Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
Vom Netzwerk:
gekleidet, in Hirtenmäntel gehüllt, die Wintermützen tief in die Stirn gezogen.
    Seit Krabat im Koselbruch lebte, hatte kein Bauer aus den benachbarten Dörfern sich jemals zu ihnen heraus verirrt. Sie aber, diese drei da, hielten geradenwegs auf die Mühle zu und begehrten Einlass.
    Hanzo öffnete ihnen die Haustür, die Burschen drängten sich voller Neugier im Flur.
    »Was wollt ihr?«
    »Den Müller sprechen.«
    »Der Müller bin ich.«
    Von den Mühlknappen unbemerkt, war der Meister aus seiner Stube hervorgetreten, er schritt auf die Männer zu. »Was gibt es?«
    Der Hochgewachsene nahm die Mütze vom Kopf. »Wir sind aus Schwarzkollm«, begann er. »Ich bin der Scholta dort – und dies hier sind unsere Ältesten. Wir entbieten dir unsern Gruß – und wir möchten dich bitten, Müller im Koselbruch, dass du uns anhörst. Es ist nämlich, weil da  … Aber ich denke, dass es dich kaum überraschen wird, wenn  … «
    Der Meister schnitt ihm mit herrischer Geste das Wort ab. »Zur Sache! Was führt euch heraus zu mir – ohne Umschweif!«
    »Wir möchten dich bitten«, sagte der Scholta, »dass du uns hilfst.«
    »Wie das?«
    »Der Frost – und kein Schnee auf den Feldern  … « Der Scholta drehte an seiner Mütze herum. »Die Wintersaat wird verderben, wenn es nicht schneit in den nächsten Tagen  … «
    »Was geht mich das an?«
    »Wir wollten dich bitten, Müller, dass du es schneien lässt.«
    »Schneien? Wie kommt ihr darauf?«
    »Wir wissen, dass du das machen kannst«, sagte der Scholta, »– machen, dass Schnee fällt.«
    »Wir wollen es nicht umsonst«, beteuerte einer der beiden Alten. »Wir zahlen dir zwei Schock Eier dafür – und fünf Gänse und sieben Hühner.«
    »Aber«, sagte der andere, »du musst machen, dass Schnee fällt. Sonst ist es um unsere Ernte geschehen im nächsten Jahr und dann müssen wir Hunger leiden  … «
    »Wir – und die Kinder«, fügte der Scholta hinzu. »Erbarme dich, Müller am Schwarzen Wasser, und mach, dass ein Schnee kommt!«
    Der Meister strich sich das Kinn mit dem Daumennagel. »Ich habe euch viele Jahre nicht zu Gesicht bekommen. Jetzt aber, wo ihr mich braucht, seid ihr plötzlich da.«
    »Du bist unsre letzte Hoffnung«, sagte der Scholta. »Wenn du uns keinen Schnee schickst, sind wir verloren. Das kannst du nicht machen, Müller, dass du uns deine Hilfe verweigerst! Wir bitten dich kniefällig wie den lieben Herrgott!«
    Die drei knieten vor dem Meister nieder, sie senkten die Köpfe und schlugen sich an die Brust.
    »Erhöre uns!«, baten sie ihn. »Erhöre uns!«
    »Nichts da!« Der Meister blieb unerbittlich. »Schert euch nach Hause, was kümmert mich eure Wintersaat! Ich hier – und die da«, er wies auf die Burschen, »wir werden nicht Hunger zu leiden brauchen, wir nicht! Dafür sorge ich schon und das notfalls auch ohne Schnee. Ihr aber, Bauernpack, bleibt mir vom Halse mit euren Eiern und euerm Federvieh! Meinetwegen krepiert, das ist eure Sache! Ich denke nicht dran, einen Finger für euch zu rühren, für euch und für eure Brut! Das könnt ihr im Ernst nicht von mir erwarten!«
    »Und ihr da?« Der Scholta wandte sich an die Müllerburschen. »Wollt ihr uns auch nicht helfen, ihr Herren Mühlknappen? Tut es, um Gottes Barmherzigkeit willen, tut es für unsere armen Kinder, wir werden es euch zu danken wissen!«
    »Der Kerl ist verrückt«, sagte Lyschko. »Ich werde die Hunde loslassen – hussa!«
    Er pfiff auf zwei Fingern, gellend, dass es den Burschen durch Mark und Bein ging. Hundegebell erhob sich, vielstimmig, wütend, ein einziges Kläffen und Jaulen.
    Der Scholta sprang auf, ließ die Mütze fallen.
    »Kommt!«, rief er. »Sie zerfetzen uns! Laufen wir, laufen wir!«
    Er und die beiden Alten rafften die Hirtenmäntel, sie rannten zur Mühle hinaus, überquerten die Wiesen, verschwanden im Walde, woher sie gekommen waren.
    »Gut gemacht!«, sagte der Meister. »Gut gemacht, Lyschko!« Er klopfte ihm auf die Schulter. »Die drei sind wir los – und ich wette, sie kommen so bald nicht wieder.«
     
    Krabat war wütend, der Scholta und seine Begleiter taten ihm leid. Was hatten sie denn verbrochen, dass ihnen der Müller die Hilfe verweigert hatte? Es hätte ihn weiter nichts gekostet, als im Koraktor nachzuschlagen und ein paar Worte zu sprechen – die Worte, auf die es ankam in diesem Fall und die Krabat nicht kannte.
    Wie man es schneien lässt, hatte der Meister die Burschen noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher