KR127 - Ich bluffte den Hafenboß
verliere sonst die Geduld.«
Er gehorchte nicht. Ich tat zwei oder drei kräftige Armzüge, so dass ich ein wenig vor ihm zu liegen kam, bäumte mich im Wasser hoch und schlug ihm die Faust ins Gesicht.
Er stieß so etwas wie ein uriges Gebrüll aus, kam heran und fasste nach mir. Ich warf mich auf den Rücken, winkelte das Knie an und trat zu.
Ich hatte die Schuhe nicht ausgezogen, als ich ins Wasser sprang. Beim Schwimmen ist das hinderlich, aber für Lugger war es peinlich. Er bekam den Fuß mit voller Wucht ins Gesicht, und ich dachte, er würde jetzt erlahmen, aber ich irrte mich.
Er griff wieder nach mir, bekam ein Bein zu fassen, packte nach und umklammerte meine Hüfte.
Auch gut. Ich hatte genügend Luft in den Lungen. Ich griff in sein kurzgeschorenes Haar, tauchte und riss ihn mit herab.
Wir wälzten uns im Wasser herum wie zwei Delfine. Er versuchte, mich unter sich zu drücken, und ich ließ ihn gewähren, aber ich ließ ihn auch nicht los, so dass er mit unter Wasser kommen musste. Er löste eine Hand und tastete nach meinem Hals. Ich zog das Kinn an die Binde. Er versuchte, mir ein Knie in den Magen zu stoßen. Ich zog einfach den Bauch ein, und das Wasserpolster tat das Übrige, damit ich den Stoß nicht spürte.
Ich schlug nicht nach ihm und versuchte auch sonst nicht auf irgendeine Art, ihm das Genick umzudrehen. Ich hielt ihn nur unten. Dann merkte ich, wie ihm die Luft knapp wurde. Er begann zu zappeln. Seine Hände lösten sich von meinem Körper. Er strebte nach oben. Ich hielt ihn fest.
Er schlug um sich wie ein wild gewordener Aal, und er hatte Glück. Er konnte seinen Kopf für einen Augenblick aus meinen Händen befreien, schoss an die Oberfläche und japste.
Wenn Sie das nächste Bad nehmen, dann tauchen Sie in Ihrer Badewanne mal unter und bleiben Sie dort solange, bis Ihnen die Luft knapp wird und noch ein paar Sekunden darüber hinaus. Ich garantiere Ihnen, wenn Sie auftauchen, sind Sie so fertig wie nach einem ausgedehnten Catch-as-catch-can-Turnier. Wundem Sie sich also nicht, dass Lugger fertig war.
Aber noch nicht fertig genug. Ich ließ ihm nur Zeit für einen einzigen Atemzug. Ich warf mich über ihn. Vielleicht hatte er das Gefühl, von einem Haifisch attackiert zu werden, und seine Chancen waren jetzt nicht mehr viel besser, als wenn ich wirklich ein Haifisch gewesen wäre.
Ich zerrte ihn sofort wieder herunter. Er wehrte sich mit der ganzen Wildheit der Verzweiflung, und sein Körper war stark genug, dass er mir noch einmal und noch ein drittes Mal auskam. Aber es nutzte ihm nichts. Ich war immer wieder über ihm, und immer wieder musste er mit mir herunter.
Seine Bewegungen wurden schwächer. Ich spürte es und ließ ihn los.
Er lag auf der Wasserfläche, den Mund weit auf und holte Luft mit tiefem, ängstlichem Gurgeln.
»Gibst du auf, Trux?«, fragte ich.
»Ja«, keuchte er »ja, ich gebe auf«.
»Schwimm zurück zum Pier.«
»Einen Augenblick noch«, bat er jammervoll. »Ich… ich kann noch nicht.«
Er brachte die einzelnen Worte nur unter großen Pausen hervor.
Ich ließ ihm Zeit, sich zu erholen. Einträchtig nebeneinander schwammen wir zum Pier zurück. An der Anlagetreppe war er kaum in der Lage, sich aus dem Wasser zu ziehen.
Phil nahm uns in Empfang. Mit schnellen Fingern tastete er Lugger ab, aber der Ex Boxer hatte keine Waffe mehr bei sich. Er stand nur da mit hängenden Armen und atmete schwer und tief. Ich schwang mich aufs Trockene.
»So, Phil«, sagte ich, »du führst jetzt diese Karawane ab. Ich werde sehen, ob ich Kent noch irgendwo erwische.«
»Den Teufel wirst du!«, schrie er wütend »Weißt du eigentlich, wie du aussiehst? Du gehörst in ein Krankenhaus, zumindest aber ins Bett!«
Er brachte einen kleinen Spiegel zum Vorschein und beleuchtete ihn und mich mit der Taschenlampe.
»Da, sieh!«, brüllte er »So siehst du aus!«
Genau genommen, sah ich überhaupt nicht mehr aus, wenigstens nicht nach Jerry Cotton und kaum noch nach einem Menschen. Meine beiden Augen waren zugeschwollen, das linke etwas mehr als das andere. Ich blickte durch Schlitze in die Welt, die jedem Chinesen Ehre gemacht hatten, wenn sie nicht so dick gewesen wären. Meine Nase hatte früher eine leicht klassische Form.
Ich war ziemlich stolz darauf, wenn ich es auch nie zugab. Jetzt hing mir da ein unförmiger Kolben im Gesicht, der dazu auch noch bläulich schimmerte.
Meinen Mund hatte ich bisher für schmal gehalten. Jetzt war ich Besitzer von
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