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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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mich hoch, hielt mich mit der Linken fest, schlug mit der Rechten, und als letztes traf er mich noch tief. Aus! Dunkelheit! Schwärze!
    Irgendwer musste mir einen Eimer Hafenwasser über den Schädel geschüttet haben, ich wachte in einer Lache auf.
    Donald Kent kniete neben mir und grinste mich an. »Gut, mein Junge, du hast dich prima gehalten. Natürlich, dass Trux besser als du ist.«
    Vincent Vincon und ein anderer halfen mir auf die Beine.
    Ich hörte, dass Kent dem Ex-Boxer zuzischte: »Wenn du noch einmal meinen Befehlen entgegen handelst, bekommst du es mit mir zu tun.« Es war erstaunlich zu sehen, wie der Bulle von Lugger blass vor Angst wurde.
    Mich hatten sie unterdessen auf einen Stuhl gesetzt. Irgendwer schob mir eine Zigarette zwischen die Zähne. Langsam wusste .ich wieder, wie ich hieß.
    Kent widmete wieder mir seine geschätzte Aufmerksamkeit.
    »Also, Billy, du bekommst einen Posten in der Gewerkschaftsleitung. Natürlich gibt’s ein Gehalt dafür, das aus der Kasse bestritten wird. Warte mal, zu was können wir dich ernennen!«
    Er sah sich um. »Ich bin Vorsitzender der Sektion. Das weißt du. Lugger ist erster Sekretär. Vincon macht den Kassierer. Kenny Forbes – (das war der Fingerpolierer) – ist zweiter Sekretär. Steve Comb (der Zahnstocherer) – Sachbearbeiter für Unfallverhütung und Pedro Gomez (der Jonglierer) für allgemeine Fragen.« Er grinste. »Was meinst du, Vincon, kannst du ’nen Hilfskassierer gebrauchen? – Billy, ich ernenne dich zum Hilfskassierer der Gewerkschaft.«
    Ich kratzte mir wieder den Schädel. Mein Gesicht brannte, und mein linkes Auge schwoll zu. Ich legte ein heimliches Versprechen ab, und Trux Lugger spielte eine maßgebliche Rolle in meinen Gedanken. Laut aber sprach ich: »Ich weiß nicht, Boss, ob ich für den Job geeignet bin. Ich kann mit Geld nicht besonders gut umgehen. Ich sehe es an meiner eigenen Kasse. Das Geld ist immer alle, und ich weiß nicht, wo es hingekommen ist.«
    Meine Sätze lösten eine Lachsalve aus. »Mensch, der ist naiv«, brüllte Forbes, der Nagelpolierer.
    »Ruhe!«, rief Kent. »Hauptsache, er versteht mit seinen Fäusten umzugehen. Von euch hätte keiner solange gegen Trux gestanden.«
    Er lächelte mich freundlich an. »Mache dir keine Gedanken darüber, mein Junge. Das Zählen besorgen wir. Für dich haben wir andere Aufgaben.«
    »Na schön«, sagte ich, »aber bei den Eisenbahnern wurde die Gewerkschaftsleitung von den Kollegen gewählt.«
    Kent steckte sich eine neue Zigarre in die Gaunervisage. »Das machen wir auch so; Ich schlage dich in der nächsten Versammlung vor, und die Kollegen wählen dich.« Er lächelte dünn. »Sie wählen immer, wen ich vorschlage.«
    ***
    Von diesem Augenblick an gehörte ich also zur Leitung der Gewerkschaft der Hafen- und Transportarbeiter, Sektion Europaquai, oder, um die Dinge beim richtigen Namen zu nennen: ich war ein Mitglied von Donald Kents Totschlägergarde.
    Am gleichen Abend traf ich Phil. Ich gab ihm eine Beschreibung der Leute. Er sollte sich dafür interessieren, wie ihr Vorstrafenregister aussah.
    »Und was willst du tun?«
    »Beschaffe mir die Unterlagen über die drei Männer, die den Unfällen zum Opfer gefallen sind. Ich werde mich bemühen, herauszubekommen, wer diese Unfälle organisiert hat. Sie haben einen Fachmann für Unfallverhütung in der Leitung, Steve Comb heißt der Bursche, und ich wette, er zeichnet verantwortlich dafür.«
    Er brachte sie mir am nächsten Abend. Ich nahm sie mit auf meine Bude und studierte alle Unterlagen. Ich lernte sie auswendig und verbrannte dann alles.
    Drei Tage lang lebte ich ein gemütliches Leben. Ich tauchte meistens so gegen neun Uhr im Gewerkschaftsbüro auf und lungerte mit den anderen herum. Die Hafenarbeiter befanden sich um diese Zeit schon auf ihren Schiffen, aber immer lungerten einige herum, die Lugger von der Arbeit ausgeschlossen hatte. Wenn sie mich sahen, spuckten sie aus und drehten die Köpfe weg. Sie verachteten mich wegen meiner raschen Karriere, und verdammt, wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, ich hätte mich auch verachtet. Wenn ich jetzt auch zu Kents Garde gehörte, so hieß das durchaus nicht, dass er mich nun spornstreichs in seine Geschäftsmethoden eingeweiht hätte. Ich kannte solche Vorsicht von manchem Gangsterchef, mit dem ich zu tun gehabt hatte. Erst musste man sich in ihren Diensten die Hände schmutzig gemacht haben, bevor sie einen Mann wirklich zu ihrem Genossen erhoben. Es blieb

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