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Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition)

Titel: Kräuter-Code: Zehn Kurzgeschichten aus dem schwulen Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad , Jannis Plastargias , C. Dewi , Gerry Stratmann
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Vorsichtig stellte er seine Füße auf die Stützen und manövrierte aus dem
Schlafzimmer heraus. Die Dachbodenluke klaffte wie ein Tor in eine Welt, die ihm versperrt blieb, eine Welt mit einem Sebastian darin. Weitere Schläge und das Geräusch von berstendem Holz
drangen zu Noah hinab.
    »Sebastian?«, rief Noah, ein weiteres Beben, das durch die Decke über ihm ging. »Sebastian? Bitte!«
    Stille. Einen Moment lang. Zögerliche Schritte. Dann erschien Sebastians Gestalt am oberen Ende der Treppe.
    »Bitte komm runter.« Noah war der flehende Klang in seiner Stimme egal. Sebastian sah ihn an. Er sah ihn an mit einem Blick, der Noah seine Schuld spüren ließ. Die Schuld
daran, dass Sebastian dort oben war, und Noah unten. Die Schuld daran, dass er ihr Leben geteilt hatte, in Vorher und Nachher. Sebastian stand da und blickte auf ihn hinab, und die traurige Wut in
seinem Blick drückte Noahs Brustkorb zusammen.
    Sebastian beugte sich vor, griff nach der Treppe und zog sie hoch. Noah blieb mit den Scherben zurück.
    Er saß lange Zeit da und starrte auf die geschlossene Luke. Seine Beine zitterten immer noch, während er Sebastian oben wüten hörte. Er saß fast eine Stunde dort, und
hörte zu, wie Sebastian ihren Playroom in Stücke schlug, bis es irgendwann plötzlich aufhörte.
    Er hatte angefangen zu frieren, aber er hatte nicht gewagt, sich zu bewegen. Erst nach einer weiteren halben Stunde, in denen er glaubte, Sebastian leise weinen zu hören, ebbte der Schock
ab.
    Noah schluckte schwer und wandte sich ab. Er fuhr ins Schlafzimmer, fand eine Strickjacke und zog sie über, bevor er in die Küche rollte, um einen Besen zu holen. So gut es ging kehrte
er die Glasscherben im Wohnzimmer zusammen, wischte die blutigen Fußspuren auf, die Sebastians nackte Füße hinterlassen haben mussten, ohne dass Noah bemerkt hatte, dass er sich
verletzt hatte. Als er in den Flur zurückkehrte, war über ihm nichts mehr zu hören.
     
    »Sebastian? Es ist nach neun.«
    Keine Antwort. Noah atmete schwerer. Er konnte es nicht länger aufschieben, er war zwei Stunden über der Zeit und er hatte auf Sebastians Anweisung mehr getrunken als gewöhnlich.
Die ersten Symptome einer ausgewachsenen Bluthochdruckkrise hatten sich bereits eingestellt, als er seine verbrühten Füße auf die Stützen seines Stuhls gestellt hatte. Wenn er
nicht handelte, würde die Nacht mit einem Notarzteinsatz enden, so viel wusste er.
    Einmal hatte er es geschafft. Es hatte über eine Stunde gedauert, hatte neun Anläufe gebraucht und war drei Jahre her. Er wusste, dass seine Chance jetzt gleich null stand. Er war
aufgeregt, ein klopfender Schmerz zog von seinem Hinterkopf bis in seine Schläfen, seine Hände zitterten und in seiner Brust wütete ein flattriges Gefühl. Er überlegte
kurz, ob er die Zentrale des Pflegediensts anrufen sollte, er wusste, dass immer jemand Bereitschaft hatte und bei Notfällen ausrücken würde, aber er entschied sich dagegen. Sie
würden fragen, was passiert sei, und er hatte keine Antwort darauf. Er hatte keine Ahnung, wie er erklären sollte, dass er sich die Füße verbrüht hatte, um herauszufinden,
was mit seiner Beziehung nicht stimmte. Er schob sich ins Bad. Er musste es ohne Sebastian schaffen, zumindest darüber war er sich sicher. Mit seinen Zähnen riss er das sterile
Katheterset auf. Er würde es von nun an ohne Sebastian schaffen müssen.
    9
    »Großer Gott, ich hab nicht auf die Uhr gesehen!« Sebastian sah erschrocken und schuldbewusst aus, als er Noah mit offenem Hosenbund und hochrotem, verschwitztem Gesicht
inmitten eines Schlachtfelds aus Plastikkanülen, Urinbeuteln und Gleitmittelpfützen vorfand.
    Noah sah zu ihm hoch, verzweifelt, zitternd und kurzatmig, aber er schüttelte den Kopf, als Sebastian mit geröteten Augen und festem Schritt auf ihn zukam.
    »Sebastian, du kannst nicht ... Ich hab grad ...« Er schüttelte wieder den Kopf, blickte ihn flehend an. »Du kannst mich jetzt nicht anfassen.«
    Sebastian sah ihn an, wissend um die Worte, die Noah nicht aussprechen konnte.
Ich habe gerade unsere Beziehung zerstört.
Aber Sebastian hatte seine Entscheidung getroffen und die
hatte immer mehr gegolten als Noahs.
    »Es tut mir leid, Noah. Ich hätte dich nicht anschreien dürfen.«
    Sebastians Hand legte sich auf seine Schulter, rieb entschuldigend die Stelle, an der sich seine Finger in seine Haut gebohrt hatten. Noah schloss die Augen, schüttelte den Kopf,
während Sebastian ihm

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