Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
Schultern. Sie schienen Erfahrungen in der Beruhigung solcher Aufstände zu haben. Sie warteten nur auf ein Zeichen Kents, um sich auf die Anführer des Aufstandes zu stürzen, aber Kent gab dieses Zeichen nicht. Er lächelte höhnisch. »Wie ihr wollt. Ich stelle die Arbeitsverteilung ein. Es wird heute also nicht verladen.«
    »Lasst euch nicht ins Bockshorn jagen, Jungens!«, schrie Chris Mamun. »Wir wissen, welcher Kahn von uns beladen werden soll. Es ist die ›Freedom‹, an Pier 26. Gehen wir also einfach hin und beladen sie auf eigene Faust.«
    Die Masse der Männer zögerte noch, aber Fend und Mamun trieben sie vor sich her. »Los! Gehen wir!«, hörte ich immer wieder die gellende Stimme des Iren und Fends Bass: »Habt Mut, Männer! Jetzt nehmen wir unsere Angelegenheiten selbst in die Hand.«
    Donald Kent sah ihnen einen Augenblick lang verächtlich lächelnd nach.
    »Los, Boys!«, befahl er dann. Gomez und Comb stürzten davon und kamen nach wenigen Augenblicken am Steuer zweier schwerer Limousinen wieder, die auf der anderen Seite des Holzhauses geparkt hatten.
    Auf Kents Wink enterten wir die Wagen und brausten los. Ich saß neben Gomez. Er drückte auf die Hupe und fuhr rücksichtslos darauf los. Vor uns spritzten die Arbeiter auseinander. Gomez olivbraunes Gesicht zeigte ein abstoßendes Grinsen.
    »Führe zu gerne einmal eines von den Schweinen über den Haufen!«, schrie er Vincon zu, der im Fond saß.
    »Schnauze!«, sagte Vincon.
    New Yorks Hafen ist unendlich weitläufig. Wir erreichten Pier 26 lange vor den Arbeitern.
    Ganz selbstverständlich bauten sich Kents Leute vor dem Laufsteg auf. Kent selbst, begleitet von Lugger, ging an Bord, und ich, da ich neugierig war, ging ebenso selbstverständlich mit. Kent steuerte auf die Brücke zu. Da erst gewahrte er mich.
    »Was willst du hier?«, schnauzte er mich an.
    »Ja, ich dachte, ich sollte immer…«
    »Schon gut«, lachte er. »Meinetwegen komm mit!«
    Wir kletterten auf die Brücke. Der Kapitän stand oben und zeigte ein missmutiges Gesicht.
    »Was wollen Sie schon wieder?«, fuhr er Kent an. »Wenn Sie noch höhere Ladegebühren aus mir herauspressen wollen, sage ich Ihnen, dass Sie auf Granit beißen.«
    »Keine Rede davon, Kapitän. Wir können Ihr Schiff heute vielleicht nicht beladen.«
    Der Seemann tobte los: »Sie haben die Verpflichtung übernommen, beim Teufel, halten Sie sie auch.«
    »Ich kann Sie vielleicht nicht halten«, erklärte Kent.
    »So werde ich mir andere Arbeiter suchen. Denken Sie, ich bezahle die irrsinnigen Liegegebühren, bis es Ihnen passt, mein Schiff zu beladen?«
    »Sie werden keine anderen Arbeiter finden«, erklärte Kent kalt. Vom Pier dröhnte ein vielfaches Stimmengewirr bis zu uns herauf. Die Hafenarbeiter marschierten an. Der Kapitän sah hinunter, warf Kent einen schnellen Blick zu und sagte triumphierend: »Ihre Leute scheinen durchaus bereit zu sein, mein Schiff zu beladen.«
    Der Hafenboss zuckte die Achsel. »Vielleicht, aber wenn Sie mit Ihnen verhandeln, Kapitän, werden Sie beim nächsten Anlegen keine Hand finden, die sich für Sie rührt; abgesehen davon, ob Sie überhaupt gesund aus dem Hafen herauskommen.«
    »Wollen Sie mir drohen?«, fuhr der Seemann auf.
    »Ja«, antwortete Kent kalt, »aber ich will Ihnen auch ein Angebot machen. Wir beladen Ihnen das Schiff für ein Drittel der ursprünglich ausgemachten Gebühren, und wir übernehmen außerdem die Liegegebühren für den Fall, dass wir die ›Freedom‹, nicht bis heute Abend beladen haben. Wählen Sie, Kapitän: Schwierigkeiten über Schwierigkeiten auf der einen und ein gutes Geschäft auf der anderen Seite.«
    »Und was soll ich dafür tun?«, fragte der Kapitän misstrauisch.
    Kent zeigte ein verächtliches Lächeln. »Nichts anderes, als dass Sie der Meute da unten erklären, Sie verhandelten nur mit der Gewerkschaftsleitung.«
    »Weiß der Teufel, welche Schweinerei Sie mit den armen Kerlen da unten im Sinne haben«, brummte der Seemann.
    »Sie sind Engländer«, lächelte Kent. »Was gehen Sie amerikanische Hafenarbeiter an?«
    Der Kapitän spuckte über die Reling, vielleicht war es der Priem, vielleicht war es Verachtung.
    »Also gut«, erklärte er und kletterte auf das Deck hinunter. Wir folgten ihm an den Laufsteg.
    Auf dem Pier hatten sich die Arbeiter zu einem dichten Haufen angesammelt. Vor dem Laufsteg standen Gomez, Forbes, Comb und Vincon. Ihre Haltung ließ keinen Zweifel daran, dass sie jeden zusammenschlagen würden,

Weitere Kostenlose Bücher