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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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fassen. Ich habe kein Geld, keine Hilfe, keine Freunde. Ich komme auf den Stuhl, oder ich werde bei der Festnahme erschossen, das weiß ich, aber bevor es soweit ist, will ich mich an dir als dem Urheber rächen. Jeder Mann kann nur einmal hingerichtet werden.«
    Immer noch behielt ich meine Ruhe. »Verständlich, Donald«, sagte ich, »aber ich zum Beispiel habe nicht die geringste Lust zu sterben.«
    »Das nützt dir gar nichts«, entgegnete er und entblößte die Zähne zu einem hässlichen Grinsen.
    Ich sah, wie die Hand mit dem Revolver sich langsam hob und stellte die Beine breit. Wenn ich mich in dem Augenblick, da er abdrückte, mitsamt dem Sessel hinten über warf, kam ich vielleicht davon. Ich hatte das schon einmal gemacht, als Jim Pickford mich absolut in eine bessere Welt befördern wollte, aber der Sessel, in dem ich jetzt saß, war verdammt schwer, vielleicht zu schwer, um sich mit ihm nach hinten zu werfen.
    Das Glas mit dem Drink hielt ich noch in der Hand. Ich ließ kein Auge von Kents Finger an dem Drücker. In der Sekunde, da dieser Finger zuckte, musste ich springen.
    Eine Schelle schrillte. Es war die Telefonklingel, aber das konnte Kent nicht wissen. Er riss den Kopf zur Tür herum. Ich erfasste meine Chance. Mit aller Wucht warf ich ihm das Whisky-Glas ins Gesicht. Er stieß einen Schrei aus, fuhr zurück und feuerte zwei Mal. Hätte ich ihn angesprungen, so hätte ich die Kugeln in den Bauch bekommen, aber noch in dem Augenblick, in dem ich das Glas warf, stieß ich mich ab und warf mich mit dem Sessel nach hinten.
    Unmittelbar hinter dem Sessel stand die Stehlampe. Ich riss sie mit um. Die Birnen zerbarsten am Boden, und da die Deckenbeleuchtung nicht eingeschaltet war, wurde es fast dunkel im Raum, bis auf den ungewissen Schein, den eine Neonreklame von draußen warf.
    Ganz in meiner Nähe stand die Bar. Ich nahm eine Flasche heraus und hielt sie wurfbereit in der Hand.
    Immer noch schrillte das Telefon. Ich überlegte, ob ich versuchen sollte, das Schlafzimmer zu erreichen, huschte hinter die Deckung des nächsten Sessels und wollte weiter, als es wieder hell im Zimmer wurde. Kent hatte die Deckenbeleuchtung angedreht. Ich warf die Flasche sofort nach dem Leuchter, traf auch. Vier Birnen zerplatzten, aber eine blieb ganz.
    Und immer noch schrillte das Telefon.
    Donald schoss sofort, wieder zweimal. Eine Kugel krachte unmittelbar über meinem Kopf in die Wand, die zweite schlug in die Polsterung.
    Aus! Stille, nur das Telefon läutete in regelmäßigen Abständen.
    »Komm heraus!«, sagte der Hafen-Boss.
    Ich erhob mich. Es hatte keinen Sinn, sich hinter dem Sessel abknallen zu lassen.
    »Stell dich an die Wand!«, befahl Kent.
    »Ich denke nicht daran«, antwortete ich und setzte mich. Wirklich, ich gab keinen Penny mehr um mein Leben. Manchmal weiß man eben, dass alle Mätzchen jetzt keinen Zweck mehr haben. Ich konnte es zwar immer noch nicht kapieren, dass ausgerechnet Donald Kent es schaffen sollte, mir die Fahrkarte aus dieser Welt zu verkaufen. Das hatten im Laufe der Zeit schon eine Menge Leute versucht, und es war ihnen nicht gelungen. Der Hafen-Boss schien es fertig zu bringen. Ich wusste, dass ich ihn nicht noch einmal würde überlisten können.
    »Beeil dich, Donald«, sagte ich.
    »Gewiss«, sagte er, hob den Revolver und drückte ab.
    Der Hahn klackte nur, Ladehemmung oder leer? Kents Gesicht verzog sich, und wieder zog er den Hahn durch.
    Klack!
    Ich gestehe, ich starrte genau so verständnislos auf die Waffe wie Kent selbst. Auch ich begriff in diesem Augenblick nicht, dass ich bewahrt werden sollte, weil – nun, weil ich eben noch nicht an der Reihe war.
    Donald Kent stieß einen Schrei aus, eigentlich nur einen unartikulierten, fast hilflosen Laut, schwang den Revolver hoch in der Hand und sprang auf mich zu, um mir ihn auf den Schädel zu schmettern.
    Sein Schrei erweckte mich aus der Starre. Ich war auf den Beinen, bevor er bei mir war.
    Es war so leicht, so lächerlich leicht, nach dem, was bis zu dieser Sekunde gewesen war. Ich fing den Hieb mit dem linken Unterarm ab und schlug rechts zwei Mal zu.
    Donald Kent war kein Mann, der noch viel vertrug. Er war ein abgehetzter, halb verhungerter Verbrecher der letzten Stufe, nicht mehr der große Hafen-Boss, sondern ein Mann, der einfach am Ende war. Er fiel von beiden Hieben um wie ein morscher Pfahl, und er blieb liegen und rührte sich nicht mehr.
    Fünfzehn Sekunden lang stand ich und blickte auf den Mann. Dann kam

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