Kräfte der Comyn - 12
über des Mannes Gesicht
huschte. Der genießt das! dachte Larry. Und dann fragte er
sich staunend, wieso er auf diese Art in den Mann hineinsah.
Er war überzeugt, daß er mehr über Commander Reade wußte,
als Reade ihn wissen lassen wollte. Über Larrys Kopf weg
sagte Reade leise zu Wade Montray: „Wir müssen es auf diese
Weise machen. Ihr Sohn ist alt genug, und er hat keine Angst
stimmt doch, nicht wahr, Larry? Deshalb brauchen wir den
Altons nur noch mitzuteilen, er sei stolz und fühle sich geehrt,
daß er sie besuchen dürfe - und den Zeitpunkt.”
Wieder in ihrer eigenen Wohnung in Block A fluchte Larrys
Vater beinahe eine Viertelstunde lang ununterbrochen halblaut
vor sich hin. „Und jetzt siehst du, in was du dich
hineingeritten hast”, schloß er böse. „Larry, es gefällt mir
nicht, es gefällt mir nicht, es gefällt mir nicht! Und, verdammt
noch mal, ich nehme an, du bist außer dir vor Freude - du hast
erreicht, was du wolltest!”
Larry sagte ehrlich: „Es ist interessant, Dad. Aber ich
fürchte mich ein bißchen. Reade möchte aus lauter falschen
Gründen, daß ich gehe.”
„Ich bin froh, daß du wenigstens das erkennst”, fauchte
Montray. „Ich sollte meine Hände in Unschuld waschen. Du
hast dich selbst hineingeritten. Trotzdem…” Er verstummte,
dann stand er auf, kam zu seinem Sohn, faßte ihn bei den
Schultern und sah ihn forschend an. Seine Stimme klang
sanfter, als Larry sie seit Jahren gehört hatte.
„Hör zu, Sohn. Wenn du dich nicht darauf einlassen willst,
werde ich dich irgendwie loseisen. Du bist mein Sohn, nicht
bloß ein zukünftiger Angestellter des Imperiums. Man kann
dich nicht zwingen zu gehen. Mach dir keine Sorgen, man
werde Druck auf mich ausüben - ich kann mich immer
anderswohin versetzen lassen. Lieber verlasse ich den
verdammten Planeten, als daß ich mit ansehe, wie man dich
zur Schachfigur macht!”
Larry fühlte die Hände seines Vaters auf seinen Schultern
und erkannte plötzlich, daß ihm die Möglichkeit geboten
wurde - es mochte die letzte sein -, zu dem alten, beschützten
Status eines Kindes zurückzukehren. Er konnte von neuem
seines Vaters Sohn sein, und Dad würde ihn aus der Sache
herausholen. Also war die Entscheidung, die er getroffen hatte, als er sich selbst zum Mann erklärte, doch nicht unwiderruflich. Er konnte ins sichere Alter zurückkehren, und der Preis dafür war sehr gering. Sein Vater würde sich um ihn
kümmern.
Er ertappte sich dabei, daß er sich das fast verzweifelt
wünschte. Er hatte mehr abgebissen, als er zu kauen
vermochte, und das war seine Chance, aus der Sache
herauszukommen. Andernfalls war er in einer fremden
Umgebung ganz auf sich gestellt, mußte eine ihm fremde Rolle
spielen, seine terranische Welt ganz allein repräsentieren. Und die Altons würden erkennen, daß die Entscheidung, die
er als Mann getroffen hatte, eine Lüge gewesen war, daß er
nichts sein wollte als ein terranisches Kind, das sich hinter
der Sicherheit seines sozialen Status versteckt…
Er holte tief Atem und legte seine Hände über die seines
Vaters.
„Danke, Dad”, sagte er mit ehrlicher Wärme. „Fast
wünschte ich, ich könnte dich beim Wort nehmen. Wirklich.
Trotzdem muß ich gehen. Wie du sagst, ich habe mich selbst
hineingeritten, da muß ich auch dafür sorgen, daß etwas Gutes
daraus entsteht - für euch alle. Hab keine Angst, Dad, es wird
schon gutgehen.”
Montray faßte die Schultern seines Sohnes fester und sah
ihm in die Augen. „Ich habe gefürchtet, daß du so empfinden
würdest, Larry - und ich wünschte, du tätest es nicht. Aber da
du nun einmal du bist, wirst du wohl müssen. Ich könnte es dir
immer noch verbieten…” - ein Lächeln huschte über sein
Gesicht - „… nur habe ich festgestellt, daß du dazu zu alt bist,
und so will ich es nicht einmal versuchen.” Er ließ seine
Hände sinken, und dann verzog sich sein bekümmertes Gesicht
zu einem breiten Grinsen.
„Verdammt noch mal, Sohn, es gefällt mir immer noch nicht
- aber ich bin stolz auf dich.”
5
Die Sonne hatte den Morgennebel von den Hügeln weggebrannt, während das Tal noch unter dichten weißen Schleiern lag. Über der rosa Wolkenbank hing die rote Sonne in einem Bad sich lichtender Schwaden. Larry blickte auf die Baumwipfel nieder, die oben aus der Wolke herausragten, holte tief Atem und genoß die seltsamen Düfte des fremden Waldes.
Er ritt als letzter in der kleinen Kolonne von sechs Männern. Kennard, direkt vor ihm, drehte sich kurz zu
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