Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
donnerten.
Er spürte, wie der Sattel verrutschte, als Nick über einen Baumstamm sprang, und bevor er noch nachdenken konnte, gab der Sattel nach und plötzlich fiel er. Und fiel und fiel.
Sein letzter Gedanke, bevor er auf dem Boden aufschlug war, dass man an seinem Sattel herumgepfuscht hatte.
~*~
Maris öffnete die schwere Schatulle aus Gold und keuchte auf, als sie auf ihr Bett zurücksank.
„Es ist wundervoll!“, rief sie auf, als sie eine Kette, fast so geschmeidig wie ein Seil, von kleinen, wunderbar gearbeiteten Kettengliedern aus der kleinen Truhe hervorzog. Topase und Smaragde hingen wahllos an der Kette, die mindestens dreimal um ihren Hals reichen würde. Jeder Edelstein war eingefasst in eine kunstvolle, filigran gearbeitete Schließe, jede davon anders und schon in sich ein Kunstwerk.
„Es ist eine ganz wundervolle Brautgabe“, sagte Madelyne mit einem Augenzwinkern. „Lord Dirick ist ein großzügiger Bräutigam.“
„Das ist er.“ Maris schaute auf die kleine Schatulle herab, die auf ihrem Schoß lag. Die Schatulle an sich war schon ein herrliches Geschenk und zusammen mit der von Juwelen besetzten Kette verriet sie, welchen Wert Dirick seiner Braut beimaß. Sie konnte nicht umhin vor Freude zu strahlen. Vielleicht lag ihm doch ebenso viel an ihr, wie er ihre Ländereien begehrte.
Sie ließ das goldene Seil wieder in die Schatulle gleiten. Als sie ihr von einem ihrer eigenen Männer aus Langumont überbracht wurde, war die Schatulle mit einer goldenen Schleife zugebunden gewesen, mit Zweigen von Rosmarin, Zitronenmelisse und Veilchen darin. Der Magen flatterte ihr leicht und sie lächelte wieder.
Heute Nacht würde sie mit Dirick das Lager teilen, würde seine Lippen und Hände auf ihrem Körper spüren, würde sich mit ihm vereinigen und seine Haut an der ihren spüren, würde die Seine werden. Die Vorfreude jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
Heute würde sie den Mann, den sie liebte, heiraten.
Die Furcht und das Zögern waren verschwunden und an ihrer Stelle fanden sich Zutrauen, Liebe und Glück – dafür dass sie Dirick gehören würde, ihm angehören und mit ihm leben würde, ihm Kinder schenken und ihre gemeinsamen Ländereien an seiner Seite mit ihm verwalten würde. Maris holte einmal tief Luft, weil sie die Tatsache kaum fassen konnte, dass sie sich auf das Ereignis einer Hochzeit freute – ja sogar unbändig freute. Und das, nachdem sie so lange dagegen angekämpft hatte.
Ein dringliches Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Träumereien und Maris und die anderen Damen schauten gespannt, als eine Zofe ging, um die Tür zu öffnen.
„Lady Maris“, Michael d’Arcy sprang fast ins Zimmer, als die Tür sich öffnete. „Es hat sich ein Unfall ereignet! Es ist der Euch bald angetraute Ehemann!“
Maris sprang von ihrem Stuhl auf. „Was ist mit ihm? Sind seine Verletzungen schlimm?“ Das Herz stand ihr fast im Hals und sie war sich nur verschwommen bewusst, dass Madelyne ihr gerade einen Umhang umlegte.
Michael schüttelte ernst seinen Kopf. „Maris, ich weiß es nicht. Sie rufen gerade die Ärzte herbei, an seine Seite, denn er fiel während der Jagd von seinem Pferd. Sie haben Angst ihn vom Fleck zu bewegen. Ihr müsst mit mir kommen.“
„Natürlich.“ Sie ging rasch auf die Tür zu, wobei sie versuchte die Anspannung und die Angst, die ihr durch den gesamten Körper rasten, zu beruhigen. „Ich muss die Arzneien aus meinem Gemach holen“, sagte sie zu Michael, als sie sich anschickten, den Gang hinunter zu gehen.
„Nein, dafür ist keine Zeit. Er hat nach Euch rufen lassen, dass Ihr an seine Seite kommt, und es ist das Beste, wenn Ihr jetzt gleich mit mir kommt ... Maris, die Wunde ist ernst und er wünscht mit Euch zu sprechen.“
Die Angst in ihren Eingeweiden wurde da noch größer und sie entdeckte, dass sie kaum in der Lage war zu atmen. Die Liebe zu verlieren, so bald schon nachdem sie diese gefunden hatte, wäre mehr, als sie ertragen könnte ... ganz besonders, weil das alles so bald auf den Tod ihres Vaters folgte.
In den Falten ihres Rocks ballte Maris die Hand zur Faust, während Michaels recht fester Griff sie am Arm vorwärtstrieb. Sie würde über diese Möglichkeit nicht nachdenken. Das würde sie nicht .
Bei den Stallungen war sie etwas verwundert Hickory schon mit Zaumzeug und Sattel versehen vorzufinden, sowie Victor, der die Zügel hielt. „Kommt, Mylady, bevor es
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