KR149 - Ich hetzte Scotland Yard
nach irgendeiner antiken Büste gegossen«, sagte ich, »Aber die Büste besteht aus was?«
»Sah nach Bronze aus.«
»Nee«, erklärte ich ihm. »Unter dem Bronzeüberzug steckt Blei. Und was steckt in dem Blei? Was meinen Sie?«
»Gold?« fragte er gespannt.
»Viel teurer. Radium! Radium steckt mitten in der Büste. Nur ein paar Gramm, aber das Zeug hat einen Wert von einigen Millionen Dollar!«
Ihm blieb der Mund offenstehen. Er starrte uns ungläubig an.
»Aber wer kauft denn so was?« fragte er nach einer Weile.
»Oh, da gibt’s genug Leute, die an so etwas Interesse haben. Könnte mir sogar vorstellen, daß die USA unter Umständen das Radium von irgendwelchen Schiebern zurückgekauft hätten, die es vorher erst aus den Staaten stehlen ließen!«
»Toll!« staunte er. »Was es alles gibt!«
Er schwieg eine Weile und fragte dann: »Haben Sie sich eigentlich mit Ihrem Beruf in die Schiffsliste eingetragen?«
Wir schüttelten den Kopf.
»Ja«, rief er aus. »Dann weiß ja der Kapitän auch nicht, daß er zwei G-men hat einsperren lassen! Ich werde gleich zu ihm gehen und…«
»Halt!« rief ich ihn zurück. »Wir finden es ganz gemütlich hier. Es ist so schön ruhig.«
»He?« fragte er ungläubig.
»In vollem Ernst«, meinte ich, wollte ihn aber nicht darüber aufklären, was der eigentliche Grund für uns war, weswegen wir die Abgeschiedenheit in dieser stillen Zelle vorzogen.
»Na schön«, sagte er. »Wie Sie wollen. Kann ich Ihnen irgend etwas besorgen?«
Wir bestellten Zigaretten und eine neue Flasche Whisky, sonst hatten wir keine Bedürfnisse. Wir gaben ihm Geld zum Einkauf der gewünschten Sachen mit.
Bevor er ging, bat ich ihn, heimlich den Steward zu uns zu bringen, der für die Kabine zuständig gewesen war, in der man den Gangster Tony ermordet hatte. Der Matrose versprach uns, sein Möglichstes zu versuchen, um uns den Mann zu bringen.
Wir blieben, um einiges in dieser verwickelten Geschichte aufgeklärt, zurück. Nur eines war immer noch nicht klar: Welche Rolle spielten diese beiden Engländer?
***
Es schien einige Schwierigkeiten zu bereiten, den gewünschten Steward dazu zu bewegen, zwei arretierte Leute aufzusuchen. Erst am nächsten Vormittag erschien er in Begleitung des Matrosen bei uns.
»Er will nicht glauben, daß Sie beim FBI sind«, meinte unser Riese.
»Braucht er auch nicht«, sagte ich. »Die Hauptsache ist, er beantwortet uns ein paar Fragen.«
Der Steward schien sich nicht darüber schlüssig zu sein, ob er uns überhaupt etwas sagen sollte. Der Matrose kam uns zu Hilfe.
»Wenn du den G-men nicht alles sagst, was sie wissen wollen, mach’ ich Kleinholz aus dir«, fauchte er den Steward an.
Der arme Kerl erschrak fürchterlich. Er wurde kreidebleich und wich entsetzt einen Schritt zurück.
»Bitte, Sir«, stammelte er. »Ich will Ihnen alles sagen, was ich weiß!«
»Alles will ich gar nicht wissen! Nur was mit dem Mord an diesem Tony zusammenhängt, an diesem Roughton, verstanden?«
»Ja, Sir. Selbstverständlich!«
»Gut. Setzen Sie sich dort auf das Bett. Vorsicht, es ist ein wenig lädiert!«
Unser Goliath amüsierte sich über die Angst des Stewards.
Ich dachte einen Augenblick lang nach, dann fragte ich: »Wie war das doch: Mr. Abralam war in der Kabine von Mr. Roughton?«
»Jawohl, Sir. Um zehn Uhr vormittags etwa wurde nach mir geklingelt. Als ich die Kabine betrat, saßen Mr. Abralam und Mr. Roughton in einem angeregten Gespräch vertieft. Ich konnte einiges hören, was ich Ihnen bereits sagte.«
»Ja, ja«, sagte ich. »Ich will wissen, wie es weiterging.«
»Mr. Abralam bestellte Tee und Gebäck und…«
»Moment!« unterbrach ich, und auch Phil neigte sich vor, weil er sofort erfaßte, was hier wichtig war. »Wer bestellte den Tee?«
»Mr. Abralam, Sir.«
»Sie irren sich, Steward! Mr. Abralam war doch Gast in der Kabine von Mr. Roughton! Sie wollen uns doch nicht erzählen, daß ein Gast so unhöflich ist, in Anwesenheit des Gastgebers etwas für sich zu bestellen!«
»Ich wunderte mich selbst, Sir. Aber es war so! Mr. Abralam bestellte den Tee.«
»Hm. Das ist sehr interessant. Erzählen Sie weiter!«
»Ich bestellte das Gewünschte in der Küche. Als es fertig war, trug ich es in die Kabine.«
»Jetzt möchte ich sehr genau wissen, wie Sie den Tee servierten und überhaupt jede Kleinigkeit; bis zu dem Zeitpunkt muß ich alles wissen, als Sie die Kabine wieder verließen.«
»Ja, Sir. Die beiden Herren saßen an dem kleinen
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