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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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hofieren, noch war ihm daran gelegen, eine von ihnen mit seinem derzeitigen Aufzug zu beleidigen. Als man Dirick Einlass in Heinrichs Privatgemach gewährte, war zu seiner Bestürzung jedoch auch dessen Gemahlin Eleonore zugegen.  
    „Eure Majestät.“ Er verneigte sich zuerst vor Heinrich, indem er seine Stirn gegen die ausgestreckte Hand des Königs drückte und machte dann auf seinem gebeugten, schmerzenden Knie eine Drehung, um die Königin zu begrüßen. „Meine Königin, ich fürchte mein trauriger Aufzug beleidigt Euch.“  
    „Dirick, Ihr dürft Euch vom Boden da erheben und Euch Eures Schwertes und des Umhangs entledigen“, begrüßte ihn Heinrich, wie immer herzlich und jovial, während er aufstand und auf Dirick niederblickte. „Es ist ja nicht so, dass Eleonore nichts verstünde von den Anforderungen, die eine in Eile angetretene und ebenso beendete Reise mit sich bringt. Ich sehe nur noch den Staub von ihrem Pferd, wenn wir Aquitanien bereisen. Lediglich wenn sie enceinte ist, schlägt sie ein vernünftiges Reisetempo an.“  
    „Es ist in der Tat, Sir Dirick“, sprachen die Worte der Königin tröstend zu ihm, „nicht vorstellbar, dass Ihr mich je beleidigen könntet, oder etwa eine meiner Damen.“  
    Dirick murmelte seinen Dank und kam wieder zu stehen, wobei er ein Stöhnen wegen der Schmerzen in seinen Knien unterdrückte, und löste die Schnalle seines Schwertes an seiner Tunika. Er legte es nahe bei der Tür auf dem Boden ab und riss sich anschließend den Mantel von den Schultern, den er auf die Waffe niedergleiten ließ, um sich dann wieder seinem Dienstherrn zuzuwenden.  
    „Setzt Euch doch“, grummelte Heinrich, der sich nun abwandte, um im Raum auf und ab zu gehen. „Euer hoher Wuchs verhöhnt mich – und, um die Wahrheit zu sagen, Ihr seht aus, als ob Ihr gleich zusammenbrecht.“  
    Dirick sank neben dem knisternden Feuer auf einen Stuhl nieder und versuchte seine Hände zu wärmen. Heinrichs scharfe Augen hatten die Erschöpfung und den Schmerz sicherlich bemerkt, der auf den Gesichtszügen des Mannes lag, aber er sagte lediglich, „Euer Vater ist zur letzten Ruhe gebettet?“  
    „So ist es, ihn hat man zur Ruhe gebettet – aber ich werde nicht ruhen, bis der Mann, der ihm dieses frühe Grab bescherte, meine Faust und mein Schwert gekostet hat.“ Dirick gebot seiner müden Zunge Einhalt, um die stummen Worte in seinem Kopf danach nicht laut auszusprechen: mit oder ohne Euren Segen .  
    „Und es ist nur Euer Recht, Dirick. Ich würde nichts weniger von Euch erwarten. Ihr mögt nur ein jüngerer Sohn sein, aber seid schon seit jeher ein Verfechter der Ehre und Entschlossenheit – zumindest im Dienst meines Namens war dem so.“  
    Heinrich zeigte auf ein Holzbrett mit Käse und Brot. „Mann, esst etwas, bevor Ihr zu Boden geht, und ich werde Euch erzählen, warum ich Euch rufen ließ.“  
    Eleonore reichte ihm einen Kelch burgunderroten Weins und Dirick nahm ihn entgegen, etwas verwundert, dass die Königin ihn bediente. Aber es blieb ihm selbst überlassen, sich ein Stück Brot zu nehmen, was er tat, indem er es von dem braunen Laib abbrach und sich noch ein Stück Käse dazu abriss. Der Wein, der sicherlich aus Eleonores eigenen Ländereien in Aquitanien stammte, rann ihm wunderbar die Kehle runter und wärmte ihm die Glieder, als Heinrich in seiner üblichen abrupten Art zu sprechen begann.  
    „Wie Ihr gehört habt, wurde Euer Vater tot in der Nähe von Derrington aufgefunden, zusammen mit seinem Pferd und einem seiner Männer. Das war kein gewöhnlicher Anblick wie im Krieg oder bei Dieberei.“  
    „Ja. Auf dem Bauch und gotteslästerlich zugerichtet“, Dirick spuckte die Worte förmlich aus, wobei ihm gleichgültig war, wie die Brotkrumen in den Wein spritzen. „Seine Kehle war tief eingeschnitten, bis zum Knochen. Jemand hat ihn so hingelegt, dass sein Kopf zurückgebogen war, was sein Gesicht dann nach oben, zum Himmel hin, blicken ließ.“ Wut und Übelkeit fuhren ihm durch die Magengrube, brodelten und kochten dort über, wo er sie die letzten Tage vergraben hatte.  
    „Und sein Körper war ebenso angerichtet mit einem weiteren Opfer, Hand an Hand, bäuchlings mit dem Gesicht auch nach oben verdreht“, fuhr Heinrich fort. Seine Stimme hatte ihre freundliche Jovialität eingebüßt und war hart geworden. „Es ist ein Wahnsinniger, der derlei tut, und der Tod Eures Vaters war der dritte solche Fall in den letzten beiden Sommern.“

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