Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
wenn dann wirklich das Gericht Zusammentritt, fehlt der Zeuge, und alles verläuft im Sande. So war es bei Georg Brook und Frankie Burt.«
    Ich schwieg einen Augenblick. Ich wusste, er hatte nicht unrecht. Amerikas Gesetze räumen einem Angeklagten viele Möglichkeiten ein, und Kent war brutal genug, diese Möglichkeiten bis zum Ende auszunutzen. Und dennoch musste ich es weiter mit Fend versuchen.
    »Und was willst du tun, wenn Mamun nicht mehr auftaucht, wenigstens nicht mehr als Lebender?«
    Er sah mich plötzlich voll Hass an.
    »Verdammt«, sagte er zähneknirschend, »wenn du es gut mit uns meinst, dann sieh zu, dass Chris am Leben bleibt. Wenn du das schaffst, will ich es mit dir versuchen.«
    »Einverstanden«, sagte ich rasch, tippte an meine Mütze und machte mich auf die Socken.
    Ich hatte ein leichtfertiges Versprechen gegeben, aber ich wollte alles tun, um es zu erfüllen. Ich beeilte mich, zum »Yockey« zu kommen.
    Das Vorderzimmer war ziemlich voll. Ich fragte den Barkeeper, ob keiner von uns da sei. Er verwies mich in das Hinterzimmer. Ich fand Donald Kent, Forbes und Vincon. Sie hatten einige Flaschen Sekt auf dem Tisch und befanden sich in ausgezeichneter Stimmung.
    »Hallo, Säugling«, rief Kent. »Komm, trink ’ne Kleinigkeit mit.« Er hielt mir ein gefülltes Champagnerglas hin.
    Ich dankte. »Thanks, Boss, aber das ist nichts für meiner Mutter Sohn. Ich ziehe einen ehrlichen Whisky vor.«
    Er rief nach dem Whisky. Ich trank ein Glas, aber dann drückte ich mich. Er wollte mich zurückhalten, aber ich murmelte etwas von einem Mädchen, das auf mich wartete. Er ließ mich lachend ziehen.
    Ich hätte ein Jahresgehalt dafür gegeben, wenn ich auch nur die geringste Ahnung gehabt hätte, wo Lugger und Comb sich herumtrieben. Ich hielt es für gänzlich unwahrscheinlich, dass sie, wenn sie einen Mann fertig machen wollten, das im Gewerkschaftsbüro besorgen würden, aber ich ging doch hin.
    Ich umstrich das Holzhaus wie eine Katze. Es war dunkel und leer, aber dann entdeckte ich, dass das Motorboot fehlte, das sonst an den Steg vertäut war.
    Ich sah nach der Uhr. Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht. Wenn sie Chris Mamun wirklich abgefasst hatten, dann kam schon jede Hilfe zu spät.
    Ich wollte gehen, als ich Motorengeräusche vom Wasser her hörte. Schnell schlüpfte ich in den dunklen Schlagschatten des Getreidesilos.
    Tatsächlich kam das Motorboot zurück. Ich hörte Stimmen und erkannte Luggers dröhnenden Bass. Kurz darauf tauchten zwei Gestalten auf dem Quai auf. Die Riesengestalt des Boxers war auch in der spärlichen Beleuchtung der Bogenlampen zu erkennen. In dem anderen Mann erkannte ich Steve Comb. Sie betraten nicht das Haus, sondern schlugen den Weg zur Anlegestelle ein, wahrscheinlich um mit der Fähre nach der anderen Seite zu fahren und Kent von dem Vollzug ihres Auftrages zu berichten. Ich wartete, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden waren, dann huschte ich die Anlegetreppe herunter zum Motorboot. Ich hatte eine flache Taschenlampe bei mir und begann, das Boot sorgfältig zu untersuchen. Die Schiffspapiere fand ich in einem unverschlossenen Wandschrank der winzigen Kajüte. Sie lauteten auf Kent. In der Kombüse befanden sich eine Menge Whiskyflaschen, alle von der Marke »Black and White«. Der Boden war feucht. Ich tauchte die Finger in die Feuchtigkeit und roch daran. Kein Hafenwasser, sondern Whisky. Ich tastete weiter umher und fand einen kleinen, schwarzen Gegenstand, eine alte Zigarettenspitze. Ich wickelte sie sorgfältig in mein Taschentuch, suchte weiter, fand aber nichts mehr von Bedeutung.
    Längst war es Mitternacht geworden. Ich ging noch einmal zu Chris Mamuns Haus. Ich wäre gern hinaufgegangen, um die Wirtin zu fragen, ob er zurückgekommen sei, aber ich durfte es nicht wagen. Leider wusste ich auch nicht, wo Al Fend wohnte. Ich hätte ihn gern gefragt, ob die Zigarettenspitze, die ich gefunden hätte, Chris Mamun gehörte.
    ***
    Am anderen Morgen hatten meine Freunde in dem Gewerkschaftsholzhaus dicke Augen und bekämpfen ihren Nachdurst mit Unmengen von Coca-Cola. Nicht einmal zu einer Pokerpartie hatten sie Lust. Um zehn Uhr kam Donald Kent. Ihm konnte man nicht anmerken, wie viel er gestern getrunken hatte.
    Gegen Mittag erschien ein Mann von der Hafenpolizei in Begleitung eines New Yorker Kriminalbeamten.
    »Wer ist der Chef hier?«, fragte der Polizist.
    Donald Kent meldete sich und fragte sehr zuvorkommend: »Was gibt es, Sergeant?«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher