Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR137 - Ich stürzte den Senator

KR137 - Ich stürzte den Senator

Titel: KR137 - Ich stürzte den Senator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich stürzte den Senator
Vom Netzwerk:
Schweigen nervös machte, das konnte man leicht sehen. Also nutzte ich das Schweigen aus, indem ich es künstlich ausdehnte.
    Nach einer Weile marschierte Mr. Marmara aufgeregt hin und her. Als ihm mein Schweigen zu lange dauerte, fragte er plötzlich: »Darf ich fragen – eh – was die – eh – die Ursache Ihres Besuches ist?«
    Ich antwortete sehr unbestimmt: »Es handelt sich um die Wahl morgen.«
    Das Glas aus Mr. Marmaras Händen polterte zu Boden. Der Teppich verhütete, daß es zerbrach.
    Ich bückte mich und hob das Glas auf. Während ich es sinnend betrachtete, fragte ich: »Wie geht so eine Wahl eigentlich vor sich? Ich meine, was haben Sie als Mitarbeiter der Wahlleitung des Bezirks eigentlich zu tun?«
    Mr. Marmara hatte mir noch nicht ein einziges Mal in die Augen gesehen. Auch jetzt vermied er es, meinem Blick zu begegnen.
    »Während der Wahl prüfen wir in unseren Listen nach, ob jeder Wähler, der in unserem Bezirk wählt, auch wirklich in unserem Bezirk zu wählen hat. Es könnte ja sein, daß einer seine Stimme in einem anderen Wahlbezirk abzugeben hätte. Auf jeden Fall muß ja verhindert werden, daß einer zweimal wählt. Jeder Wähler legt uns also seinen Ausweis vor, wir sehen in der Liste nach, ob er zu unserem Bezirk gehört, und dann erhält er den Wahlzettel und geht in die Kabine. Sein Name wird in unserer Liste abgehakt, so daß er nicht ein zweites Mal seine Stimme abgeben kann.«
    »Das ist mir klar«, erwiderte ich. »Mich interessiert vielmehr, was nach Schluß der Wahlzeit mit den Stimmzetteln geschieht.«
    Mr. Marmara wurde immer aufgeregter.
    »Nach der Wahl? Eh – ja… Ich weiß nicht… Ich meine – darf ich denn darüber Auskunft geben – eh?«
    Ich sah ihn fest an. Er wich noch immer meinem Blick aus.
    »Ich denke, schon, daß Sie darüber Auskunft geben können. Um so mehr, als das FBI eine Untersuchung durchführt.«
    »Ja, ja, natürlich.«
    »Also?«
    »Punkt achtzehn Uhr wird das Wahllokal geschlossen. Die vereidigten Wahlhelfer…«
    »Moment!« unterbrach ich ihn. »Die Wahlhelfer werden vereidigt?«
    »Ja, natürlich!« sagte Mr. Marmara. »Oh«, meinte ich, »das macht die Sache natürlich noch schlimmer.« .
    Und dabei beobachte ich Mr. Marmara sehr scharf.
    Er fühlte sich offensichtlich keineswegs sehr wohl in seiner Haut.
    »Bitte, fahren Sie fort«, sagte ich nach einer Weile.
    »Tja, also, das Wahllokal wird abgeschlossen. Nach den Wahlsatzungen dürfen sich jetzt nur noch die vereidigten Wahlhelfer mit dem ebenfalls vereidigten Wahlleiter im Wahllokal aufhalten. Der Wahlleiter und ein von ihm gewählter Helfer zählen die in der Liste angekreuzten Namen ab, so daß man zunächst einmal weiß, wie viel Leute ihre Stimme abgegeben haben. Danach wird die Urne mit den Stimmzetteln geöffnet. Zuerst werden die Stimmzettel einfach gezählt. Ihre Zahl muß ja mit der Zahl der in der Liste angekreuzten Wähler übereinstimmen.«
    »Und wenn das nicht der Fall ist?« warf ich ein.
    »Das gibt es überhaupt nicht«, sagte Mr. Marmara.
    »Wenn es aber doch einmal geschähe?«
    »Dann wäre die Wahl in diesem Bezirk ’ ungültig und müßte wiederholt werden, Mr. Cotton.«
    Verdammt, also hier war nichts zu machen. Aber irgendwo mußte in dem Wahl Vorgang eine Möglichkeit versteckt liegen, das Wahlergebnis zu fälschen, dessen war ich absolut sicher.
    »Gut, bitte weiter.«
    »Sind die Stimmzettel gezählt, so werden sie sortiert. Ein Häufchen sind die ungültigen Stimmzettel, die also irgendwie falsch ausgefüllt wurden, ein anderes Häufchen sind die Stimmzettel, die für den demokratischen Kandidaten gelten, und ein letztes Häufchen bilden dann schließlich die Zettel, mit denen dem republikanischen Kandidaten die Stimme gegeben wurde. Das Aussortieren ist von allem noch der unwichtigste Vorgang, denn selbst wenn sich der Sortierer irrt, so entdecken es die Leute, die nachher die einzelnen Häufchen genau durchsehen und zählen. Nicht wahr, das leuchtet ein, das Sortieren ist nicht besonders wichtig?«
    Mir leuchtete plötzlich etwas ganz anderes ein.
    »Und Sie werden die Stimmzettel zu sortieren haben, nicht wahr?« fragte ich.
    »Woher wissen Sie das?« fragte Mr. Marmara regelrecht erschrocken.
    Ich war zufrieden. Jetzt wußte ich, warum Professor Bradforth sterben mußte. Nur eines war mir noch nicht klar.
    Ich stand auf.
    »Ich danke Ihnen, Mr. Marmara, das war alles, was ich von Ihnen wissen wollte. Auf Wiedersehen.«
    »Mehr wollten Sie nicht?«

Weitere Kostenlose Bücher