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KR114 - Ich und der Mord im Jazz

KR114 - Ich und der Mord im Jazz

Titel: KR114 - Ich und der Mord im Jazz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und der Mord im Jazz
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gedeutet. Eine Deutung, die naheliegt und verständlich ist, da ja jeder zu sehr seine Aufmerksamkeit auf die Bühne richtete, als daß er genaue Beobachtungen bei seinen Sitznachbarn oder Vordermännern hätte anstellen können. Ich fand unmittelbar neben meinen Füßen eine Pistole. Ich hob sie auf und sah nun, wie der Sologitarrist seinen Kopf auf die Brust sinken ließ. Ich blickte mich um, nicht um meine Hintermänner zu mustern, wie einer der Zeugen sagte, sondern um zu sehen, wer die Pistole fortgeworfen hatte. Ich sah einen Mann die Ausgangstür aufreißen und hinaustreten. Ich mußte wohl einige Sekunden überlegt haben, was zu tun sei. Als ich mich endlich entschloß, aufzuspringen und zur Tür zu eilen, war der Mann verschwunden. In diesem Augenblick ging das Licht im Saal an, ein Herr, der sich als Kriminalbeamter auswies, stürzte sich auf mich zu und nahm mich fest. Ich hatte die Pistole noch in der Hand. Ich ließ sie sofort fallen, als der Beamte den Revolver zog. (Auf die Frage nach dem Aussehen des Mannes in der Tür konnte Danti keine Antwort erteilen. Er sagte, es sei so dunkel gewesen, daß er nur die Umrisse hätte erkennen können.«
    Der Protokollist, der mit unbeteiligter Stimme den Bericht heruntergelesen hatte, ließ den Streifen sinken.
    »Das ist alles, Sir!«
    »Nicht viel«, grinste Captain Warren. »Der große Unbekannte. Hinterläßt keine Fingerabdrücke und wirft einem armen Unschuldigen die Waffe zu.«
    »Wie wollen Sie Ihre Anwesenheit am Vorabend vor dem ›Haadoo‹ erklären?« fragte ich Danti.
    Der junge Italiener hob den Kopf von der Schreibtischplatte und sagte mit geschlossenen Augen: »Ich gebe zu, daß ich vorhatte, Miß Mercer zu sehen. Hauptsächlich, bewußt bin ich hingegangen, um mir Karten für die Vorstellung des anderen Tages zu besorgen. Man sagte mir aber an der Kinokasse, die Konzertkasse sei abends geschlossen und ich solle am nächsten Vormittag wiederkommen, 'Was ich auch tat.«
    »Man sagte Ihnen, die Konzertkasse sei abends geschlossen?« fragte ich sehr schnell. Danti nickte.
    »Sie hatten sicher keine Lust, den Weg am Vormittag noch einmal zu machen. Sie wurden doch sicher dringlich, baten darum, doch mal eine Ausnahme zu machen.«
    »Ja, ich bat sehr darum.«
    »Und?«
    »Man bedauerte und sagte, es bestünde schon aus rein technischen Gründen beim besten Willen nicht die Möglichkeit, abends Karten zu verkaufen, und wenn — und wenn der Präsident der Staaten persönlich käme.«
    »Danke, Danti. Sehr gut.«
    Warren und auch Danti blickten mich erstaunt an: »Was soll diese Fragerei?« fragte Warren.
    »Nur so«, meinte ich. Ich trat an die Tür. »Danti saß auf dem äußersten Stuhl seiner Reihe, Warren?«
    Der Captain nickte.
    »Wieviel Meter etwa war der Platz von der Tür entfernt?«
    »An die sechs Meter.«
    Der Protokollist saß etwa sechs Meter von mir entfernt.
    »Drehen Sie bitte Ihren Stuhl so, daß Sie zum Fenster blicken.«
    Erstaunt gehorchte der Beamte. »Nehmen Sie das Lineal dort auf dem Tisch. Sie sitzen in einem Konzertsaal und wollen einen Mann erschießen, der sich dort befindet, wo sich hier bei uns der Griff des Fensters befindet. Vor Ihnen sitzen Leute. Um freies Schußfeld zu haben, beugen Sie sich zur Seite,«
    Der Protokollist beugte sich zur Seite. »Zielen Sie auf den Griff am Fenster!«
    Der Protokollist hob sein Lineal und zielte damit auf den Fenstergriff.
    Ich nahm meinen Colt und zielte auf den Fenstergriff.
    Ich nickte vor mich hin und sagte: »Ich danke Ihnen für Ihre Mühe!« Ich sagte dann noch »So long« und verschwand.
    Als ich die Tür schloß, hörte ich Warren etwas von »… plötzlich wahnsinnig geworden« sagen.
    Ich steckte den Kopf noch einmal zur Tür hinein und sagte: »Nein, durchaus nicht. Übrigens, mit welcher Waffe ist vorgestern Koenig erschossen worden?«
    »Mit zweien«, rief Captain Warren ungeduldig. »Eine Tommy-Gun-Garbe in den Leib und zwei 357-Magnum-Kugeln in den Kopf.«
    Er stockte plötzlich und sah mich mit großen Augen an.
    Dann sagte er: »Es gibt nicht nur eine 357 Magnum auf der Welt. Die Tatsache, daß Danti auch eine 357 Magnum…« Er stockte wieder, bekam schmale Augen. »Haben- Sie ein Alibi für vorgestern abend, Danti?«
    Der Italiener nickte: »Ich war vom Nachmittag an im Romanischen Klub. Auf der Fahrt zum ›Haadoo‹, um dreiundzwanzig Uhr dreißig etwa, begleitete mich ein Freund aus dem Klub bis zum ›Haadoo‹, wo er sich verabschiedete.«
    »Koenig ist vor

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