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KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

KR149 - Ich hetzte Scotland Yard

Titel: KR149 - Ich hetzte Scotland Yard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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Rauchtisch links in der Ecke der Kabine. Mr. Abralam saß mit dem Rücken zur Tür, Mr. Roughton hingegen mit dem Gesicht zur Tür. Ich trat an den Tisch heran und stellte vor jedem der Herren eine Tasse auf.«
    »Und?« fragte ich gespannt. Ich wartete auf etwas ganz Bestimmtes.
    »Mr. Roughton gab zu verstehen, daß er keinen Tee trinken wolle, aber Mr. Abralam sagte, es sei Unsinn und er solle ruhig eine Tasse mittrinken. Bei einer Tasse Tee ließe sich alles viel leichter regeln.«
    Ich atmete tief ein.
    »Weiter«, sagte ich dann langsam.
    »Mr. Abralam fragte, ob Mr. Roughton etwas Whisky vorrätig hätte. Er liebe es, Tee mit Whisky zu trinken. Mr. Roughton stand auf und holte aus einem Schrank eine Whiskyflasche. Inzwischen war ich zur Tür gegangen und…«
    Er brach ab und machte eine Pause.
    »Und?« fragte Phil scharf.
    »Ich sah, als ich die Tür hinter mir schließen wollte, daß Mr. Abralam die beiden Tassen austauschte.«
    Ich nickte langsam. Es war klar: Clark Abralam hatte ein Gift in seine Tasse geworfen, weil das leichter war, als den Arm mit dem Gift über den Tisch hinweg zu der anderen Tasse auszustrecken.
    Im Augenblick, als er Roughton zum Schrank geschickt hatte wegen des Whiskys, tauschte er die Tassen aus. Hätte ihn Roughton dabei gesehen, so hätte er wahrscheinlich schon irgendeinen Grund dafür heucheln können, während er doch überführt gewesen wäre, wenn man ihn beim Einwerfen des Giftes gesehen hätte.
    Ich habe schon etwas Ähnliches einmal erlebt, wo der Mörder auf die Frage, warum er denn die Tassen vertauschte – er wurde nämlich zufällig dabei gesehen –, ganz kaltblütig erwiderte, er tausche die Tassen gar nicht aus, er habe sich nur einmal das Muster der anderen Tasse angesehen. Das Opfer war darauf hereingefallen.
    Und selbst wenn er die andere Tasse verlangt hätte, wäre dem Täter nichts leichter gewesen, als selbst daran vorbeizukommen, nun sein eigenes Gift trinken zu müssen. In diesem Fall stellt man sich ein bißchen ungeschickt an und verschüttet den Tee oder läßt gar die Tasse aus der Hand gleiten und fallen.
    Das FBI hat in seinen Archivaufzeichnungen über die Anlage von Giftmorden eine Unmenge der verschiedensten Möglichkeiten aufgezeichnet.
    »Schön«, sagte ich. »Ihre Antworten haben mir einiges klargemacht. Was hat man übrigens mit der Leiche angefangen?«
    »Der Kapitän hat seiner Reederei durch Funk von dem Vorfall Meldung machen lassen und auch den Verdacht erwähnt, daß es sich um einen vorgetäuschten Selbstmord handeln könne. Die Reederei soll mit der Polizei Rücksprache gehalten haben, jedenfalls wurde schließlich der Schiffschirurg beauftragt, die Leiche zu öffnen und die Todesursache festzustellen.«
    Das hatte ich kaum zu hoffen gewagt.
    »Na und?« fragte ich sehr gespannt. »Was ist denn dabei herausgekommen?«
    Der. Steward zuckte mit den Schultern. »Ich habe wirklich keine Ahnung, Sir. Es war mir nicht möglich, etwas Näheres darüber zu erfahren.«
    »Danke«, sagte ich. »Das genügt mir. Ich brauche Sie nicht weiter. Besten Dank.«
    Der Steward deutete eine kurze Verbeugung an. Er sah uns ziemlich von oben her an, weil wir ihm nicht einmal ein Trinkgeld gegeben hatten. Aber ich hatte es satt, für dienstliche Fragen dauernd mein bißchen Geld zu verschenken. Wir ließen also den Steward ziehen mit seiner süßsauren Miene.
    »Nun wäre also auch der Mord ziemlich einwandfrei geklärt«, meinte Phil nachdenklich, als wir wieder allein waren.
    Ich nickte.
    »Aber wann gedenkst du uns hier herauszubringen?« fragte Phil noch.
    »Ich? Gar nicht. Man wird uns mit unserem Gepäck zur amerikanischen Botschaft bringen. Mit unserem Gepäck, verstehst du? Ein Wort von uns an unseren Botschafter hinsichtlich des Inhalts der Büste, Vorzeigen unserer Ausweise und vielleicht noch eine Rückfrage beim FBI in New York, und wir sind frei, mein Lieber, und wir haben die Büste doch am sichersten Ort, nämlich in unserer Botschaft.«
    »Schön, gut, alles zugegeben. Aber inzwischen ist Mr. Abralam weg und die drei anderen auch.«
    »Die finden wir leicht wieder. Sie sind waschechte Amerikaner, die fallen in England todsicher auf, und notfalls setzen wir uns mit der englischen Polizei in Verbindung.«
    Phil sprang auf, mit leuchtenden Augen rief er: »Machen wir! Fabelhafte Idee! Ich wollte schon immer mal unsere berühmten Kollegen von Scotland Yard kennenlernen!«
    »Na, also«, brummte ich. »Dann wäre ja alles klar.«
    »Ja«,

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