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Kräuterkunde

Kräuterkunde

Titel: Kräuterkunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf-Dieter Storl
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Kraft ihres Devas zukommen. Es ist beispielsweise die Göttin
Saraswati
selbst, die verjüngend und intelligenzfördernd im Wassernabelkraut (
Hydrocotyl asiatica
) wirkt. (
Storl 1995:267
) Im Adlerbaum (
Aquilaria malaccensis
), aus dessen Holz Räucherduft gewonnen wird so wie ein Öl, mit dem sich Wandermönche einreiben, ist der Göttervogel
Garuda
anwesend und verleiht dem Suchenden geistige Schwingen. Im indischen Hanf ist es Shiva selbst, der dem Geläuterten die Wahrheit offenbart, den Unreinen aber in den Wahnsinn treibt. Und im allesheilenden Basilikum (Tulsi,
Ocumum sanctum
) offenbart sich Vishnu, der Erhalter der Schöpfung.
    Ähnliches gibt es auch in anderen Kulturen. Im alten Griechenland tat sich der Sonnengott Apollo vor allem im Lorbeer und im Bilsenkraut kund, Zeus im Eisenkraut, Aphrodite in der Myrthe, Athene im Olivenbaum und Artemis im Beifuß. In Ägypten offenbarte sich Osiris im Majoran, Isis im Beifuß, Horus im Andorn und Ra, der Sonnengott, vor allem im Weihrauch und in der Myrrhe.
    Mit anderen Worten, Pflanzen sind Vermittler. Sie vermitteln die Kräfte und Gaben der Götter und des Himmels genauso wie die der Erde. Durch die Pflanzen gelangen die Energien des Makrokosmos in uns und werden mikrokosmisch. Mittels Pflanzen – sei es durch die meditative Betrachtung, durch das Einatmen ihrer Düfte oder durch das Essen ihrer Substanz – nehmen Götter Kontakt mit uns auf. Wir essen die Götter, wir atmen sie ein, ganz im Sinne der oben zitierten Upanischade. In uns werden sie mikrokosmisch. In uns erneuern sie sich, geben uns Inspirationen, Einsichten, Lebenskraft – kurz, sie machen uns zu dem, was wir sind.
Rhythmen (Ritam)
    Die Weisen und Priester der alten Kulturen beobachteten genaustens die zyklischen Bewegungen der Sterne und Planeten. In ungestörter Mediation, oft auf einsamen Bergen oder auf künstlich errichteten Erhöhungen (Stufenpyramiden, Zikkurats, Mounds), vernahmen sie die göttliche Ordnung, nach der es sich lohnte zu leben.
Rita
nannten die vedischen Inder diese Ordnung, und als
Ritu
bezeichneten sie die vom Kosmos vorgezeichneten Jahreszeiten, in denen den Göttern feierliche Opfer gebracht wurden. Auch wir kannten den
Ritus
, die
Rituale
, die dem harmonischen Fluß der Jahreszeiten, dem kosmischen
Rhythmus
, angepaßt sind und der Gemeinschaft Heil und Segen angedeihen lassen. Verachten oder vernachlässigen die Menschen, sei es nun das Individuum oder die Gemeinschaft als ganzes, das göttliche
Rita
, dann nehmen Chaos, Krankheit und Zerstörung überhand.
    Die Pflanzen als Ausdruck der Devas verlassen das Rita nie. Sie spiegeln in ihren vielfältigen Rhythmen den Reigen der Gestirne wider. Ohne Bezug zur
Sonne
zum
Mond
und zu den
Planeten
kann man sich weder die einzelne Pflanze noch die Vegetation als ganzes vorstellen. Zwar spricht die orthodoxe Wissenschaft lieber von »im Erbgut verankerten, endogenen Verhaltensmustern« und ignoriert die Übereinstimmungen zwischen den Rhythmen der Himmelskörper und den Periodizitäten im Pflanzenleben, aber das ist nur so, weil die gängige experimentelle Methode in diesen Bereichen versagt. Die inzwischen klassischen Studien Frank Browns (Northwestern University, Chicago) belegen ohne Zweifel, daß sogar die schrumpelige Kartoffel im Keller die genaue Tages- und Jahreszeit sowie den Stand der Sonne und des Mondes »kennt« und auf diese mit Wachstums- und Stoffwechselschwankungen reagiert. (
Brown 1970
)
    Der tägliche Rhythmus der Pflanze, der Wechsel von Assimilation und Dissimilation, Nachtstellung und Tagstellung der Blätter, Stoffwechselhöhepunkten und vielem mehr ist eindeutig mit der Sonne verbunden. Die Sonne ist das makrokosmische Herz, das den Pflanzen ihren Pulsschlag gibt. Verschiedene Zeiten des Keimens und Blühens (Langtagpflanzen, Kurztagpflanzen usw.), des Öffnens und Schließens der Blütenknospen – so exakt, daß sich Linnaeus eine »Blütenuhr« in den Garten pflanzen konnte, an der er bis auf eine Viertelstunde genau die Tageszeit ablesen konnte – und andere Periodizitäten lassen uns erkennen, daß sich jede Art anders auf Stand und Einstrahlungswinkel, auf Tageszeit und Position der Sonne im Tierkreis einstellt.
    Einen größeren Rhythmus ergibt der jährliche Wandel der Sonne durch den Kreis des Zodiak. Das annuelle Werden und Vergehen der Pflanzendecke ist ganz im Einklang mit dem Wandel der Sonne durch die niederen und höheren Tierkreisregionen. Im Winter, wenn die Sonne im Schützen

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