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KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

KR127 - Ich bluffte den Hafenboß

Titel: KR127 - Ich bluffte den Hafenboß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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rechts kurz und trocken zu. Er legte sich schlafen. Ich drehte mich um und ging zu Phil.
    Im Scheine der Taschenlampe sah ich sein fröhlich grinsendes Gesicht.
    »Alles gesund, altes Haus!?«, fragte ich.
    »Ich bin o.k., aber Fend hat es an der Schulter erwischt, als die Bande loszuballern begann. Und Steve Comb musste ich den Pistolenlauf über den Schädel schlagen, weil er aufsässig wurde, als seine Freunde auftauchten.«
    Ich sprang über die kleine Mauer in die Reste des Aufseherhäuschens, beugte mich zu Fend hinunter und untersuchte seine Wunde. Es war ein ziemlich tief sitzender Schulterschuss, aber nichts Ernstliches.
    »Tut mir leid, Al«, sagte ich, »dass Sie noch etwas abbekommen haben. Wir verdanken die Schweinerei Ihrem Freund Silvestro Bacco. Er arbeitete für Kent.«
    Al knirschte mit den Zähnen. »Ich schlag ihn in Stücke.«
    »Dazu werden Sie nur dann Gelegenheit haben, wenn er schwimmen kann. Ich stieß ihn in den Hafen.«
    Ich wandte mich an Phil. »Was machen wir mit unserer Beute? Comb und Gomez sind noch ohne Bewusstsein. Vincon wird wohl gleich zu sich kommen.«
    »Ich habe ein paar Handschellen bei mir. Wir ketten Gomez und Comb aneinander, legen sie in eine sichere Ecke und lassen sie durch die Polizei abholen. Vincon und Al nehmen wir mit.« Wir verfuhren nach seinem Vorschlag, trugen den bewusstlosen Gomez in das Aufseherhaus, legten ihn neben den ebenso bewusstlosen Comb und verbanden ihre Handgelenke durch einen stählernen Schmuck miteinander. Phil besorgte das liebevoll und betrachtete sein Werk andächtig.
    »Sieh nur, Jerry«, sagte er, »wie friedlich sie nebeneinander liegen, fast wie ein frisch getrautes Paar.«
    »Ochse!«, antwortete ich. Er war beleidigt.
    »Du hast keinen Sinn für Poesie«, sagte er vorwurfsvoll. Vincon machte uns keine Schwierigkeiten. Er hatte sich bereits hochgestützt und schüttelte den Kopf.
    »Komm, Süßer!«, forderte ich ihn auf und half ihm auf die Beine.
    Fends Wunde hatten wir notdürftig verbunden. Phil stützte ihn. So verließen wir den Schuppen. Wir gingen nebeneinander, und Phil fragte:
    »Wo werden wir Kent und Lugger suchen müssen?«
    »Keine Ahnung, aber sie werden nicht schwer zu finden sein, zumindest Lugger nicht. Er sieht zu auffallend aus, und wo er ist, dürfte auch Kent nicht weit sein, denn ich wette, dass Trux seinem Herrn und Meister nicht von den Fersen geht. So bullig sich Lugger auch gibt, er hat ein Gehirn wie ein Spatz und fühlt sich ohne Kents Befehle hilflos. Das ist bei Boxern häufig der Fall. Sie sind gewöhnt, dass der Manager für sie denkt.«
    Ich rieb mir das Kinn. »Du, Phil, hoffentlich wird der Ex-Boxer seinem Chef nicht lästig, sonst finden wir ihn noch viel schneller, aber tot.«
    Während dieses Gespräches und gerade, als ich meine Bedenken über Trux Luggers Zukunft äußerte, passierten wir den Schein einer der wenigen Bogenlampen.
    In allen Wild-West-Filmen ruft selbst der böseste Bösewicht erst »Hände hoch«, bevor er schießt. Tut er es nicht, nimmt nicht einmal mehr der räudigste Hund einen Knochen von ihm, und er muss einen ganz besonders scheußlichen Tod sterben.
    Sicherlich waren die Leute früher bessere Menschen. Die Burschen, die hin und wieder auf mich schossen, pflegten das mehr oder weniger kommentarlos zu tun, und sie sagten höchstens noch ein Wort, wenn sie ganz sicher waren, dass meine Chancen absolut null standen. In allen anderen Fällen ballerten sie ankündigungslos, und das taten sie auch jetzt.
    Wir haben später festgestellt, warum wir trotzdem am Leben geblieben sind. Wir verdanken es nur der Nervosität von Trux Lugger, der die Zeit nicht abwarten konnte, und einen Bruchteil zu früh schoss. Sie hätten uns noch zehn Schritte näher herankommen lassen sollen, dann wären wir umgefallen wie Fliegen im Herbst, aber Luggers Nerven hatten wohl ein wenig gelitten, oder er konnte es nicht abwarten.
    Eigentlich noch bevor ich den Knall hörte, fühlte ich, wie Vincon, den ich leicht am Ärmel hielt, von einem Schlag zurückgeworfen wurde.
    In solchen Augenblicken fällt einem nichts ein. Man handelt einfach instinktiv. Ich stieß Phil zur Seite, packte Fends Arm und riss ihn mit mir.
    Und jetzt hörte ich mehr als ein Geräusch. Vincon schlug auf den Boden und brüllte. Fend stieß Schmerzensschreie aus, und es knallte. Es zischte an meinem Kopf vorbei. Eine glühende Nadel fuhr in meinem linken Oberarm. Dann war ich aus dem Lichtkreis der Bogenlampe heraus und riss Al

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