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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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auch der naivste Karussellfahrer abgestumpft und verdrossen sein würde. Man bekam diese geballten Sauereien allmählich satt.
    Damit mußte auch die Direktion gerechnet haben. Denn plötzlich war der ganze Spuk wie weggeblasen, und es erklang zarte Musik.
    Mein Stuhl entwickelte Musikalität und begann in dem Rhythmus des sentimentalen Sweet zu schaukeln.
    Ich glitt auf eine Tür zu.
    Ein Schild tauchte auf:
    Von hier an ist das Betätigen der Notbremse nicht mehr möglich. Tut uns leid.
    Es zeigte sich, daß im folgenden wirklich nicht mehr die Notwendigkeit bestand. Es wurde nun alles so sanft und gemütlich wie möglich.
    Allerdings nahm ich an, daß gerade auf dieser Strecke die meisten den Wunsch hatten, sich durch Betätigen des Pedals von den Fesseln zu befreien und ihren Stuhl zum Stillstand zu bringen.
    Bilder, Projektionen riesigen Ausmaßes, Wachsfiguren boten nun nur noch Sympathisches und Schönes.
    Man sah in der Hauptsache Frauen, die lächelten, »Darling!« wisperten, sangen, sich verführerisch bewegten und Gefahr gelaufen wären, sich zu erkälten, wenn sie echt gewesen wären, da sie nur mangelhaft oder auch gar nicht bekleidet waren.
    Zum Schluß kamen sogar unzweifelhaft lebendige weibliche Wesen, die auch nicht viel mehr trugen, sich mir auf den Schoß setzten und verführerisch lächelten.
    Ich nahm an, daß hier die meisten fluchend und ohne Erfolg die Notbremse bedienten.
    Dann fuhr der Stuhl in einen erleuchteten Raum. Ich sah mich wieder mit meinen Leidens- und Freudengefährten vereint.
    Sie gingen alle ein wenig taumelig, lachten und schwatzten durcheinander.
    Es mußte sie doch sehr beeindruckt haben. Ich entdeckte dann auch Phil und Al.
    Wir wurden noch durch ein Zerrspiegelkabinett geschleust, in dem man sich so merkwürdig flach und dick oder auch fadenhaft in die Länge gezogen sehen kann.
    Dann kam zu allem Überfluß auch noch ein Rotor. Es gab ein allgemeines »Juchhe«, als er sich in Bewegung setzte und wir durch die Fliehkraft an die Wand der sich drehenden Trommel gepreßt wurden, bis sich der Boden unter uns senkte und wir wie die Fliegen an der Wand klebten.
    Mir gegenüber klebte ein beleibter Mann in hellblauem Anzug, der sich enorm amüsierte.
    Als wir dem Ausgang zustrebten, tippte ich dem Beleibten auf die Schulter und sagte: »Schmerzt Sie Ihr Fuß noch arg, auf den ich versehentlich in der Eingangshalle getreten bin? Ich muß mich nochmals entschuldigen.«
    Der Beleibte starrte mich eine Sekunde lang an und grinste dann wohlwollend.
    »Nicht der Rede wert. War halb so schlimm. Vergessen Sie es!«
    Phil blickte mich fragend an, als wir draußen waren. »Bist du ihm denn auf die Füße getreten?«
    »Nein«, erwiderte ich.
    Phil verwirrte diese Antwort so sehr, daß er vergaß, den Mund zu schließen.
    Wir stellten fest, daß der Ausgang des Hapgo auf der anderen Seite lag.
    Ein vergitterter Wagen fuhr vor. Heraus stieg der Uniformierte, der unsere Wertsachen in Empfang genommen hatte.
    Die Kassetten wurden einzeln aus dem Wagen gereicht und vor unseren Augen aufgeschlossen.
    Jeder nahm sein Zeug in Empfang und verstaute es. Ich sah mir den Angestellten jetzt ein wenig genauer an.
    Es war doch nicht der, dem wir unsere Sachen abgeliefert hatten, obwohl er ihm auffallend ähnlich sah.
    ***
    Wir hatten nun endgültig die Nase voll, genehmigten uns noch an einer Bude ein heißes Würstchen und gingen zum Parkplatz.
    Al machte ein etwas bedrücktes Gesicht.
    Offenbar hatte er ein schlechtes Gewissen wegen dieser Boxgeschichte.
    Ich grinste ihn verständnisinnig an.
    Er brummte ärgerlich: »Ich hätte auch was Vernünftigeres tun sollen, als mich in einer Boxbude herumzuschlagen und dann mit diesem albernen Hapgo meine Zeit zu verschwenden.«
    »Es war doch ganz interessant«, erwiderte ich. »Du hast mal vorgeführt bekommen, auf wie leichte Art man den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen kann. Die Leute zahlen bereitwillig drei Dollar, um sich auf ihren Nerven herumsägen zu lassen. Je lärmender und geschmackloser das Ganze ist, um so größer ist ihr Spaß, den sie daran haben. Ob das Ganze auf Karussells vor sich geht oder im Filmtheater, oder in irgendwelchen Schmökern, bleibt sich gleich.«
    Al meinte verärgert: »Ich habe keine Lust, mit dir kulturphilosophische Gespräche zu führen. Mir hängt diese Sache mit den Verschwundenen von New York zum Hals heraus. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, verdammt noch mal.«
    »Tröste dich, Al. Sei froh, daß du

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