Kräuterkunde
Wald aus echter Begeisterung unsere Lieder zusingen können, werden Artenschwund und Waldsterben bald ein Ende nehmen. Früher räumte man den Pflanzen einen großen Bereich im Bewußtsein ein, heute, den neusten Umfragen zufolge, kennt der durchschnittliche Bundesbürger lediglich nur noch sechs Arten–meistens lästige »Unkräuter«.
In allen Kulturen gab es sogenannte »Vermehrungsrituale«, die Pflanzen und Tiere in den Mittelpunkt des Bewußtseins rückten. Nur so konnte man sich versichern, daß die Lebensgrundlagen erhalten blieben. Es gab überall Schamanen, die seltene, scheue Pflanzen kannten und ihnen – sei es auch nur durch flüchtiges Betrachten – einen Platz im menschlichen Bewußtsein und damit im Dasein einräumten. Das heutige, von »Betroffenheit« zeugende, oft zitierte Schlagwort »Wir brauchen die Natur, aber die Natur braucht uns nicht« stimmt nicht ganz. Wir alle brauchen einander.
Die Schamanen, wie ursprünglich auch die Brahmanen, galten als »Weltenschöpfer«. Sie hoben die Dinge, auch die Pflanzen, aus dem amorphen Hintergrund hervor, indem sie sie aufzeigten und benannten. Mit einem »Schau, was da ist!« brachten sie sie ins menschliche Bewußtsein und machten sie zum Teil der Schatzkammer der menschlichen Kultur. Die Pflanzengeister dankten es den Sehern mit wertvollen Einsichten und Inspirationen.
Blumen mögen es, wenn wir sie dankbar pflücken, um unseren Eßtisch mit ihnen zu schmücken. Kräuter mögen es, wenn wir in ihnen einen Gesundheitsborn entdecken. Nicht das Pflücken von Blumensträußen und Sammeln von Heilkräutern hat viele Wildblumen zum Schwinden gebracht, sondern unsere Technologieversessenheit, der massive Einsatz von »Pflanzenschutzmitteln«, von Pestiziden, die die bestäubenden Insekten eliminieren. Auch die Straßenbeleuchtung – ein Ausdruck unserer Entfremdung und Lebensangst – ist für viele nachtschwärmende Insekten tödlich.
Das Sammeln, Graben und Schneiden der pflanzlichen Materie tut den Pflanzen nicht weh. Wenn das so wäre, wären wir alle Sadisten. Es wäre dämonisch, das Radischen zu zerschnipseln, die Kartoffel lebendigen Leibes zu verbrühen, das Johanniskraut abzubrechen und wie eine Mumie verdorren zu lassen. Dem Pflanzenwesen tut dies alles jedoch nichts, es rennt nicht schreiend weg, denn sein Geist und seine Seele sind nicht vollständig an seine Leiblichkeit gebunden. Pflanzengeister inkarnieren nur physisch und ätherisch. Ihr Astralleib und ihr »Ich« bleiben frei und makrokosmisch. Sie bleiben mit den göttlichen Ursprüngen verbunden. Der Mensch hingegen bringt auf dem Weg in die Verkörperung auch seine Seele und seinen Geist mit. Er bringt die Planetensphären ebenso wie den Fixsternhimmel mit in den Mikrokosmos seiner Existenz. Indem er die Pflanzen bewußt durch seine Sinnestore einläßt, werden auch sie Bewohner des Mikrokosmos. Sie wurzeln, wachsen und blühen nun in der inneren Welt des Menschen.
Jeder Mensch als Mikrokosmos ist sozusagen ein Samen des Makrokosmos, des universalen Meganthropos. Dieser Samen wird »eines Tages« zum vollen Kosmos auswachsen. Alles, was der Mensch in seiner mikrokosmischen Phase aufgenommen hat, wird Teil dieses künftigen Universums sein. Im Bewußtsein, daß das so ist, nehme ich das Beste mit, das Interessanteste. Ärger, Haß, Neid und andere Belastungen kommen nicht mit ins Gepäck, dafür aber viele schöne Pflanzen, deren Wesen Wonne und Glückseligkeit ist. So viele wie möglich nehme ich mit meinem Bewußtsein auf – Steine, Tiere und liebe Freunde natürlich auch. Und wenn die äußere Welt dann entfällt, wenn sie am »Weltenende« in Rauch und Asche oder in den wühlenden Gewässern des Chaos versinkt, sind diese Wesen noch in mir.
Holon
Wenn nun das Großmütterchen meint, es rede mit dem Pflanzengeist oder -deva, wenn es mit seiner Geranie redet, stimmt das. Zwar gibt es so etwas wie einen Geranien Deva, der alle Geranien der Welt überstrahlt, aber der ist auch als Holon in der einzelnen Pflanze enthalten, ebenso wie der Mensch in seiner genetischen Vielfalt in jeder individuellen Zelle des Körpers vorhanden ist oder das niederländische Wesen in jedem Holländer.
Blüte, Seele,
Ätherische Öle
Schöllkraut
(Chelidonium majus)
Die Stufen der pflanzlichen Metamorphose waren für die Alchimisten von höchstem Interesse. Sie sahen darin göttliche Gesetze am Werk, Gesetze, die auch für andere Schöpfungsbereiche gelten, für die menschliche Seelenentwicklung
Weitere Kostenlose Bücher