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KR088 - Ich fing den Fänger

KR088 - Ich fing den Fänger

Titel: KR088 - Ich fing den Fänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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finden als uns.«
    »Glaubst du das?«
    »Nein, oder doch nur halb. Vielleicht will er sich an uns rächen, aber auch das scheint mir nicht wahrscheinlich, denn dem Fänger dürfte es gleichgültig sein, wenn wir seine Leute abschießen.«
    »Also hat er uns durchschaut und weiß, dass wir G-men sind?«
    Ich rieb mir die Stirn. »Auch das halte ich für unwahrscheinlich. Er bestellt mich in die 67. Straße. Wenn er glaubt, dass wir mit der Polizei Zusammenarbeiten, müsste er sich doch sagen, dass wir eine ganz große Geschichte vom Stapel lassen. Wir können das ganze Viertel umstellen, und er sitzt wie die Maus in der Falle, selbst wenn es seinen Leuten gelingen sollte, dich und mich umzulegen.«
    Phil legte den Finger an die Nase. »Also hält er uns mit Sicherheit nicht für Polizisten«, sagte er langsam, »mehr noch, er nimmt mit Bestimmtheit an, dass wir uns nicht an die Polizei wenden, denn das könnten wir auch als Privatdetektive tun. Also glaubt er, wir seien von seinem Schlag. Mit einem Wort, er hält uns für Gangster.«
    »Wir haben einmal eine Gangsterrolle gespielt«, spann ich den Faden weiter. »Sollte Crawborn die Rolle durchschaut haben? Sollte er außerdem doch seine Wahrnehmungen diesem Longfield weitergegeben haben?«
    »Dann müsste Crawborn doch den Fänger kennen. Wir verhaften ihn und lassen uns von ihm zu seinem Chef bringen.«
    »Noch nicht«, stoppte ich ihn. »Wir haben jetzt mehrere Eisen im Feuer, und wir wollen sie alle hübsch ausglühen lassen. Da ist Zoupe, mit dessen Gefangennahme ich rechne. Ferner die Begegnung heute Nacht in der 67. Straße, und wenn das alles nicht zum Erfolg führt, bleibt uns immer noch Samuel Crawborn, um ihm noch einmal kräftig auf den Zahn zu fühlen.«
    Phil rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Wirst du allein zur 67. Straße gehen, Jerry? Dein Bein ist noch nicht wieder in Ordnung. Vielleicht wäre es besser, wenn ich…«
    »Dein Typ ist nicht so gefragt wie meiner«, unterbrach ich ihn. »Ich werde allein gehen.«
    ***
    Der 67. Straße liegt im Osten New Yorks. Sie erstreckt sich auf mehr als anderthalb Meilen Länge, aber nur der vordere Teil ist bebaut. In den letzten Wochen wurde hier ein großzügiges Bauprogramm gestartet. Auf einer Fläche von einer halben Quadratmeile sollen Wohnhäuser errichtet werden. Das Gelände sieht entsprechend wüst aus.
    Ich hatte mir die Gegend schon am Tage angesehen, und ich parkte den Mietwagen genau unter der einzigen Straßenlaterne, die weit und breit diesen Teil der Straße erhellte. Sehr rasch stieg ich aus und suchte mir einen sicheren Platz im Dunkel für den Fall, dass Mr. Longfield die Absicht haben sollte, im Achtzigmeilentempo vorbeizufahren und mich am Steuer zusammenzuschießen.
    Die Straße war völlig ausgestorben. Vor mir dehnte sich das Baugelände in absoluter Schwärze. Nur die halbfertigen Häuser hoben sich ruinenhaft gegen den Himmel ab.
    Ich sah nach der Armbanduhr. Schon ging der Zeiger auf zehn nach elf. Pünktlichkeit schien nicht Mr. Longfields stärkste Seite zu sein.
    Weitere fünf Minuten vergingen. Ich trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ich fühlte mich zum Narren gehalten. Oder sollte der Fänger über eine so ausgezeichnete Organisation verfügen, dass er doch etwas von unseren Vorbereitungen gemerkt hatte, und nun nicht erschien?
    Ich warf wieder einen Blick auf das Baugelände. Weit hinten blitzte eine Taschenlampe auf und erlosch. Fünf Sekunden später blitzte sie erneut auf und erlosch sofort wieder. Das Spielchen wiederholte sich noch dreimal. Es konnte ein Zeichen für mich sein.
    Ich hatte eine Stablampe bei mir, nahm sie aus der Tasche und ließ sie dreimal kurz aufblinken. Aus dem Baufeld antwortete das gleiche Signal.
    Ich biss mir auf die Unterlippe. Longfield gab mir also ein Zeichen, ich solle zu ihm kommen. Offen gestanden, sehr viel Lust fühlte ich nicht, auf dem Baufeld herumzukriechen. Wenn die Herren dort unangenehme Dinge mit mir vorhatten, dann verschlechterten sich meine Chancen gewaltig.
    Das Licht blinkte ungeduldig. Wenn ich die Sache nicht fahren lassen wollte, blieb mir nichts übrig, als der freundlichen Einladung zu folgen.
    Ich vergewisserte mich, dass der 38er locker saß, nahm die Taschenlampe in die linke Hand und übersprang den niedrigen Bauzaun. Ich landete gleich im glitschigen Lehm und bewahrte mühsam das Gleichgewicht.
    Mein Ortsgedächtnis ist nicht schlecht, aber hier kam ich ohne Hilfe der Lampe nicht weiter.

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