Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

Titel: KR149 - Ich hetzte Scotland Yard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
Vom Netzwerk:
sagte, war der Tommy mit dem Schnurrbart.
    »Bei Ihnen müssen ein paar Schrauben locker sein«, brummte ich.
    »Es steht Ihnen frei, in dieser Beziehung zu denken, was Ihnen beliebt«, sagte der Tommy mit erhabener Würde und zog sich mit seinem schweigsamen Kumpan zurück.
    »Bitte, packen Sie Ihr Gepäck«, sagte der Offizier.
    Phil grinste. Er machte das Gesicht, das er immer macht, wenn er etwas vorhat. Aber ich winkte ihm ab. »Komm«, sagte ich. »Packen wir!«
    »Wir werden doch mit den vier Leuten fertig«, zischte er mir wütend zu.
    »Dann kommen sie mit zehn oder zwanzig wieder. Laß doch.«
    Er gab sich widerstrebend geschlafen, und wir packten unsere Koffer zusammen. Zum Glück hatten wir gemeinsam einen großen Schrankkoffer, in dem wir tatsächlich die Büste unterbringen konnten, ohne daß es einer merkte.
    Phil schleppte sie aus dem Kleiderschrank und hatte sie von Hemden und Schlafanzügen umgeben, so daß es aussah, als trüge er ein Bündel schmutziger Wäsche. Einem genauen Beobachter wäre es natürlich aufgefallen, daß das Bündel ziemlich schwer sein mußte nach der Anstrengung, mit der Phil es trug, aber die Matrosen kümmerten sich nicht sonderlich um uns.
    Zum Schluß packte ich sogar noch, frech wie eine Elster, die drei Kanonen in meinen kleinen Koffer, die wir den drei Gangstern aus Oak Ridge abgenommen hatten. Schließlich war alles eingepackt, und wir mußten abmarschieren.
    Es ging durch einige Korridore, Treppen hinab und wieder Treppen hinab, und schließlich wurde eine Tür aufgeschlossen. Wir betraten ein kleines Gemach, das offensichtlich schon für uns vorbereitet war.
    Zwei Feldbetten standen darin, ein Tisch und zwei Stühle. Das war absolut alles. Noch bevor wir uns richtig umgesehen hatten, war die Tür hinter uns ins Schloß geschlagen, und wir hörten, wie sie abgeschlossen wurde.
    Phil ließ sich auf ein Feldbett fallen und stöhnte grinsend: »Huch! Endlich mal verhaftet!«
    Manchmal hat Phil solche pietätlosen Einfälle.
    Ich ließ mich ebenfalls auf ein Feldbett fallen und suchte aus meinem Koffer unseren Whiskyvorrat. Es waren immerhin zwei und eine halbe Flasche.
    »Da!« rief ich und warf Phil eine Flasche zu. »Tragen wir es mit Würde, Prost!«
    »Cheerio!«
    Der herrliche Stoff gluckerte leise durch unsere Kehlen.
    »Warum hast du eigentlich so wenig gegen diese blödsinnige Verhaftung protestiert?« fragte Phil nach einer Weile.
    »Ganz einfach«, lachte ich. »Jetzt, wo wir das Radium haben, ist alles andere halb so wichtig. Und solange wir hier sitzen, brauchen wir nicht zu befürchten, daß wir neugierige Besucher kriegen, wie wir sie in den letzten Tagen praktisch am laufenden Band hatten. Hier sind wir sicher ungestört.«
    »Auch eine Art, sich Ruhe zu verschaffen«, grunzte Phil und nahm wieder einen Schluck. »Nur schade, daß ich jetzt nicht mehr an Miß Crone herankommen kann.«
    »Du scheinst dich ja sehr für sie zu interessieren«, sagte ich.
    »Gott, man wird eben langsam erwachsen und möchte Familie gründen«, erklärte Phil trocken.
    Ich prustete den Whisky wieder heraus, den ich gerade im Mund hatte.
    ***
    Am nächsten Mittag brachte uns ein Matrose Essen. Es war der Bär, der unseren Dicken vermöbelt hatte.
    »Sieh an, der Kleine«, grinste ich.
    Der Bär sah mich, erschrak, lief dunkelrot an, und dann ging’s los.
    »Du Lump!« schrie er und stürzte auf mich zu.
    Ich konnte mich gerade noch rechtzeitig von meinem Feldbett herunterwerfen, dann flog der Bär mit seinen zwei Zentnern Lebendgewicht darauf. Das arme Bettchen war solche schweren Brocken nicht gewöhnt und brach zusammen.
    Ich lehnte mich an die gegenüberliegende Wand und lachte.
    Der Goliath rappelte sich mühsam aus dem zusammengebrochenen Bettgestell heraus. Seine Blamage war nicht geeignet, seine Wut abzudämpfen. Er sprang auf mich zu.
    Man darf auch in der größten Wut nicht dumm werden, das ist nichts für einen Kämpfer. Man kann ruhig unheimlichen Zorn haben, aber man muß dabei kalt bleiben, sonst ist es Essig. Wenn man einfach auf einen zurennt, dann muß man damit rechnen, daß man passend empfangen wird. Der Goliath merkte es.
    Ich ließ ihn in meine ausgestreckte Faust hineinrennen. Er brüllte auf und segelte wieder zurück in das zerschlagene Bett.
    »Wenn Sie das nächstemal an mich herankommen«, lächelte ich höflich, »dann seien Sie ein bißchen vorsichtiger. Sonst landen Sie heute noch ein paarmal in meinem Feldbett, und es gehört sich doch nicht, in

Weitere Kostenlose Bücher