Kraft des Bösen
und dem Schloß waren erst acht Monat e vergangen , abe r fü r de n Standartenführe r wa r ic h s i che r nich t meh r al s ei n x - beliebige r jüdische r Gefangener , der da s Gepäc k de r Tote n sortierte . D a zögert e ich . Me i ne Chance wa r gekommen , un d ic h zögerte , un d d a wa r alle s vorbei . Ich glaube , ic h wär e bi s z u de m Standartenführe r gekommen . Ich hätte ihm die Hände um den Hals legen können, bevor Schüsse erklangen . E s wär e mi r vielleich t soga r gelungen , eine m der Offizi e r e u m Himmle r di e Waff e z u entreißen , bevo r de r St a n dartenführe r überhaup t merkte , da ß ein e Bedrohun g bestand.
Sei t damal s frag e ic h mich , o b mic h etwa s andere s al s Übe r raschun g un d Unentschlossenhei t zurückgehalte n hat . Angst kannt e ic h z u de m Zeitpunk t s icher keine. Meine Angst war zusammen mit anderen Teilen meiner Seele schon vor Wochen i n de r versiegelte n Duschkabin e gestorben . Wa s auc h immer de r Grun d gewese n sei n mag , ic h zögert e ei n paa r Sekunden, vielleicht eine ganze Minute, und alles war verlore n . Himmlers Gruppe ging weiter durch die Tore zum Hauptquartier des Kommandanten, einem Areal, das Fröhlicher Floh genannt wurde . Al s ic h zu m To r sah , w o si e verschwunde n waren, schri e Oberscharführe r Wagne r mic h an , ic h soll e mic h wieder an die Arbeit mac h e n ode r in s ›Lazarett ‹ gehen . Nieman d ke h r t e j e au s de m Lazaret t zurück . Ic h neigt e de n Kop f un d machte mic h wiede r a n di e Arbeit.
Ic h beobachtet e de n ganze n restliche n Tag , la g nacht s wach und wartete den nächsten Tag darauf, ihn zu sehen, aber der Stand a rtenführer kam nicht mehr. Himmlers Gruppe war in der Nach t wiede r aufgebrochen.
A m 14 . Oktobe r wagte n di e Jude n vo n Sobibo r eine n Au f stand . Ic h hatt e Gerücht e übe r ein e Revolt e gehört , doc h sch i e ne n dies e s o wei t hergehol t z u sein , da ß ic h ihne n kein e Bea c h tun g schenkte . Letztendlic h liefe n ihr e sorgsa m ausgeklügelten Pläne auf die Ermordung einiger Wachsoldaten und einen hoffnungslosen Ansturm von rund tausend Juden auf das Hauptto r hinaus . Di e meiste n wurde n scho n i n de r erste n Min u t e vo n Maschinengeweh r feue r niedergemäht . Andere n gelang i n de r Verwirrun g di e Fluch t durc h de n Stacheldrah t au f der Rückseit e de r Anlage . Mei n Arbeitstrup p ka m gerad e vo m E i n satz zurück, als der Wahnsinn losbrach. Der Sturmmann, der un s bewachte , wurd e vo n de n Ausläufer n de s M ob s nieder g e schlagen, und mir blieb keine andere Wahl, als mit der Meute zu laufen. Ich war sicher, mein blauer Overall würde das Feuer de r Ukraine r i m Tur m au f mic h lenken . Abe r ic h schafft e e s in de n Schut z de r Bäume , währen d zwei , di e nebe n mi r liefen, vo n Gewehrfeue r z u Fal l gebrach t wurden . Dor t angekommen, zog ich mir die graue Gefängniskleidung eines alten Mannes an , de r e s i n de n Schut z de s Walde s geschaff t hatt e un d dann vo n eine m Querschläge r getroffe n worde n war.
Ich glaube, daß etwa zweihundert von uns an diesem Tag au s de m Lage r entkomme n konnten . Wi r ware n allei n ode r in kleine n Gruppe n un d größtenteil s ohn e Anführer . Di e Gruppe, di e de n Ausbruc h organisier t hatte , hatt e i m Fal l de s Entk o m mens keinerlei Vorkehrungen für die Freiheit getroffen. Die meiste n jüdische n un d russische n Gefangene n wurde n a n schließen d vo n de n Deutsche n gejag t un d zu r Streck e gebracht ode r vo n polnische n Partisane n entdeck t un d getötet . Viele suchte n Unterschlup f au f nah e gelegene n Bauernhöfe n und wurde n postwenden d verr aten . Einig e wenig e überlebte n i n den Wäldern , un d noc h wenige r schaffte n e s übe r de n Bu g bi s zur vorrückende n Rote n Armee . Ic h hatt e Glück . A n meine m dr i t te n Ta g i m Wal d wurd e ic h vo n eine r jüdische n Partisan e n grupp e mi t de r Bezeichnun g Chi l entdeckt. Diese stand unter de m Befeh l eine s tapfere n un d absolu t furchtlose n Mannes namen s Jechie l Grünspan , de r mic h i n di e Band e aufnah m und dere n Arz t befahl , mic h wiede r gesun d un d kräftige r z u m a chen . Zu m erstenma l sei t de m vergangene n Winte r wurd e mein Fu ß rich t i g behandelt . Fün f Monat e lan g zo g ic h mi t Chi l durch de n Wal d de r Eulen . Ic h wa r Assisten t de s Arztes , Dr . Jaczyk, un d rettet e Leben , sofer n ic h e s vermochte , soga r da
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