringe inzwischen Rose ins Haus zurück.«
    Er verschwand im Wald. Ich hinkte zu Baker hin. Die Dämmerung verwischte bereits die Konturen. Ich musste mich nah über ihn beugen, um sein Gesicht zu sehen. Es war wachsbleich, aber als ich die Hand unter seine Weste schob, fühlte ich sein Herz schlagen.
    Ich untersuchte seine Wunde. Nach der Stelle, an der die Kugel ihn getroffen hatte, musste er einen Lungensteckschuss haben. Er musste mit aller Vorsicht transportiert werden. Ich nahm mir vor, den Chauffeuren und dem Verwalter einige unangenehme Sachen über ihren Mangel an Mut zu sagen.
    Roses Gesichtchen lugte verängstigt über der Felsspalte hervor.
    »Jetzt ist alles vorbei«, beruhigte ich das Kind. »Ich komme dich holen.«
    Ich fühlte, wie die Wunde stärker blutete, als ich den Felsen hinaufstieg. Rose schlang ihre dünnen Ärmchen um meinen Hals, und ich brachte sie sicher auf den Boden. Ich trug sie auf das Haus zu. Kurz bevor ich das Gebäude erreichte, sah ich, wie die beiden Cadillac hintereinander aus den Garagen schossen und auf die Straße nach Brospeer einbogen.
    Der Verwalter, seine Frau und der Pferdepfleger kamen mir entgegen.
    »Um alles in der Welt, wie sehen Sie aus, Sir!«, schrie der Verwalter und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Sparen Sie sich Ihr Mitleid«, knurrte ich ihn an. »Uns ginge es allen besser, wenn ihr ein wenig mehr Mut gezeigt hättet.«
    »Ich habe sofort versucht, die Polizei in Brospeer zu erreichen, aber das Telefon ist tot.«
    Die Gangster hatten also die Leitung durchschnitten.
    »Und ins Freie habt ihr euch

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