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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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einen Blick aus dem Fenster. »Es ist dunkel. Wir würden ihn nicht finden. Außerdem wird er sich aus dem Staub gemacht haben, so schnell er nur konnte. Ich sah ihn zu flüchtig, um Handfestes über ihn aussagen zu können. Lassen wir es auf sich beruhen, und sehen wir uns morgen früh bei Tagesgrauen erst den Mann an, der noch oben liegt.«
    Phil trank sein Glas aus. »Ich möchte noch eins wissen, Jerry«, sagte er nachdenklich. »Haben es die Leute auf Rose Weeman abgesehen, oder wollten sie vielleicht nur uns das Lebenslicht ausblasen?«
    Seine Worte überraschten mich nicht. Ich hatte bereits Ähnliches gedacht.
    »Ich glaube, sie wollten beides«, antwortete ich langsam.
    Der Doktor kam aus Bakers Zimmer und trat zu uns.
    »Wie geht es ihm, Doktor?«
    »Nicht sehr gut, wenn er wahrscheinlich auch durchkommen wird, aber er muss in ein Krankenhaus. Ich schicke einen Hospitalwagen, der ihn abholt. Was ist mit Ihnen?«
    Er war ein junger energischer Arzt und machte sich gleich über mein Bein her.
    »Die Kugel steckt im Muskelfleisch«, stellte er fest. »Scheint ein Abpraller gewesen zu sein, sonst wäre sie tiefer eingedrungen. Am besten fahren Sie gleich mit dem Wagen ins Krankenhaus und lassen sich die Kugel herausholen.«
    »Können Sie es nicht hier machen, Doc? Ich habe keine Zeit, mich ins Krankenhaus zu legen.«
    Er sah mich scharf an. »Ich kann’s, aber ich tu’s Nicht gerne. Es hat eine Schießerei gegeben, und es ist mir lieber, Sie werden sozusagen offiziell behandelt.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, beruhigte ich ihn. »Wir haben uns nur gewehrt. Sie kennen doch die Verhältnisse. Wir sind die Bewacher von Rose Weeman.«
    »Meinetwegen«, stimmte er zu. »Am besten legen Sie sich gleich in Ihr Bett.«
    Wir gingen in mein Schlafzimmer. Er wusch mir die Wunde, verpasste mir eine Spritze, und während ich sanft einschlief, holte er mir die Kugel heraus. Ich merkte nicht viel davon. Ich träumte bereits wunderschöne Sachen.
    Als ich aufwachte, war es bereits hell. Phil stand mit nacktem Oberkörper vor dem Waschbecken und rasierte sich.
    »Morning«, wünschte er, als er im Spiegel sah, dass ich meine fünf Sinne beieinander hatte, »auf dem Nachttisch liegt ein Geschenk vom Doktor.«
    Ich griff hin und drehte das kurze Bleistück zwischen den Fingern. »Vielen Dank«, brummte ich und stand auf.
    Der Arzt hatte mir den Oberschenkel großartig verwickelt. Ich konnte das Bein fast schmerzlos bewegen.
    »Er will um elf Uhr kommen, um dich neu zu verbinden. Baker wurde noch in der Nacht vom Krankenwagen abgeholt. Ich denke, in Kürze wird hier auch die Polizei erscheinen.«
    Ich drehte die Hähne des zweiten Waschbeckens auf. »Beeilen wir uns also, den Mann auf den Klippen zu besichtigen, bevor sie hier sind.«
    Wir gingen ohne Frühstück aus dem Haus. Ich gab vorher dem Verwalter meinen 38er und schärfte ihm ein, dass er sofort schießen sollte, wenn irgend etwas Böses passiere, aber ich war zu fast hundert Prozent sicher, dass dem Fänger und seinen Leuten der Appetit auf Rose Weeman vergangen war.
    Die See hatte sich beruhigt. Die Wellen rollten klein, bescheiden und spielerisch an den Strand. Mit Rücksicht auf mein lädiertes Bein suchten wir uns einen Aufstieg in die Klippen. Ich verlor dadurch ein wenig die Orientierung und fand nicht auf Anhieb die Stelle an der ich gestern den Zusammenstoß gehabt hatte.
    Wir suchten uns einen Punkt, von dem wir einen Überblick hatten. Phil streckte den Arm aus. »Ich glaube, dort liegt er«, sagte er und zeigte auf einen dunklen Fleck zwischen den Klippen.
    Wir arbeiteten uns hin. Phil hatte richtig gesehen. Der Mann, der dort auf dem Gesicht lag, trug einen grauen Trenchcoat. Sein Hut war fortgerollt. Er hatte stumpfes, schwarzes, kurz geschnittenes Haar. Die Maschinenpistole, mit der er mich aus dieser Welt hatte schaffen wollen, lag nur wenige Schritte entfernt.
    Wir drehten ihn auf den Rücken, und wir stießen beide einen Pfiff aus, als wir sein Gesicht sahen, denn wir kannten ihn beide.
    »Hugh Dive«, sagte Phil langsam und griff nach seiner Zigarettenschachtel. »Hugh Dive«, wiederholte er. »Wie interessant!«
    Es läuft in New York eine Menge Gangster herum, die die Polizei schon lange kennt, ohne sie jedoch verhaften zu können. Für den Mann, der hier lag, traf das nur im beschränkten Maß zu. Er gehörte zur Gang von Gus Morgan. Hugh selbst hatte einige Male aus den verschiedensten Gründen gesessen. Er war ein skrupelloser

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