Kräuterkunde
(
Storl 1990:50
)
Es wurde schon erläutert, daß die Pflanzendevas ihre Urbilder in den Fixsternen haben. Um zu inkarnieren, um irdisch zu werden, müssen sie sich mit der Materie verbinden. Mutter Erde ist es, die die geistigen Urbilder in ihrem dunklen Schoß empfängt und ihnen lebendige Verkörperung ermöglicht. Die Devas strahlen ihre unsichtbaren, geistigen Formkräfte von den Sternen auf die Erde hinab. Die Mineralien und Kristalle im Erdboden wirken dabei als Attraktoren. Schon die babylonischen Magier und die jüdischen Kabbalisten wußten um die okkulten Sympathien und Korrespondenzen zwischen den fernen Fixsternen und den Mineralien und Edelsteinen tief in der Erde. Die Mineralien resonieren mit den einströmenden Sternenenergien und leiten diese an die Wurzeln der Keimlinge weiter. Noch im Mittelalter galten die im Winter herabrieselnden Schneekristalle als sichtbares Zeichen der vom Himmel herabströmenden Kräfte, die sich dann im Pflanzenwachstum und in der Ernte des kommenden Jahres offenbaren.
Auf dem Weg vom Sternenzelt hinab zu Mutter Erde durchstrahlen die pflanzlichen Urbilder die sieben Planetensphären. Bildhafter ausgedrückt: Die Pflanzengeister klettern die Himmelsleiter, deren Sprossen die Planeten sind, ins physische Dasein hinab. Oder noch anders gesagt, die Pflanzen durchwandern auf ihren Weg in die Inkarnation die Reiche der Planetengötter. Angefangen mit
Saturn
, der an der äußersten Grenze der sichtbaren Wandelsterne seine Bahn zieht, führt der Weg über
Jupiter, Mars
, die
Sonne
nsphäre,
Venus, Merkur
und den erdnahen
Mond
, zur Erde hinab.
Jeder Planetengott beschenkt die Pflanzenkinder auf seine Weise mit Farben, Düften, geometrischen Mustern und anderen Eigenschaften. Jeder Planet bündelt und verstärkt bestimmte Energien und blockiert andere. Nach Ansicht der alten Alchimisten und Gelehrten verleiht Saturn ihnen »Milzkräfte«, Jupiter »Leberkräfte«, Mars »Blutkräfte«, die Sonne »Rhythmus und Herzkräfte«, Venus die »Kräfte der Drüsen«, Merkur »Lungenkräfte« und der Mond »Fortpflanzungskräfte«. Auf diese Weise gestaltet sich der astrale und ätherische Körper der Pflanze. Auf diese Weise bekommt die Pflanze auch ihre ganz spezifischen Heilkräfte. Das von Mond und Jupiter besonders geprägte Schöllkraut wird zum Leberheilmittel, die von der Venus geprägte Birke reinigt Nieren und Harnorgane, und die Brennessel erhält vom roten Mars ihre blutbildenden Eigenschaften.
Erst wenn der Pflanzengeist die Mondsphäre verläßt, ist die physisch-materielle Manifestation des Pflanzenwesens möglich. Im feuchten, mondhaften Humus keimt es und beginnt sein irdisches Dasein. Aber dieses In-Erscheinung-Treten stellt zugleich einen Wendepunkt dar. Kaum hat die Pflanze ihre zarten Keimblätter entfaltet, wächst sie schon wieder unerbittlich ihrem Ende entgegen. Sie klettert – diesmal für unsere Augen sichtbar – die Planetenleiter empor und verschwindet, entkörpert, in die Fixsterne.
Wie sieht die Rückkehr zu den geistigen Urbildern aus? Folgen wir der Pflanze Schritt für Schritt die Sprossen der Planetenleiter empor. Im Mond entfalten sich die Keimblätter, und das grüne Chlorophyll, das »Auge« und die »Lunge« der Pflanze, sieht zum ersten Mal das Licht des Diesseits und atmet die diesseitige Luft. Das weitere Wachstum gleicht einem in Zeitlupe gedrehten wirbelnden Tanz. Um den zentralen Sproß kreisend, strebt die Pflanze dem Himmelslicht zu, während ihre Wurzeln saugend und tastend ins Erdreich hinabdringen. Diese von Goethe entdeckte »Spiraltendenz«, die nach oben schraubende Anordnung der Knospen und Seitentriebe um dem Haupttrieb herum, ist das getreue Abbild der Planetenbewegung in bezugauf die Sonnenbahn. (Vom geozentrischen Standpunkt aus gesehen umwirbeln die Planeten die in gerader Linie verlaufende Ekliptik.)
Der Durchgang durch die Merkursphäre offenbart sich im schnellen Emporschießen der Frühlingstriebe und in der rapiden Entfaltung des Laubs. In der Venussphäre – sie entspricht kalendarisch der Maienzeit – sind die Blätter voll entwickelt, und die Pflanze beginnt zu blühen. Blüten und Fruchtblätter sind die Gabe der Venus.
Die wachsende Pflanze wirbelt im abwechselnden Rhythmus von Systole (Zusammenziehen) und Diastole (Ausdehnen) dem Zenit entgegen. Botaniker sprechen vom Heliotropismus. An jedem Knoten verlangsamt sich das Wachstum. Die Pflanze hält momentan inne und konzentriert ihre Kraft erneut. Dann streckt
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