KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst
Schauspieler, wenn es darauf ankommt, aber hier unter den Scheinwerfern und mit dem Bewußtsein, daß es gar nicht ernst ist, daß Addams zwar schreit, aber nicht schießt, wenn ich etwas falsch mache, hier also gelingt mir auch nichts.«
Wir hatten den Ausgang erreicht.
»War es sehr schlimm?« fragte eine Stimme.
Der nette Tommy Farr lehnte an der Tür und wartete auf uns.
»Scheußlich«, antwortete ich.
Er lachte. »Ich dachte es mir, aber es wird besser werden. Wie ist das mit dem Drink?«
»Einverstanden, sehr einverstanden. Übernehmen Sie die Führung. Sie kennen das hier.«
»Was wollen Sie? Einfach? Prächtig? Luxus? Statistenkneipe?«
»Mittelmäßig. Wir wollen schließlich was sehen vom berühmten Hollywooder Nachtleben.«
»Okay, gehen wir in die Fox Bar. Ist hübsch, aber nicht teuer. Eingerichtet für Wochengagen bis tausend Dollar.«
Farr hatte einen eigenen Wagen, äußerlich ein etwas überholungsbedürftiges Vehikel, aber der Motor brummte vertrauenerweckend. Die Fox Bar entpuppte sich als durchaus respektables Unternehmen, in dem gemeinhin ein Smoking getragen wurde, aber der Geschäftsführer duldete auch einen normalen Sakko.
Wir suchten uns einen ruhigen Tisch, möglichst weit weg von der Kapelle, aber in Sichtweite der Bar.
Der Kellner brachte uns eine scharfe Runde, dann noch eine, und wir forderten von Farr, uns aufzuklären.
Er entwickelte uns ein relativ freundliches Bild von Hollywood und gab uns Anleitungen, wie wir uns vor der Kamera kalten Blutes benehmen müßten.
»Hier versucht sich jeder in Szene zu setzen. Wenn Addams schreit, so will er damit nur seine Unentbehrlichkeit dokumentieren«, sagte er. »Mensch, Cotton, Sie werden doch vor einer Kamera keine Angst haben, wenn Sie vor einer Maschinenpistole nicht zurückschrecken.«
Ich lachte. »Wer sagt Ihnen, daß ich vor einer MPi nicht zurückschrecke? Sie glauben nicht, wie sehr ich mich davor fürchte. Das ganze Geheimnis ist nur: Auf den Mann mit der MPi kann ich schießen. Kann ich vielleicht auf Mr. Addams schießen?«
Er mußte die Frage verneinen, und darauf bestellte ich noch eine Runde.
Ich muß sagen, in dieser gemütlichen Bar zeigte sich die Filmstadt zum erstenmal von einer erfreulichen Seite. Wir tranken, und ich war nahe daran, meine scheußlichen Niederlagen des heutigen Tages zu vergessen.
Ich sagte Ihnen schon, daß wir die Bartheke im Blickfeld hatten, und so merkte ich es, als dort ein Krach losging, obwohl die Musik nicht für einen Augenblick abbrach und die Paare auf der Tanzfläche höchstens den Kopf ein wenig drehten. Nun gibt es in einer Bar ebenso gut mal Krach wie in jeder Bergmannskneipe, und ich bin der letzte, der sich in einen fremden Streit einmischt. Mir fiel nur eine Kleinigkeit an diesem Streit auf, und diese Kleinigkeit machte mich neugierig.
Bei einem normalen Krach in einem leidlich anständigen Unternehmen tauchen im Handumdrehen der Geschäftsführer, drei Kellner und meistens noch der Portier auf, stürzen sich zwischen die Kampfhähne, reden beruhigend auf sie ein, und wenn alles nichts hilft, komplimentieren sie sie mehr oder weniger sanft hinaus. Hier geschah nichts dergleichen. Zwei Männer im Smoking zerrten an einem dritten Mann, ebenfalls im Smoking. Der dritte Mann schimpfte laut vor sich hin und schlug mit den Armen um sich, zappelte und hielt sich gewissermaßen mit Klauen und Zähnen an der Bar fest.
»Entschuldigen Sie einen Augenblick«, sagte ich in Farrs Erzählungsfluß hinein, stand auf, schob mich durch die Tanzenden und stand eine halbe Minute später an der Bar.
»Geben Sie mir einen Whisky-Soda«, sagte ich zu der Bardame, die ziemlich blaß auf das Handgemenge zu ihren Füßen blickte. Sie hielt die Hände an die Wangen gepreßt und hörte mich nicht. »Hallo, Sie!« rief ich lauter. »Ich möchte, daß Sie mir etwas zu trinken geben.«
Sie reagierte nicht.
Inzwischen aber hatte ich einiges von dem verstanden, was die drei miteinander auszumachen hatten.
Der Mann, den die beiden anderen hinauszuschleppen bestrebt waren, rief ungefähr: »Laßt mich los, verdammt! Ich will mit ihm nichts mehr zu tun haben. Ich denke nicht daran, auch nur noch einen Penny zu zahlen. Ich bin ein freier Bürger des Landes. Ich werde es ihm zeigen. Ich habe keine Angst vor ihm. Laßt los, ihr Hunde!«
Die beiden anderen zerrten an ihm, fast lautlos. Nur hin und wieder zischte der eine: »Halt den Mund, du Idiot!«
Es gelang ihnen, den Mann von den Beinen zu
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