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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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zeigte, dass etwas schadhaft geworden war, dass ein Pfosten zu brechen drohte, ein Trittbrett sich aus den Zapfen gelöst hatte, in den Bohlen der Zwischenböden der Wurm war, wurde es von den dreien ausgewechselt oder auf andere Weise instand gesetzt, sei es durch Stützen, sei es durch einen Unterzug. An der Schalung des Mühlgrabens gab es manches zu flicken, das Wehr musste frisch verzimmert werden, der Bau eines neuen Wasserrades stand ihnen auch ins Haus.
    Staschko und seine Gehilfen verrichteten nahezu alles mit ihren Handbeilen, wie sich’s für Müllerburschen, die auf sich hielten, von selbst verstand. Zur Säge griffen sie erst, wenn es unbedingt sein musste, und auch dann nur ungern.
    Krabat war froh, dass er eine Arbeit hatte, die es ihm kaum erlaubte, »an andere Dinge« zu denken, das heißt: an die Kantorka.
    Trotzdem dachte er oft genug an sie und er fürchtete manchmal, die anderen müssten ihm diese Gedanken anmerken. Lyschko zumindest hatte schon Lunte gerochen; er fragte ihn eines Tages, was mit ihm los sei.
    »Mit mir?«, fragte Krabat. »Wieso?«
    »Weil du in letzter Zeit kaum noch hinhörst, wenn man dir etwas sagt. Ich kannte mal einen, der Kummer mit einem Mädchen hatte – bei dem war das ähnlich.«
    »Und ich«, sagte Krabat so ruhig und unbefangen, wie er nur konnte – »ich kannte mal einen, der hörte das Gras wachsen, wie er meinte; es war aber bloß das Stroh, das in seinem Schädel geknistert hat.«
     
    In der Schwarzen Schule gab Krabat sich große Mühe, bald stand er den meisten Mitgesellen in den Geheimen Wissenschaften um nichts mehr nach. Nur Hanzo und Merten waren ihm noch überlegen – und Michal vor allem, der sich seit Anfang des Jahres zum Meisterschüler herausgemausert und alle Burschen weit überflügelt hatte.
    Der Müller fand sichtbar Gefallen an Krabats Eifer; er lobte ihn häufig und spornte ihn an, darin fortzufahren. »Ich sehe schon«, sagte er eines Freitagabends im Mai nach dem Unterricht, »dass du es in den Geheimen Künsten zu etwas bringen wirst. Wie ich dich einschätze, hast du wie selten einer das Zeug dazu. Meinst du, ich hätte dich sonst an den Hof des Kurfürsten mitgenommen?«
    Krabat war stolz darauf, dass der Meister mit ihm zufrieden war. Nur schade, dass er nicht öfter Gelegenheit hatte, die in der Zauberlehre erworbenen Kenntnisse anzuwenden!
    »Dem können wir abhelfen«, sagte der Meister, als habe er Krabat denken hören. »Morgen gehst du mit Juro nach Wittichenau auf den Markt und verkaufst ihn für fünfzig Gulden als Rappenhengst. Aber pass auf, dass der Dummkopf dir keinen Ärger macht!«
    Anderntags wanderte Krabat mit Juro nach Wittichenau. Er dachte an Ochsenblaschke aus Kamenz und pfiff sich eins. Der Pferdehandel versprach eine lustige Sache zu werden. Umso befremdlicher fand er es, als er merkte, dass Juro bekümmert war und den Kopf immer tiefer hängen ließ.
    »Was hast du?«
    »Wieso?«
    »Weil du dreinschaust, als ob es zum Galgen ginge.«
    »Was wird es schon sein«, meinte Juro und schnäuzte sich mit zwei Fingern die Nase. »Ich schaff das nicht, Krabat – ich hab mich noch nie in ein Pferd verwandelt.«
    »Es kann nicht so schwer sein, ich werde dir dabei helfen.«
    »Was nützt mir das?« Juro war stehen geblieben, er blickte ihn traurig an. »Wir werden mich in ein Ross verwandeln, na schön, du wirst mich für fünfzig Gulden verkaufen – und damit ist die Geschichte ausgestanden. Für dich, Krabat, aber nicht für mich! Und warum nicht? Ganz einfach! Wie komme ich aus der Pferdehaut wieder raus, ohne deine Hilfe? Ich glaub fast, der Meister hat mir das eingebrockt, um mich loszuwerden.«
    »Bah!«, sagte Krabat. »Was faselst du da zusammen!«
    »Doch, doch«, widersprach ihm Juro. »Ich schaff das nicht, ich bin viel zu blöd dazu.«
    Wie er so dastand, mit hängenden Ohren und trauriger Nase, bot er ein Bild des Jammers.
    »Und – wenn wir die Rollen tauschen?«, schlug Krabat vor. »Hauptsache, dass er sein Geld kriegt: dann kann es dem Meister egal sein, wer von uns wen verkauft.«
    Juro war glücklich. »Dass du das für mich tun willst, Bruder!«
    »Lass gut sein«, erwiderte Krabat. »Versprich mir, mit niemand darüber zu reden – das andere soll uns nicht schwerfallen, denke ich.«
    Pfeifend marschierten sie ihres Weges, bis sie die Dächer von Wittichenau erblickten. Da bogen sie von der Landstraße ab, hinter eine Feldscheune. »Dies ist ein guter Platz«, sagte Krabat, »da sieht

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