KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell
sagte ich und hielt ihm meinen FBI-Ausweis unter die Nase.
Der Mann wurde blaß.
»Jerry Cotton«, sagte er und schluckte ein wenig. Dann salutierte er und nannte mich von da an nur noch Sir.
Na ja, die Sache wurde dann erledigt, und die beiden Cops verschwanden, um die Streifenwagen zu informieren.
Ich hatte derlei Dinge zu oft erlebt, um besonders optimistisch zu sein.
Die Wagen waren wahrscheinlich vorher gestohlen worden und standen jetzt an irgendeiner Straßenecke, während die Burschen sich eins ins Fäustchen lachten und sich unter die Fußgänger mischten.
Nach wenigen Minuten kam der Krankenwagen und holte den armen Al, der schwer verletzt und noch immer bewußtlos war.
***
Es war alles erledigt. Bei meinem Jaguar war der Benzintank durchlöchert und die Zuleitung zum Vergaser beschädigt. Wir hatten ihn abschleppen lassen und uns dann ins Krankenhaus begeben, um nach Al zu sehen.
Er war noch bewußtlos gewesen, aber der Arzt hatte uns Hoffnung gemacht, daß er durchkommen würde.
Nun saßen wir zu Hause und tranken unseren Whisky allein, dafür aber ohne Soda.
Wir stierten melancholisch vor uns hin.
Phil stand auf und spielte am Radio. Er stellte den Polizeifunk ein.
»An alle Streifenwagen! Die beiden dunkelblauen Buick mit den Kennzeichen X-17-N. Y. und C-24-N. Y. konnten sichergestellt werden. Fahndung einstellen! Von den Insassen fehlt jede Spur. Erhöhte Aufmerksamkeit!«
Phil holte fluchend einen anderen Sender.
»Sie hören jetzt einen Vortrag von Lord Breekam über die Kriminalitä in London. Es wird noch darauf hingewiesen, daß Luxors Toilettenseife auch in England…«
Phil schaltete ab und fluchte noch heftiger.
»Mir genügt die Kriminalität in New York«, meinte er.
Ich murmelte vor mich hin: »Wenn Al nicht durchkommt, dann…«
»Dann? Dann?« fragte Phil nervös. »Was willst du dann machen?«
Ich stellte wütend mein Glas auf den Tisch und nahm mir eine Zigarette.
»Ich weiß nicht«, antwortete ich.
»Na, siehst du, Jerry. Wenn man ,dann‘ sagt, muß man wissen…«
»Richtig«, sagte ich zerstreut, und dann nach einer Weile: »Warum?«
»Warum?« echote Phil.
»Wenn man wüßte, warum, wäre man schon ein gutes Stück weiter.«
»Wäre man zweifellos.«
»Sie haben uns von Coney Island aus verfolgt.«
»Sie hatten es auf uns alle drei abgesehen.«
»Das heißt, daß uns irgend jemand in dem Vergnügungspark gesehen hat und nervös geworden ist.«
»Kein Racheakt. Das könnte in bezug auf uns beide der Fall sein, aber Al ist hier absolut unbekannt. Kansas City ist weit.«
»Gut gebrüllt, Löwe«, sagte ich. »Kein Racheakt, sondern eine prophylaktische Maßnahme. Angst vor drei Leuten, von denen man weiß, daß es sich um Schnüffler vom FBI handelt. Jemand glaubte, wir seien hinter ihm her, und versuchte, uns umzulegen.«
»Wer?«
»Jemand, der uns auf Coney Island gesehen hat.«
»Wo waren wir auf Coney Island?«
»In einer Boxbude, in einer Bierhalle mit Sam Croach, im Hapgo und an einem Würstchenstand.«
»Vielleicht war es der Würstchenfritze«, meinte Phil. »Erkannte mit sicherem Blick in uns Detektive und fürchtete, Wir würden ihn wegen zu hoher Preise ins Zuchthaus bringen, rief seine Jungens zusammen und sagte zähneknirschend: ,Legt diese Schnüffler um, Boys!«
»Laß den Blödsinn. Ich bin im Augenblick humorlos wie ein Mann vom Untersuchungsausschuß gegen antiamerikanische Umtriebe. Ich werde mich morgen abend mal eingehend mit der Boxbude und dem Hapgo beschäftigen und sehen, ob eines von diesen beiden Instituten vielleicht aus einer Art von mißverstandenem Kundendienst heraus seine Gäste mit Autos verfolgt und in eine bessere Welt zu schicken versucht.«
Phil blickte mürrisch hoch. »Ich glaubte, du hättest Urlaub.«
»Den Urlaub hat Al im Augenblick.« Phil wurde plötzlich lebendig.
»Sag mal, was sollte eigentlich dein Blödsinn mit dem Briefkuvert, auf das du dir die Worte von Sam Croachs merkwürdigem Geldschein notiert hast?« Ich griff in die Tasche und holte das Briefkuvert hervor.
Ich reichte es Phil.
Er betrachtete sich die Skizze, die ich darauf angefertigt hatte, und nickte.
»Ich erinnere mich. Das obere linke Drittel war fleckig.«
»Möglicherweise Blut«, sagte ich. »Sam erzählte ja diese rührende Geschichte von seinem texanischen Freund, der von einer Me 109 zusammengeschossen wurde und seinen letzten Gruß auf den Schein schrieb.«
»Sei nicht so roh«, meinte Phil. »Es war wirklich eine
Weitere Kostenlose Bücher