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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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fort. »Kidnapping.«
    Jetzt sah auch Morgan hoch. »Damit habe ich nichts zu tun«, sagte er rasch.
    »Dive hat noch nie etwas ohne Befehl getan«, fuhr ich ihm in die Parade. »Und Dive gehört zu deiner Gang, Gus, und wenn du ihn gegen uns geschickt hast, dann, Gus, bist du der Fänger, und dann kommst du nicht ohne Handschellen aus diesem Raum.«
    Die Drohung trieb ihn senkrecht aus seinem Stuhl, und sie trieb ihn auch aus seiner Ruhe.
    »Du bist verrückt, Cotton«, schrie er. »Ich habe nichts mit der Sache zu tun.«
    »Warum dann war Hugh Dive bei den Leuten, die die Tochter des Millionärs Weeman entführen wollten?«
    »Dive arbeitet nicht mehr für mich.«
    Ich lachte nur.
    Morgan ging seelisch in die Knie. »Es ist wahr, Cotton, Dive und sein Freund Zoupe sind vor mehr als i acht Monaten aus unserem Verein ausgeschieden. Er sagte, sie hätten einen besser bezahlten Job. Frage die Jungens hier. Sie können es dir bestätigen.« Er wandte sich selbst an seine Leute. »Sagt es ihm, Jungens, dass Dive sich eine andere Beschäftigung gesucht hat.«
    Sie nickten wie Gelenkpuppen.
    »Dass du deine Leute gut im Zuge hast, weiß ich«, I zweifelte ich noch.
    Body Shine mischte sich in das Gespräch. »Ich i glaube, du kannst es glauben«, sagte er vorsichtig. »Ich habe Dive und Zoupe seit Monaten nicht mehr bei ihm gesehen.«
    Diese immerhin leidlich neutrale Hilfe stärkte Morgan den Rücken und gab ihm seine Haltung wieder.
    Er stärkte sich an seinem Gin.
    »Hör zu, Cotton«, sagte er friedlich. »Ihr seid der Meinung, ich hätte einige Geschäfte, die sich mit den Gesetzen unseres Landes nicht vereinbaren lassen. Ich bin anderer Ansicht, aber darüber wollen wir im Augenblick nicht streiten. Jedenfalls bin auch ich der Meinung, dass Kidnapping ein ausgesucht dreckiger Job ist. Du könntest von mir jeden Wink haben, wenn ich nur etwas über den ›Kinderfreund‹ wüsste.«
    Ich spitze die Ohren. »›Kinderfreund‹? Ich spreche vom Fänger.«
    Morgan zögerte einen Augenblick. »Bei – hm – uns hat er einen anderen Namen. Wir nennen ihn den ›Kinderfreund‹, aber es ist der Mann, den die Zeitungen den Fänger nennen.«
    Eine solche Namensunterscheidung mag belanglos erscheinen, aber sie ist es nicht. Nichts charakterisiert einen Mann mehr als der Spitzname, den man ihm gibt, und kein Spitzname wird grundlos gegeben. Die Verbindungsfäden innerhalb der Unterwelt sind ungeheuer vielfältig und fein. Sie sind selten bis an das Ende ihres Ursprungs verfolgbar. Es gab sicher unter den Verbrechern New Yorks außer den Angehörigen seiner Bande niemanden, der den Fänger persönlich kannte, und doch hatte man ihm einen Namen gegeben, der von der offiziellen Bezeichnung wesentlich abwich. Unter dem Fänger stellte man sich unwillkürlich einen drahtigen, zähen Mann vor, der wie ein Habicht auf sein Opfer herabstieß, es packte und entführte. Die Bezeichnung »Kinderfreund« aber erweckte in mir und wohl allen anderen die Vorstellung eines unappetitlichen, verschlagenen, fetten Mannes, der mit Hinterhältigkeiten und Heucheleien die Kinder an sich lockt. Wenn die Angehörigen des dunklen Gewerbes dem Mann diesen Namen gaben, dann, davon war ich überzeugt, hatte das seinen Grund. Ich verlor in dieser Sekunde eine Menge Respekt vor meinem unbekannten Gegner, aber in mir kroch eine gehörige Portion Ekel vor ihm hoch.
    »In Ordnung, Gus«, sagte ich. »Ich kaufe dir die Geschichte vom Übertritt Dives zu einer anderen Gang ab, aber ich nehme dich außerdem beim Wort. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der ›Kinderfreund‹ jeden Mann töten lässt, der ihn in Gefahr bringen könnte. Wenn er mit den Verhältnissen einigermaßen vertraut ist, und daran zweifle ich nicht, muss er wissen, dass die Polizei Dive identifizieren wird. Er muss ferner wissen, dass wir davon Kenntnis haben, dass Hugh Dive und Jimmy Zoupe immer die gleiche Arbeit tun, er kann sich an den fünf Fingern ausrechnen, dass wir ganz gewaltig nach Zoupe suchen werden. Er muss also Jimmy aus dem Weg räumen, bevor wir ihn fassen. Nun ist Jimmy zwar ein Feigling, aber nicht auf den Kopf gefallen, und gerade weil er von Natur ängstlich ist, wird er sich hüten, seinem Boss noch einmal unter die Augen zu kommen. Für Jimmy beginnt eine schwere Zeit. Sein ehemaliger Chef wird ihn suchen, und wir werden nach ihm fahnden. Er hat sich an erpresserischem Kindesraub beteiligt, und ich glaube nicht, dass er seinen Hals retten kann, selbst wenn er sich

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