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KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst

Titel: KR156 - Ich entlarvte das Hollywood-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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einem anderen Anzug kommt die Figur vielleicht ganz gut heraus.«
    Er tauchte im äußersten Blickwinkel meiner Augen wieder auf und musterte mein Profil.
    »Nicht edel genug«, knurrte er. »Viel zu alltäglich.«
    Und plötzlich fuhr er Phil an.
    »Sind Sie auch G-man?«
    »Natürlich«, antwortete Phil. »Was dachten Sie denn?«
    »Sehen eher aus wie ein Verkäufer von Damenwäsche«, erklärte Addams im Ton absoluter Autorität.
    Mir riß der Geduldsfaden.
    »Ich weiß nicht, was Sie hier in dem Zirkus sind«, sagte ich, »aber Sie benehmen sich wie ein Sklavenhändler, und gleichzeitig habe ich den Eindruck, Sie wären ein Clown.«
    Ihm blieb der Mund offen, so daß ich seine Goldplomben sehen konnte. Dann faßte er sich und bellte: »Ich bin der Regisseur von eurem Film, verstanden? Und hier wird das gemacht, was ich sage, verstanden?«
    Er wandte sich ab und brüllte in das Studio.
    »Henry, in einer halben Stunde Probeaufnahmen.« Dann befahl er: »Mitkommen!« Er führte uns aus der Halle in eines der Zimmer auf dem Gang.
    Phil flüsterte mir zu: »Auf den FBI-Schulen herrscht ein geradezu freundlicher Ton im Vergleich zu diesem Herrn.« Aber wir konnten im Augenblick nichts machen. Wir waren ganz in Mr. Addams’ Hand gegeben und hielten still.
    Das Zimmer, in das er uns brachte, sah auf den ersten Blick aus wie ein Friseursalon. Es stellte sich jedoch heraus, daß es sich um eine moderne Folterkammer besonderer Bauart handelte. Die Folterknechte darin waren ein weißbekittelter Mann und zwei weißbekittelte Mädchen.
    »Macht die Jungs fertig für eine Probeaufnahme!« befahl der Regisseur. Er sagte das in dem gleichen Tonfall, in dem Gangsterbosse ihren Leuten befehlen, einen gefangenen Polizisten fertigzumachen.
    Die drei stürzten sich auf uns. Ich wurde in einen Sessel gestoßen. Der Mann drehte einen Hebel, der Sessel kippte mit mir in die Waagerechte, und dann fuchtelten sie mir mit Bürsten, Salben und Stiften im Gesicht herum, zogen an meiner Unterlippe, kneteten meine Nase, beklopften meine Wange und ruckten an meiner Kinnlade.
    Mr. Addams überwachte die Prozedur mit Argusaugen, und von Zeit zu Zeit befahl er: »Mehr Rouge rechts!« Oder: »Schatten unter dem linken Auge stärker!«
    Ich empfand das genauso, als hätte er gesagt: Haut ihm links noch eine rein! Setzt ihm einen Haken auf das Kinn!
    So an die zwanzig Minuten wurden wir maskiert, dann sagte der Weißbekittelte: »Fertig!«
    Er kippte mich in Normallage zurück. Ich konnte einen flüchtigen Blick in einen Spiegel werfen und hätte beinahe einen Schreckensschrei ausgestoßen. Ich halte mich nicht für schöner als tausend andere, aber zum Teufel, auch nicht für häßlicher. Jetzt sah ich aus wie ein Clown, der beim Schminken gestört worden ist.
    Mr. Addams ließ mir keine Zeit, meiner Empörung Luft zu machen. Er trieb uns wieder vor sich her, und mir war es ein Trost, festzustellen, daß Phils Gesicht ebenso wenig nach Phil aussah wie das meine nach Jerry Cotton.
    Wir mußten in einen anderen Raum, in dem bereits vier Männer und einige Mordinstrumente versammelt waren. Einer stand hinter einem Ding, das wahrscheinlich eine Kamera war, einer hatte einen Kopfhörer um und hantierte an einem Tongerät, und die beiden letzten standen an Scheinwerfern.
    »Auf die Stühle!« kommandierte der Regisseur.
    Wir schlichen zu zwei einfachen Holzstühlen, die am Ende des Raumes vor einer grauen Leinwand standen, setzten uns und legten wie Schüler die Hände auf die Knie.
    »Licht!« befahl Addams. Zwei grelle Scheinwerfer leuchteten auf, und die Helle biß uns in die Augen. Ich blinzelte. Es war genau wie im Kittchen, wenn die Frischeingelieferten für das Album fotografiert werden.
    »Ton!« sagte unser Henker. »Ton läuft!« antwortete der Kopfhörermann.
    »Kamera!« schrie Addams, und dann würdigte er uns wieder eines Wortes. »Lachen!« befahl er.
    Wir grinsten gequält. Mr. Addams ließ einen abgrundtiefen Seufzer hören.
    »Laut lachen! Ihr seid lustig. Ihr habt Grund zur Heiterkeit.«
    Ich war gar nicht lustig, aber ich war nur ein G-man, und Addams war ein Filmregisseur. Er mußte von dem Job wohl mehr verstehen als ich, und so lachte ich und schlug mir auf die Schenkel.
    »Unterhaltet euch!« kam das nächste Kommando.
    »Worüber?« fragte ich dämlich.
    Addams vollbrachte eine kleine Explosion. Dieser Mann war wie ein Knallfrosch, bei dem fünf oder sechs Explosionen hintereinander stattfinden, und dann kommt noch eine, wenn man

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