KR127 - Ich bluffte den Hafenboß
schmeiße ich eine Runde Bier zum Einstand.«
»Wir spucken auf dein Bier«, antwortete der alte Jonathan Hobbiers langsam. »Glaubst du, wir wüssten nicht, dass du ein Lieblingskind von Kent und Lugger bist. Warum sonst hätte er dir mehr gegeben als uns? Und wenn du nicht von unserem Tisch aufstehen willst, dann gehen eben wir.«
In mir zuckten ein paar Gedanken hoch. Sie hielten mich für einen Spitzel von Kent, oder zumindest für einen Mann, der beste Aussichten hatte, es zu werden. Eigentlich ein guter Gedanke, auf den der Alte mich da brachte.
Ich stand auf. »Wie ihr wollt«, sagte ich langsam. »Ich komme auch ohne eure Gesellschaft aus.«
Ich suchte mir einen Tisch in der Nähe, ließ mich daran nieder, trank mein Bier, auch ein zweites und verhehlte nicht, dass ich mich für den Tisch der Dockarbeiter interessierte. Sie nahmen ihr Gespräch im Flüsterton wieder auf, aber offenbar störte sie meine Gegenwart. Immer wieder flog der Blick des einen oder anderen zu mir herüber. Nach einer knappen Stunde hörte ich Al Fend sagen: »Geben wir es für heute auf. Wir kommen doch nicht zu einem Entschluss.«
»Ja«, sekundierte Mamun mit einem Blick zu mir. »Die Luft ist hier nicht gut für eine Beratung.«
Sie zahlten und gingen zur Tür. So bald sie draußen waren, rief auch ich den Kellner und ging ihnen nach.
Es war nicht schwer, ihnen zu folgen. Sie trennten sich an einer Straßenecke, und einer von ihnen, der Gestalt nach schien es Mamun zu sein, ging allein weiter.
Ich mochte an die einhundertfünfzig Yards hinter ihm sein. Er ging langsam und durchquerte den Lichtschein einer einsamen Straßenlaterne. In diesem Augenblick geschah es. Drei Gestalten tauchten vor ihm auf. Er erhielt den ersten Schlag über den Kopf, bevor er noch eine Hand zur Abwehr heben konnte. Und dann prügelten sie auf ihn ein.
Ich lief schon, und war bis auf fünfzig Yards heran, als ich stoppte. Die Laterne gab genügend Licht, um zu erkennen, wer sich dort mit Chris Mamun befasste. Es waren drei Leute aus Kents Leibgarde. Lugger war nicht darunter, und ich hätte es mir schon zugetraut, mit ihnen fertig zu werden, aber ich konnte es mir einfach nicht leisten. Wenn ich jetzt dazwischen fuhr und ihnen die Abreibung verabreichte, die sie verdienten, so waren meine Aussichten, jemals in ihren Kreis einzudringen, ein für alle Mal dahin.
Ich hatte in einem Hauseingang Deckung genommen. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Noch eine Minute, und ich wäre losgebraust, ohne Rücksicht auf meine weiteren Pläne. Da ließen sie endlich von ihm ab.
»Ich denke, er hat genug«, hörte ich eine Stimme, wahrscheinlich die des Fingernagelpolierers.
Nicht einmal besonders eilig verließen sie den Schauplatz ihrer Heldentat. Ich wartete, bis sie verschwunden waren und wollte eben zu Mamun hinüber, um ihm zu helfen, als ich sah, wie er sich aufrichtete.
»Oh, verdammt«, hörte ich ihn stöhnen. »Diese Hunde, diese verfluchten Hunde!« Er krabbelte sich an dem Laternenpfahl hoch. Sein harter, irischer Schädel schien die Sache leidlich überstanden zu haben, und ich hatte eine bessere Idee, als ihn nach Hause zu bringen.
Ich spurtete die Straße entlang, nahm die nächste Querstraße rechts, dann die Parallelstraße links, zwei Seitengassen und kam schnaufend vor dem Lokal »Yockey«, an, dessen Lage ich mir angesehen hatte, bevor ich in die ›Atlantic Inn‹, ging. Ich hatte mich kaum in die nächste Toreinfahrt verdrückt, als die drei Schläger auftauchten.
»Trinken wir noch einen«, hörte ich den Größten, den Fingernagelpolierer, sagen. »Vielleicht kommt Donald noch, und wir melden ihm den Vollzug. Kann sein, er gibt eins aus.«
»Ich habe ’ne Verabredung mit einem Girl auf der anderen Seite«, antwortete der Jonglierer. »Wartet ohnedies schon seit einer Stunde. Könnt meinen Drink mit heben.«
Die beiden anderen verschwanden in der Tür des Lokals. Der Jonglierer zog seine Bälle aus der Tasche und ging, sich eins pfeifend, die Straße hinunter. Er kam direkt an mir vorbei. Ich rieb mir die Hände. So rasch hatte ich nicht erwartet, dass sich eine Chance zur Ausführung meiner Idee bieten würde.
Ich ging ihm nach. Er bewegte sich auf die Anlegestelle der Fähre zu. Ich wusste, er würde gleich einen vollkommen dunklen Straßentrakt passieren müssen, und als er mitten darin war, setzte ich ihm nach. Es war stockduster. Ich brauchte nicht zu fürchten, dass er mich erkennen würde.
Ich holte ihn ein und
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