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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Hand auf den Tisch – und im Augenblick, klapp!, steht die Mühle still, und zwar ganz, ohne dass was nachklappert oder ausrumpelt. Nur das Wasser braust durchs Gerinne und klatscht an die Radschaufeln: daran, dass jemand die Schleuse heruntergeleiert hat, kann es also nicht liegen. Es muss sich da was im Laufwerk verkeilt haben, wenn es nur nicht das Kammrad ist oder die Mühlenwelle!
    Der Obermüller von Schleife, wie er den ersten Schreck überwunden hat, kriegt das große Zappeln. ›Schnell!‹, ruft er. ›Schnell!‹, ruft er. ›Junge, du machst die Schleuse dicht – und wir anderen gehen nachsehen, was mit der Mühle los ist! Rasch, rasch aber, kommt schon!‹
    ›Das braucht’s nicht‹, sagt Pumphutt in aller Seelenruhe und diesmal ist er es, der grinst.
    ›Wie das?‹, fragt der Meister.
    ›Weil ich es bin, der die Mühle zum Stehen gebracht hat.‹
    ›Du?‹
    ›Ich bin Pumphutt.‹
    Ein Sonnenstrahl, wie bestellt, fällt durchs Stubenfenster herein und es blitzt ein gewisser Goldring auf, in einem gewissen Ohrläppchen.
    ›Du bist Pumphutt?‹ Dem Müllscher wird’s butterweich in den Knien. Er weiß ja, wie Pumphutt mit Meistern umspringt, die ihre Knappen darben lassen und kujonieren. ›Mein Gott!‹, denkt er. ›Dass ich es nicht gemerkt habe, als er um Arbeit gefragt hat! Bin ich denn blind gewesen die ganze Zeit über?‹
    Pumphutt schickt ihn hinaus, nach Papier und Tinte. Dann schreibt er ihm vor, was die Müllerburschen von nun an zu kriegen haben:
    ›Für jeden ein halbes Pfund Brot am Tag, gut gewogen. Früh eine dicke Grütze von Weizenschrot oder Hirse, auch Buchweizen darf es sein oder Graupen, in Milch gekocht, sonn- und feiertags Zucker dran. Zweimal die Woche zu Mittag Fleisch und Gemüse, bis jeder satt ist; die anderen Tage Erbsenbrei oder Bohnen mit Speck oder aufgebratene Knödel oder nach Gutdünken eine andere nahrhafte Speise, ausreichend in der Menge, mit allem Gewürz, was daran gehört  … ‹
    So schreibt er und schreibt, eine ganze Liste voll. Haargenau legt er fest, was der Obermüller in Schleife den Burschen in Zukunft zu geben hat. ›Unterschreib das mit deinem Namen‹, sagt Pumphutt, wie er mit seiner Liste fertig ist, ›und dann schwöre mir, dass du dich daran halten wirst!‹
    Der Müller weiß, dass ihm keine Wahl bleibt. Er setzt also seinen Namen darunter und schwört.
    Da nimmt Pumphutt den Bann von der Mühle: klapp!, mit der Hand auf den Tisch – und schon läuft das wieder. Die Liste gibt er dem einen der beiden Gesellen zur Aufbewahrung; dann sagt er zum Müllscher, und diesmal versteht ihn der trotz des Mühlenlärms ausgezeichnet: ›Damit wir uns recht verstehen, Meester: Was du beschworen hast, ist beschworene Sache. Wenn ich jetzt weiterziehe, dann hüte dich, deinen Schwur zu brechen, sonst  … ‹ Klapp!, stand die Mühle schon wieder still, ohne Nachplempern, ohne Ausrumpeln, dass es den Müllscher vor Schreck gerissen hat. – ›Aber dann‹, hat der Pumphutt gesagt, ›dann ist Feierabend für immer, dann bringt dir kein Mensch den Krempel wieder zum Laufen, merk dir das!‹ – hat’s gesagt, hat gemacht, dass die Mühle weitergelaufen ist, und ist weggegangen.
    Seither haben die Mühlknappen, wie man hört, auf der Obermühle in Schleife ein gutes Leben. Sie kriegen, was ihnen zukommt, keiner braucht Hunger zu leiden und Wasserbeine haben sie auch nicht mehr.«
     
    Den Burschen gefiel, was Andrusch ihnen von Pumphutt erzählt hatte. »Weiter!«, verlangten sie. »Mehr von ihm! Trink noch was – und lass hören!«
    Andrusch setzte die Kanne an, um sich die Gurgel zu schmieren, und weiter ging es von Pumphutt: wie er’s den Meistern gegeben hatte, in Bautzen und Sohrau, in Rumburg und Schluckenau – sich zum Spaß und den dortigen Müllerburschen zum Nutzen.
    Krabat musste an ihren eigenen Meister denken, die Reise nach Dresden zum Kurfürsten fiel ihm ein – und er fragte sich, wie es wohl ausgehen würde, wenn Pumphutt durch Zufall einmal an ihren Meister geriete: welcher von beiden dem anderen überlegen wäre, falls es auf eine Kraftprobe zwischen ihnen hinausliefe.

 
    Nach Ostern fingen sie damit an, alles Holzwerk zu überholen, das auf der Mühle vorhanden war. Staschko, als der Geschickteste von den Burschen, hatte vom Meister den Auftrag dazu bekommen; Kito und Krabat waren ihm als Gehilfen zugeteilt. Von der Mehlkammer bis zum Dach hinauf sahen sie alles nach, was aus Holz war; und wo es sich

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