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KR159 - Ich kannte den Mörder

KR159 - Ich kannte den Mörder

Titel: KR159 - Ich kannte den Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich kannte den Mörder
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sagte ich, während ich mir den Regen abklopfte, »ich habe einen Spaziergang auf der Insel machen wollen. In der Dunkelheit bin ich aber ein bißchen aus der Richtung gekommen, jedenfalls kann ich den richtigen Weg nicht finden.«
    Man schob mir einen Sessel hin, und ich ließ mich hineinplumpsen.
    »Sie gehören wohl zu Mister Morris’ Gästen, was?« fragte mich der Zwerg, der noch immer sein Kartenspiel in der Hand hielt.
    »Ja, genau.«
    »Aha.«
    Ich sah mir den Kleinen ziemlich sorglos an. Er hatte tatsächlich sehr kleine Gliedmaßen, natürlich auch kleine Füße.
    »Was starren Sie mich denn so an?« fragte der Kleine und wurde anscheinend nervös.
    »Ich sehe mir interessante Leute immer gründlich an«, grinste ich. »Und Sie sind nun mal durch Ihren kleinen Wuchs interessant, nicht?«
    »Sind Sie deshalb durch den Regen gekommen?« fragte der Zwerg anzüglich.
    Ich stand auf und ging zur Tür.
    »Genau!« sagte ich und legte die Hand auf die Türklinke.
    Der Kleine hatte plötzlich eine Pistole in der Hand.
    »Halt, Mister!« zischte er. »Jetzt finde ich Sie interessant! Bleiben Sie noch ein bißchen, wir können doch ein wenig plaudern?«
    »Sicher«, erwiderte ich und ging zurück zu meinem Sessel.
    »Sie gehören nicht zu den Gästen von Mister Morris?« begann der Zwerg seine Plauderei.
    »Doch«, meinte ich.
    Der Kleine winkte seinem großen Kollegen. Der Bulle schob sich grinsend auf mich zu. Na, ich hatte keine Lust, hier erst irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Unauffällig zog ich meine ausgestreckten Füße heran. Als der Bulle zwei Schritte vor mir war, schoß ich hoch wie eine Rakete. Ein kurzer Jiu-Jitzu-Griff, und die Pistole des Zwerges lag zwischen meinen Fingern.
    »Setzen Sie sich doch«, sagte ich freundlich. »Wir können doch ein wenig plaudern, oder?«
    Angesichts der Kanone in meinen Händen fanden es die beiden stupiden Burschen angezeigt, meiner Einladung nachzukommen.
    »Damit keine Irrtümer entstehen: Ich gehöre tatsächlich zu den Gästen von Mister Morris.«
    »Das glaube ich nicht!« schnaubte der Kleine.
    »Dann nicht«, sagte ich achselzuckend. »Und jetzt wollen wir mal in unserer Plauderei fortfahren. Wie lange sind Sie schon hier auf der Insel?«
    »Was geht Sie das an?« krähte der Zwerg frech.
    »Ich will Ihnen mal was sagen«, erklärte ich mit dem ernstesten Gesicht, zu dem ich imstande bin. »Ich heiße Jerry Cotton, in der Umgegend von New York kennen mich einige Leute als G-man. Um es dem Dümmsten klar zu machen, ich bin also Mitglied der Bundeskriminalpolizei, falls Sie von dieser FBI genannten Organisation schon mal was gehört haben sollten.«
    Der Große starrte mich blöde grinsend an. Sein Verstand schien wirklich kaum einen Nickel wert zu sein.
    Der Zwerg aber biß sich auf die Unterlippe. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer haßerfüllten Fratze.
    »So«, knirschte er wütend, »Sie sind also dieser verdammte Cotton?«
    Ich nickte ihm freundlich zu.
    »Mißfällt Ihnen mein Name?«
    »Nee! Der ganze Kerl!« fauchte der Zwerg.
    »Schade«, sagte ich. »Aber vielleicht verraten Sir mir jetzt langsam, wie lange Sie hier auf der Insel sind?«
    Der Kleine dachte einen Augenblick lang nach, dann sagte er:
    »Ich will Ihnen die Wahrheit sagen, denn Sie würden es ja doch herauskriegen, wenn ich Sie beschwindle. Wir sind seit dem Sommer 1956 hier.«
    »Als Gärtner?«
    »Als Gärtner.«
    »Und was waren Sie vorher?«
    Der Zwerg grinste höhnisch.
    »Gelegenheitsarbeiter.«
    »Wo?«
    »Überall in den Staaten.«
    »Bei welchen Firmen?«
    »Ich hab’ die Adressen vergessen.«
    Ich nickte:
    »Das hatte ich genau erwartet. Soll ich Ihnen die Adresse einer Firma geben, die Sie bestimmt noch einmal durch Ihre Gegenwart beehren werden?«
    »Da bin ich aber gespannt. Welche Firma soll denn das sein?«
    Ich stand auf und drückte dem völlig überraschten Kerl seine Pistole wieder in die Hand. Dann ging ich langsam und ohne mich umzusehen zur Tür. Ich hatte dabei zwar ein kaltes Gefühl im Genick, aber hier mußte ich zeigen, daß ich Nerven hatte. An der Tür drehte ich mich um und sagte langsam:
    »Damit Sie den Namen der Firma nicht vergessen: Sie heißt Sing-Sing. Gute Nacht!«
    Wieder wandte ich den beiden Kerlen den Rücken zu. Ganz langsam drückte ich die Türklinke nach unten. Plötzlich schrie der Kleine, der sich langsam von seiner Überraschung erholt zu haben schien:
    »Bleib stehen, sonst knallt’s, du Hund!«
    Ich drehte mich tun und polierte

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