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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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sich keinen Umhang übergeworfen. Ihre böse Vorahnungen steigerten sich noch und machten, dass sich ihr der Magen umdrehte, und sie zwang sich dazu, mit gebücktem Kopf über den Hof zu gehen. Sie zitterte und stolperte zu den Ställen, wobei ihr bewusst wurde, dass Verna ihr nicht mehr folgte.  
    Zögerlich trat sie dort ein und sie atmete erleichtert auf, angesichts der Wärme da drinnen, angefüllt von leise schnaubenden Pferden. Der Stall lag im Dunkeln, aber eine schemenhafte Figur stand dort hinten.  
    „Was ist Euer Begehr?“, fragte sie mit zittriger Stimme.  
    „Lady Allegra“, ein dünner Mann trat vor, so dass sie gerade noch seine Gesichtszüge erkennen konnte. „Ich bringe Euch ein Andenken von meinem Herrn.“ Er streckte den Arm aus und sie wich erschrocken zurück. Er war jedoch schneller als sie und seine Finger schlossen sich um ihre Hand. Etwas Schweres wurde ihr in die Handfläche gedrückt, dann schloss er ihre Finger fest darum. Metall drückte gegen ihre zarte Haut und Allegra schrie auf vor Schmerz.  
    Der Mann lachte und beugte sich zu ihr vor. „Mein Herr beharrt darauf: Wenn Ihr seine Warnung nicht ernst nehmt, so wird Eure Pein noch viel größer sein. Guten Abend, Mylady.“ Er schob sich grob an ihr vorbei und auf einmal war sie alleine.  
    Allegra stolperte wenige Augenblicke später zum Stall hinaus, in der Hand hielt sie immer noch das schwere, metallene Objekt. Als sie sich gegen die schwere Tür der Kapelle lehnte, fiel sie beinahe in diesen Ort der Zuflucht hinein.  
    Kerzen flackerten an dem Alter und in jeder Ecke der Kapelle. Langsam öffnete Allegra ihre zusammengeballte Hand. Selbst in diesem unbeständigen Licht vermochte sie die Gravur auf der Metallbrosche zu erkennen. Bon de Savrille.  
    Wenn sie je einen Zweifel gehegt hatte, dass Bon immer noch beabsichtigte ihre Tochter zu heiraten, dann war der jetzt verschwunden.  
     
    ~*~
     
    Der folgende Tag war ungewöhnlich milde für Januar. Hoch droben am Himmel strahlte die Sonne unermüdlich und die Leibeigenen, Soldaten und Ritter ließen Umhänge sowie Handschuhe sein, während sie ihren unterschiedlichen Beschäftigungen nachgingen.  
    Merle war gerade im Burghof und schaute seinen Männer dabei zu, wie sie ihre Schwertkunst übten, als die Besucher eintrafen. Dirick, der gerade sein eigenes Schwert beiseite gelegt hatte, schaute neugierig auf, als Gustave sich näherte.  
    „Herr“, verkündete der Truchsess, „die Lordschaften d’Arcy stehen am Fallgitter und begehren Einlass. Ich werde sie in die große Halle geleiten und sie bitten, sich dort heimisch einzurichten, aber Ihr wünschtet unterrichtet zu werden, sobald sie eingetroffen wären.“  
    „Danke, Gustave. Dirick, begleitet Ihr mich?“  
    „Ich bin sicher, Ihr habt einiges zu bereden, was mich nichts angeht. Ich kann mich bis zum Essen bei Tisch heute Abend selbst beschäftigen, so dass ich Eure Geschäfte nicht störe.“ Dirick wischte sich mit einem Arm den Schweiß von der Stirn und schob in dieser einen geschmeidigen Bewegung sogleich seine Haare glatt aus dem Gesicht.  
    „Nein, nein“, sagte Merle mit einer solchen Jovialität – und so nachdrücklich, dass Dirick keine weiteren Einwände erhob. „Kommt mit mir und lernt meinen teuren Freund und seinen Sohn kennen. Sie werden sicherlich mit Neuigkeiten aufwarten können, denn sie kommen aus dem Süden und werden dort alles gehört haben.“  
    Merle ging voran in Richtung des riesigen Eingangstores am Burggraben und machte Dirick ein Zeichen ihm zu folgen. Resigniert zog er sich die Tunika wieder über und folgte ihm, wobei er sich fragte, warum Merle nur darauf bestand, dass er die Gäste kennenlernte.  
    In der großen Halle steckte Dirick sein Schwert in die Scheide und legte es auf einer der schweren Eichenbänke ab, die an einem aufgebockten Tisch standen. Merle hatte die beiden Männer bereits begrüßt, die sich auf zwei Stühlen in der Nähe des hell flackernden Feuers niedergelassen hatten. Dirick ging auf sie zu, wobei er sich die Lords d’Arcy genau betrachtete.  
    Der Ältere – vermutlich der Vater – saß auf einem dreibeinigen Schemel und räkelte sich jetzt derart wohlig, dass er mit dem Rücken geradezu auf dem Tisch hinter ihm lag. Blasses Haar von einer Farbe wie Weizen umgab seinen Kopf gleich einer Kappe, genau über den Ohren abgeschnitten und ebenso quer seine Stirn entlang. Es sah aus wie ein silbriger Helm. Blassblaue Augen wanderten flink zu

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