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KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell

Titel: KR109 - Ich fuhr mit dem Tod Karussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich fuhr mit dem Tod Karussell
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Land.«
    Sie zog die Brauen zusammen, und ihre Hände verkrampften sich in den Sessellehnen.
    Sie schien kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen. Hinter uns bewegte sich etwas.
    Jemand sagte: »Nehmt die Arme hoch und bewegt euch nicht!«
    Dann sagte ein anderer: »Ich will mit Ihnen nicht argumentieren, Madam, aber abgerutschte Existenzen und Verbrecher gibt es in jedem Land. Vor Ihnen sitzen zwei dieser Exemplare, die Grund für Ihren ungerechtfertigten Haß auf unser Land gegeben haben.« Ich drehte mich erstaunt um.
    Drei Uniformierte und ein Zivilist standen mit Revolvern in den Händen hinter uns.
    Die Uniformierten kannte ich flüchtig. Der Zivilist war Neville, ein älterer FBI-Mann, mit dem wir schon einiges zusammen erlebt hatten.
    Wenn Mrs. Kerne nicht dabeigewesen wäre, der im Augenblick bestimmt nicht spaßhaft zumute war, hätte ich jetzt einen dummen Witz gemacht.
    So nahmen wir nur schweigend die Arme herunter, als Neville erstaunt rief: »Das ist ja Jerry mit Phil. Wir lauern schon den ganzen Morgen hier auf Erpresser. Glaubten, ihr wäret zwei von diesen üblen Burschen, haben euch ja nur von hinten gesehen.«
    Phil konnte sich nicht verkneifen zu sagen: »Machen wir nicht auch von hinten einen grundanständigen Eindruck?«
    »Ich glaube kaum, daß…« Ich stockte verwirrt und blickte auf Mrs. Kerne.
    Die kluge tapfere Engländerin schien erfaßt zu haben, was ich sagen wollte.
    »Sie glauben kaum, daß Sam entführt worden ist. Sie glauben das nicht, weil schon seit einiger Zeit Menschen spurlos verschwinden, ohne daß sich ein Erpresser meldet, der Lösegeld einkassieren will.«
    Ich zuckte die Achseln und meinte: »Zumindest bisher war es in der Regel so, daß Kinder oder junge Mädchen entführt wurden, um Lösegeld zu erpressen.«
    Nun, wir hatten hier ohnehin nichts mehr zu suchen und machten Anstalten, uns zu verabschieden.
    »Woher waren Sie über die Zehndollarnote orientiert?« fragte Mrs. Kerne.
    Ich mußte nun wohl oder übel sagen: »Wir haben diesen Schein bei jemandem gesehen, Mrs. Kerne. Das will natürlich noch nicht besagen, daß…«
    Doch es besagte alles. Es zerstörte die letzten Hoffnungen der jungen Frau. Ihr Gesicht war wie eine Maske voller Qual und Verzweiflung, als wir gingen.
    Neville hatte uns hinausbegleitet.
    Ich sah kaum, wohin ich meine Füße setzte, so sehr hatte mich die Begegnung mit der gequälten Frau fertiggemacht.
    Ich sagte fortwährend vor mich hin: »Diese Schweine! Diese Schweine!«
    Ich war mir vorläufig noch nicht klar darüber, wen ich mit dieser freundlichen Bezeichnung bedachte. Ich wußte nur, daß ich nicht eher ruhen würde, als bis ich herausgefunden hatte, wer sie waren, wer die Burschen waren, die Al angeschossen hatten und Tag für Tag Verzweiflung und wahrscheinlich Mord säten.
    Hier, da War sie ja, die Liste der Verschwundenen. Sie umfaßte inzwischen an die vierzig Namen.
    »Die Presse wird immer wilder«, meinte Neville, als er mir die Liste reichte. »In der Stadt New York beginnt sich allmählich eine Panikstimmung zu verbreiten. Merkwürdigerweise sind es nur Männer, die verschwinden. Sam Croach müßten Sie sich übrigens mal vorknöpfen, Jerry. Er schreibt gefährliche Artikel, in denen er die Polizei beschuldigt, zuwenig energisch die Sache zu verfolgen. Man müßte ihm mal den Rat geben, vorsichtiger zu sein.«
    Ich lachte hart auf.
    »Sam Croach werde ich mir auch vorknöpfen, Neville. Bei Sam Croach habe ich nämlich den Zehndollarschein des verschwundenen Engländers gesehen, und er hat mir eine rührende Geschichte erzählt, woher der Schein stammt. Das war sein großer Fehler, Neville. Der Journalist ist da mit ihm durchgegangen und hat ihn komplizierter lügen lassen, als nötig war. Hätte er den Erstaunten markiert und mir gesagt, daß er nicht wisse, woher der Schein stamme, wäre das wesentlich unverdächtiger gewesen.«
    »Sollen wir irgend etwas gegen Sam Croach unternehmen?«
    »Nein!«
    ***
    Wir fuhren vom Waldorf Astoria zum News Building, in dem Sam Croach arbeitete.
    Sein Büro war leer, und man erklärte uns, daß Sam heute noch gar nicht erschienen sei.
    Ob das öfter vorkomme.
    Nein, es sei sehr ungewöhnlich, und man zerbreche sich schon allenthalben den Kopf, wo Sam stecken könne.
    Wann er sich zum letztenmal sehen lassen oder gemeldet habe.
    Gestern habe er sich am späten Nachmittag gemeldet und gesagt, er käme morgen etwas früher, um noch die Korrekturfahne zu dem neuen Verschwundenenartikel

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