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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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auf und hängte Hut und Mantel an die Garderobe. An meiner Hausbar mixte ich mir einen kleinen Drink, zog die Jacke aus und wollte mich eben zu einer halben Stunde Lektüre in meinen bequemsten Sessel setzen, als es klingelte.
    Ich dachte dass es Phil sei, denn ich hatte vor dem Eishockeykampf mit ihm telefoniert. Er konnte nicht mitkommen, versprach aber, mich später noch aufzusuchen, wenn es sich eben machen ließe. Aber auch sonst wäre ich nicht sehr vorsichtig gewesen. Wer rechnet schon damit, dass Gejagte einen in der eigenen Wohnung aufsuchen?
    Das Whisky-Glas in der Hand ging ich also zur Tür, aber ich hatte kaum die Klinke niedergedrückt, als die Tür von außen aufgestoßen wurde. Ich bekam sie vor die Stirn, ein Teil meines Drinks platschte aus dem Glas, als ich zurückprallte, und dann sah ich mich Auge in Auge mit Donald Kent, dem Hafen-Boss.
    Offen gestanden, ich erkannte ihn zuerst auf den zweiten Blick. Der Mann dort im Türrahmen hatte nicht das geringste mehr mit dem Donald gemein, den ich seinerzeit bei meiner ersten Verladearbeit gesehen hatte. Nichts mehr von der Eleganz, der Gepflegtheit und dem Eindruck eines großen Herrn mit viel Geld.
    Der Mann trug einen mehrtägigen Stoppelbart. Sein Anzug war verdrückt, als habe er viele Nächte darin geschlafen. Sein Hemd mochte seit Wochen nicht mehr gewechselt sein, und der Hut schien ihm nicht zu gehören, denn er war viel zu groß.
    Aber in dem eingefallenen Gesicht funkelten aus tiefen Höhlen Donald Kents böse Augen, deren Farbe eine merkwürdige Mischung von Grau und Gelb war. In der Hand hielt der Mann den Scooter-Revolver, die gleiche Waffe, die er auch in der Hand gehalten hatte, als ich ihn zum letzten Mal begegnete.
    »Guten Abend, G-man«, sagte Kent. Auch seine Stimme war anders geworden. Sie hatte nichts mehr von der selbstsicheren schneidenden Schärfe, sondern klang rau und heiser.
    »N’ Abend, Donald«, sagte ich langsam und wich einen Schritt zurück. ’
    »Bleib stehen!«, befahl er, trat ganz in die Diele und schloss die Türe hinter sich.
    Ich wusste genau, wie gefährlich die Situation für mich war, aber an gefährliche Situationen war ich nachgerade gewöhnt.
    Ich nahm einen ganz kleinen Schluck aus meinem Whisky-Glas.
    »Falls du in der Absicht hierher gekommen bist, mich zu erschießen«, sagte ich, »so mache ich dich darauf aufmerksam, dass an der Ecke eine Polizeiwache ist. Sie würden den Schuss hören, und du hättest keine Chance, herauszukommen.«
    »Ich weiß«, antwortete Kent mit unheimlicher Ruhe. »Ich habe ganz in der Nähe gewartet, bis ich dich ins Haus gehen sah, G-man.«
    Mir ging eine Ahnung auf, wie schlecht es um mich stand. Man braucht einen Mann nicht zu fürchten, solange es eine Möglichkeit gibt, ihn zu erschrecken, aber ein Mann wird dann gefährlich, wenn es nichts mehr gibt, das ihn erschrecken könnte.
    »Warum hast du dann nicht gleich geschossen, als ich öffnete?«, fragte ich.
    »Ich will, dass du weißt, dass ich es bin, der dich tötet«, antwortete er mit einem seltsamen Lächeln.
    Mit einer Bewegung der Hand, die die Waffe hielt, befahl er mir, ins Wohnzimmer zu gehen, aber als ich mich umdrehen wollte, befahl die gleiche Hand, dass ich rückwärts zu gehen habe.
    Ich gehorchte, und ich überlegte in rasender Eile, was ich tun könnte, um ihn zu überlisten. Meine eigene Null-acht lag im Schlafzimmer, also außerhalb jeder Möglichkeit, sie zu erreichen.
    »Setz’ dich«, sagte Donald, nachdem er die Wohnzimmertür hinter sich zugedrückt hatte. Ich musste gehorchen. Er blieb stehen.
    »Du siehst nicht gut aus, Donald«, sagte ich. Ich musste Zeit gewinnen. Jede Sekunde konnte kostbar sein. Vielleicht kam Phil noch, vielleicht fand sich eine Möglichkeit, Kent an den Kragen zu gehen, bevor er schießen konnte.
    »Darum bin ich hier, G-man«, antwortete er in seiner unheimlich gelassenen Art. »Ich war ein reicher Mann, bevor du dich auf meine Fährte setztest. Ich hatte Macht, Geld, Luxus, alles was ich wollte. Ich verfügte über Kreaturen, die auf einen Wink meines kleinen Fingers reagierten. Das alles hast du mir genommen, G-man, und darum werde ich dich töten.«
    »Ich glaube nicht, dass du deine Lage verbesserst, wenn du mich über den Haufen knallst.«
    Er stieß ein kurzes, heiseres, höhnisches Lachen aus. »Ich will meine Situation nicht verbessern, G-man. Seit über 14 Tagen werde ich gejagt. Morgen oder übermorgen, vielleicht erst in einer Woche, werden eure Leute mich

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