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Krabat (German Edition)

Krabat (German Edition)

Titel: Krabat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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gelehrt.
    Das war schade, sonst hätte sich Krabat nicht lang besonnen, er hätte den Bauern auf eigene Faust geholfen. Auch Petar hätte das wohl versucht und Hanzo und mancher andere.
    Einzig Lyschko hatte sich über die Abfuhr gefreut, die der Müller den Bauern erteilt hatte. Er war stolz darauf, dass ihm das Kunststück geglückt war, sie glauben zu machen, dass sie von Hunden gehetzt würden.
    Indessen blieb seine Schadenfreude nicht ungetrübt. In der folgenden Nacht schrak Lyschko mit lautem Wehgeschrei aus dem Schlaf hoch und als ihn die Burschen fragten, was denn zum Donnerwetter in ihn gefahren sei, klagte er ihnen, vor Angst mit den Zähnen klappernd: ein Rudel von wütenden schwarzen Metzgerhunden habe ihn angefallen im Traum und zerfleischen wollen.
    »Ach nein?«, sagte Juro teilnahmsvoll. »Was für ein Glück, dass du nur geträumt hast!«
    In dieser Nacht träumte Lyschko noch fünfmal den Traum von den Metzgerhunden und fünfmal schreckte er heulend auf, dass die Burschen von seinem Geschrei erwachten. Da wurde es ihnen zu viel und sie warfen ihn aus der Schlafkammer.
    »Nimm deine Decke, Lyschko – und ab in die Scheune! Dort kannst du von Hunden träumen, so viel du magst, und dich heiser schreien vor Angst: wenn wir’s nur nicht zu hören brauchen!«
     
    Am nächsten Morgen, die Burschen mussten sich erst die Augen reiben, bevor sie es glaubten: am nächsten Morgen war alles weiß draußen. Schnee war gefallen während der Nacht und es schneite noch immer weiter, in großen, flauschigen Flocken, bis in den halben Vormittag. Nun konnten die Bauern zufrieden sein, in Schwarzkollm und den übrigen Dörfern rings um den Koselbruch.
    Hatte der Meister sich anders besonnen und ihnen doch geholfen?
    »Vielleicht hat Pumphutt die Hand im Spiel gehabt«, meinte Juro. »Die Bauern könnten ihn ja getroffen haben. Ich denke, der hätte nicht Nein gesagt.«
    »Pumphutt?«, pflichteten ihm die Burschen bei. »Pumphutt gewiss nicht!«
    Doch Pumphutt konnte es nicht gewesen sein. Um die Mittagszeit nämlich, und wieder war Lobosch es, der sie kommen sah: um die Mittagszeit kamen der Scholta und seine Ältesten aus Schwarzkollm auf dem Pferdeschlitten zur Mühle gefahren und brachten dem Meister, was sie ihm für die Hilfe schuldig zu sein glaubten: sieben Hühner, fünf Gänse und zwei Schock Eier.
    »Wir danken dir, Müller im Koselbruch«, sagte der Scholta, sich tief vor dem Meister verneigend, »wir danken dir, weil du dich unserer Kinder erbarmt hast. Du weißt, dass wir keine reichen Leute sind. Nimm, was wir dir hier bringen, als Zeichen des Dankes – den Lohn mag der Himmel dazutun!«
    Der Meister hatte ihm mit verdrossener Miene zugehört. Nun sagte er, und die Mühlknappen merkten, wie sehr er sich dazu zwingen musste, ruhig zu bleiben: »Wer euch geholfen hat, weiß ich nicht – ich bin es jedenfalls nicht gewesen, damit es da keinen Zweifel gibt. Packt euer Zeug auf den Schlitten und schert euch zum Henker!«
    Damit ließ er die Bauern stehen und ging in die Schwarze Kammer. Die Mühlknappen hörten, wie er von innen den Riegel vorschob.
    Der Scholta und seine Begleiter standen mit ihren Geschenken da, als hätte es ihnen das Korn verhagelt.
    »Kommt!«, sagte Juro und half ihnen aufladen. »Fahrt jetzt zurück nach Schwarzkollm – und wenn ihr zu Hause seid, trinkt einen scharfen Schnaps oder zwei und vergesst das alles!«
    Krabat blickte dem Schlitten mit den drei Männern nach, bis er im Wald verschwunden war. Eine Zeit lang blieb noch das Schellengeläut zu hören, der Peitschenknall und die Stimme des Scholta, der »Hüah-hüah!« schrie und die Pferde zur Eile antrieb.

 
    Der Schnee schmolz, das Frühjahr kam, Krabat lernte wie ein Besessener. Die Mitgesellen hatte er längst überflügelt. Der Meister lobte ihn, zeigte sich höchst zufrieden mit seinen Fortschritten in der Schwarzen Kunst. Er schien nicht zu ahnen, dass Krabat nur lernte und lernte und weiterlernte, um für den Tag des Kampfes gerüstet zu sein, für die Stunde der Abrechnung.
    Am Sonntag Lätare war es, dass Merten zum ersten Mal wieder aufstand. Er setzte sich hinter dem Holzschuppen in die Sonne. Bleich war er, mager geworden, fast durchsichtig. Und er hatte, das zeigte sich nun, einen schiefen Hals behalten. Immerhin sprach er jetzt wieder das Allernötigste: »Ja« und »nein« und »gib her« oder »lass das!«.
    Am Karfreitag nahmen sie Lobosch in die Schwarze Schule auf. Wie staunte der Kleine, als er

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