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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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uns keiner, wenn ich mich in das Ross verwandle. Du weißt ja, dass du mich keinesfalls unter fünfzig Gulden verkaufen darfst. Und bevor du mich aus der Hand gibst, nimm mir den Halfter ab: sonst muss ich zeitlebens ein Gaul bleiben – und da wüsste ich mir was Besseres!«
    »Keine Angst«, sagte Juro, »ich werde mich schon in Acht nehmen! Wenn ich auch dumm bin – so dumm bin ich doch nicht.«
    »Schön«, sagte Krabat. »Das soll ein Wort sein.«
    Er murmelte einen Zauberspruch und verwandelte sich in ein schwarzes Ross, das war prächtig gesattelt und aufgezäumt.
    »Donnerwetter!«, rief Juro. »Du bist ja das reinste Paradepferd!«
    Die Rosshändler auf dem Wittichenauer Markt rissen Mund und Augen auf, als sie den Hengst erblickten, und kamen herbeigelaufen.
    »Was kostet er?«
    »Fünfzig Taler.«
    Nicht lang und ein Bautzener Rosskamm war drauf und dran, den geforderten Preis zu zahlen. Da mischte sich, eben als Juro »Topp!« rufen wollte, ein fremder Herr in den Handel. Er trug eine polnische Mütze und einen roten, mit Silberkordeln verschnürten Reitrock: ein abgedankter Obrist vielleicht – oder sonst eine Standesperson.
    »Er steht im Begriff, ein schlechtes Geschäft zu machen«, belehrte er Juro mit heiserer Stimme. »Sein Hengst ist weit mehr wert als fünfzig Gulden – ich biete Ihm hundert!«
    Der Händler aus Bautzen war wütend. Was musste ihm dieser verrückte Mensch in die Quere kommen! Wer war er denn überhaupt? Niemand kannte den Fremden, der wie ein Edelmann aussah und keiner war – bis auf Krabat.
    Krabat hatte ihn gleich erkannt, an dem Pflaster über dem linken Auge und an der Stimme. Er blähte die Nüstern, er tänzelte hin und her. Wenn er Juro bloß hätte warnen können! Doch Juro schien von der Unruhe, die über Krabat gekommen war, nichts zu merken. Offenbar dachte er nur an die hundert Gulden.
    »Was zaudert Er?«, drängte der Fremde. Er zog einen Beutel, er warf ihn dem Burschen hin.
    Juro verbeugte sich. »Tausend Dank, Herr!«
    Im nächsten Augenblick griff der Fremde zu. Er entriss dem verblüfften Juro die Zügel – ein Satz und schon saß er auf Krabats Rücken. Er stieß ihm die Sporen mit solcher Gewalt in die Flanken, dass Krabat sich wiehernd aufbäumte.
    »Reitet mir nicht davon, Herr!«, rief Juro. »Der Halfter! Ihr müsst mir den Halfter lassen!«
    »Nichts da!« Der Fremde brach in Gelächter aus, nun erkannte selbst Juro ihn.
    Mit der Reitpeitsche drosch der Meister auf Krabat ein. »Vorwärts!« Und ohne sich weiter um Juro zu scheren, stob er davon.
    Armer Krabat! Der Meister jagte ihn kreuz und quer durch die Heide, er hetzte ihn über Stock und Stein, über Hecken und Wassergräben, durch Dornengestrüpp und Morast.
    »Dich werd ich lehren, wie man pariert!«
    Wenn Krabat nachließ, zog ihm der Müller die Peitsche über. Er gab ihm die Sporen, dass es den Burschen schmerzte, als ob sich ihm glühende Nägel ins Fleisch bohrten.
    Krabat versuchte den Meister abzuschütteln, er bockte, er riss an den Zügeln, er sperrte sich.
    »Bock du nur!«, rief der Meister. »Mich kriegst du nicht runter!«
    Mit Peitsche und Sporen machte er Krabat mürbe. Ein letzter Versuch, sich dem Reiter zu widersetzen, schlug fehl. Da gab Krabat den Kampf verloren und fügte sich. Schweiß troff ihm aus der Mähne und Schaum vom Maul. Er dampfte am ganzen Körper, er keuchte, er zitterte. Blut floss aus seinen Flanken, er spürte es warm an der Innenseite der Schenkel hinabrinnen.
    »Brav so!«
    Der Meister versammelte Krabat, dann ließ er ihn antraben. Rechtsgalopp, Linksgalopp, wieder in leichten Trab zurück, eine Weile im Schritt – und dann halt.
    »Das hättest du einfacher haben können.« Der Müller schwang sich vom Ross, er löste den Halfter. »Nun mach, dass du wieder ein Mensch wirst!«
    Krabat verwandelte sich zurück; die Striemen, die Risse, die Wunden und blauen Flecke blieben ihm.
    »Nimm sie als Strafe für deinen Ungehorsam! Wenn ich dir einen Auftrag gebe, hast du ihn auszuführen – so, wie es dir befohlen ist, und nicht anders. Ein nächstes Mal kommst du mir nicht so glimpflich weg, merk dir das!«
    Der Meister ließ keinen Zweifel, dass es ihm tödlich ernst war mit seinen Worten.
    »Und noch eins!« Nun hob er die Stimme ein wenig. »Es hindert dich niemand daran, dich an Juro schadlos zu halten – da!« Er drückte dem Burschen die Reitpeitsche in die Hand. Dann wandte er sich zum Gehen und wenige Schritte später erhob er

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