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Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin

Titel: Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Gleason
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einen willkommenen Zufluchtsort nach einer Mahlzeit, die sie wie auf glühenden Kohlen verbracht hatte. Agnes erwartete sie bereits, als Sensel die Tür öffnete und Maris Handzeichen machte einzutreten.  
    Wie die dicke Eichentür hinter ihr bedrohlich ins Schloss fiel, widerstand Maris der Versuchung, einfach auf dem Bett zusammenzubrechen. Stattdessen stellte sie sich nahe ans Feuer, das dort im Kamin hell brannte, und versuchte das Zittern ihrer Hände wieder zu beruhigen. Obwohl es ihr während des Essens gelungen war, es geschickt zu verbergen, hatte ihr das Herz die ganze Zeit über angstvoll gepocht und die Kehle abgeschnürt, was es so gut wie unmöglich machte, auch nur den kleinsten Bissen hinunterzukriegen. Zumindest in dieser Hinsicht hatte sie nicht lügen müssen.  
    Es war ihr trotz allem aber gelungen, Bon hinters Licht zu führen.  
    „Agnes, wisst Ihr, wo man auf Breakston die Kräuter aufbewahrt?“, fragte sie, als sie auf einen dreibeinigen Schemel direkt an dem wunderbar hell brennenden Feuer niedersank. Sie zitterte.  
    „Jawohl, Mylady, da sin’ noch’n paar in der Küche. Ich mein’ auch, dass die Hebamme im Dorf noch welche hat, vielleicht.“  
    „Ich brauche so viel Flohkraut wie Ihr nur finden könnt“, sagte Maris ihr erschöpft. „Könnt Ihr davon etwas sammeln, ohne dass jemand Verdacht schöpft?“  
    „Gewiss, ich werd’ sagen, ‘s ist für ‘nen Trank für mich selber.“  
    „Gut.“ Maris starrte lange in das Feuer und sah zu, wie die orangenen Flammen sich um die Holzscheite da kringelten. „Wir dürfen Lord Sensel keine Veranlassung geben zu glauben, dass Ihr mir helfen wollt. Kommt, setzt Euch hier nahe ans Feuer – hier, Agnes, dreht Euer Gesicht zur Flamme hin, so dass Eure Wange rot wird. Ich werde tun, als hättet Ihr meinen Unmut erregt, und dann müsst Ihr schnell gehen, um das Flohkraut zu beschaffen. Stellt sicher, dass Lord Sensel Eure rote Wange seht, so dass er glaubt, ich hätte Euch geschlagen.“  
    „Ja, Mylady“, stimmte Agnes ihr zu. Sie drehte die Wange ohne Narbe wie angewiesen in Richtung Feuer und als die Wärme sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, beobachtete sie basserstaunt, wie Maris anfing Theater zu spielen.  
    „Dummes Weibsstück!“, schrie Maris plötzlich und warf einen Pokal voll Ale zu Boden. „Habt Ihr denn weniger Verstand als ein Schaf?“  
    Mit einem lauten Kreischen ließ sie ein Stück Holz nahe beim Feuer fallen. Genau in dem Moment, als die Tür sich öffnete, klatschte Maris ihre Hände hart zusammen, was dasselbe Geräusch machte wie eine Ohrfeige, und mit einer raschen Bewegung packte sie Agnes am Arm und riss sie vom Feuer weg. „Geht jetzt und kommt nicht wieder, bis Ihr gelernt habt weniger tölpelhaft zu sein!“  
    Sie schob die verdutzte Zofe in Richtung Sensel, der dort an der Tür finster dreinblickte, und fügte hinzu, „ich brauche meinen Trank augenblicklich!“  
    Dann wirbelte Maris wutentbrannt zu Sensel herum, denn er hatte in ihrem Gemach nichts zu suchen, schon gar nicht, wenn er uneingeladen hereinplatzte. „Wie könnt Ihr es wagen, mein Gemach ohne meine Erlaubnis zu betreten?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und starrte zu ihm hoch.  
    In der Zwischenzeit hatte die Auseinandersetzung auch unten in der Halle die Aufmerksamkeit der dort Anwesenden erregt. Schwere Fußtritte polterten eilig die Treppe herauf und schon stand Bon – gefolgt von mehreren Soldaten, darunter auch Dirick de Arlande – auf der Türschwelle zur Kammer, wo alle etwas Interessantes zu sehen bekamen.  
    Offenkundig war er sich nichts von alledem bewusst, was hinter ihm vor sich ging, denn Sensel beugte sein finsteres Gesicht jetzt bedrohlich zu Maris hinab. „Mein Herr hat mir befohlen Tag und Nacht auf Euch aufzupassen, Mylady, und ich gehorche Lord Bon und niemandem sonst.“  
    „Ihr könnt die Tür bewachen, wie immer es Euch beliebt, Sensel“, fuhr Maris von oben herab fort, „aber Ihr werdet mein Zimmer ohne vorherige Aufforderung dazu nicht betreten.“  
    Dann – als hätte sie da erst ihren zukünftigen Bräutigam erblickt, der alles gerade beobachtete – sank sie zu einem Knicks nieder. „Mylord, ich bedauere, sollte ich Euer Mahl unterbrochen haben. Aber dieses tollpatschige Ding hat mir beim Bürsten meiner Haare zu arg gezogen und dann auch noch einen Bierkelch umgestürzt. Fast hätte sie mein Gewand besudelt. Ich werde wohl bald von einer Rute Gebrauch machen müssen, wenn

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