Kraft des Bösen
Dam e wa r seni l geworde n und konnt e sic h a n k e in Familienmitglied mit Namen Willi er i n nern . Si e glaubte , ih r Brude r hätt e mic h geschickt , dami t ic h sie mi t zu m Sommerfes t nac h Waldhei m nahm . Eine r de r Neffen weigert e sich , mic h z u empfangen . De r andere , ei n junger Geck , de n ic h i n Brüsse l au f de m We g zu einem Kurort in Frankreich erwischte, sagte mir, er hätte seinen Onkel Wilhelm nu r einma l gesehen . 1937 . Damal s wa r de r Neff e neu n ge w e sen . E r erinnert e sic h nu r noc h a n de n teure n Seidenanzug , den sei n Onke l trug , un d de n Strohhut , de n e r sic h kec k un d schief aufgesetz t hatte . Sowei t e r wußte , wa r sei n Onke l ei n Krie g s hel d un d i m Kamp f gege n de n Kommunismu s gestorben . Ich kehrt e nac h Te l Avi v zurück.
Danac h übt e ic h meine n Beru f einig e Jahr e i n Israe l au s und mußte wie alle Psychiater feststellen, daß e i n Doktortite l der Psychologi e ers t de r Anfan g eine s Lernprozesse s übe r die komplexen Wirrungen und Launen der menschlichen Pers ö n lichkei t ist . 196 0 star b mein e Cousin e Rebecc a a n Krebs . D a vi d beschwo r mich , nac h Amerik a z u gehe n un d dor t meine Studie n üb e r die Mechanismen menschlicher Dominanz fort z u setzen . Al s ic h de n Einwan d erhob , ic h hätt e i n Te l Avi v Z u gan g z u ausreichen d Material , scherzt e David , da s Spektrum der Gewalt wäre nirgendwo vollständiger als in den Vereini g te n Staaten . Ic h tra f i m Janua r 1 96 4 i n Ne w Yor k ein . Di e N a tio n erholt e sic h gerad e vo m To d eine s Präsidente n un d schi c kt e sic h an , ihre n Kumme r i n pubertäre r Hysteri e wege n der Ankunf t eine r britische n Popgrupp e namen s Th e Beatle s zu ertränken. Die Columbia University hatte mir einen e i njährigen Vertra g al s Gastdozen t zugesichert . E s erga b sich , da ß ic h dort blieb, mein Buch über die Pathologie der Gewalt fertigstellte und amerikanischer Staatsbürger wurde.
I m Novembe r 196 4 beschlo ß ich , i n de n Staate n z u bleiben. Ic h besucht e Freund e i n Princeton , Ne w Jersey , di e mic h nach de m Esse n verlege n fragten , o b e s mi r wa s ausmache n würde, ein e Stund e mi t ihne n fernzusehen . Ic h selbs t besa ß keinen Fernsehe r un d versichert e ihnen , da ß mi r di e Abwechslung Spa ß mache n würde . Wi e sic h herausstellte , handelt e e s sich be i de r Sendun g u m ein e Dokumentatio n anläßlic h de s ersten Jahrestags der Ermordung von Präsident Kennedy. Die S e n dun g interessiert e mich . Selbs t i n Israel , w o wi r vo n unseren eigenen Prioritäten besessen waren, war der Tod des amerik anis c he n Präsidente n ei n große r Schoc k fü r un s all e gewesen. Ic h hatt e Foto s de r Wagenkolonn e de s Präsidente n i n Dallas gesehen , wa r gerühr t vo m häufi g gedruckte n Fot o gewesen , das de n Soh n de s Präsidente n zeigte , wi e e r a m Sar g seine s Vaters salutierte , un d h a tt e gelesen , wi e Jac k Rub y de n mutmaßlichen Attentäte r getöte t hatte , abe r ic h hatt e ni e di e Videoaufzei c h nunge n de r tatsächliche n Erschießun g vo n Oswal d gesehen . In diese r Dokumentatio n wurd e si e gezeig t der verschmitzte klein e Man n i m dunkle n Pullover , di e zivile n Poliziste n von Dalla s mi t ihre n Stetson s un d de m Inbegrif f amerikanischer Gesichter , de r vierschrötig e Mann , de r au s de r Meng e sprang un d Oswal d di e Pistol e fas t i n de n Bauc h drückte , de r scharfe, peitschend e Knall , de r mic h a n blass e Leibe r e rinnerte , di e in di e Grub e fielen , Oswald , de r da s Gesich t verzo g un d sic h den Bauc h hielt . Ic h sah , wi e di e Poliziste n mi t Rub y kämpften . In dem herrschenden Chaos wurde die Fernsehkamera umgest oße n un d macht e eine n Schwen k übe r di e Menge.
›Mei n Gott , me i n Gott! ‹ schri e ic h au f Polnisc h un d sprang au f di e Füße . De r Standartenführe r wa r i n de r Meng e gewesen.
Ich konnte meinen Gastgebern meine Aufregung nicht b e greiflic h machen , verabschiedet e mic h noc h a m selbe n Abend un d fuh r mi t de m Zu g nac h Ne w Yor k zur ü ck . A m nächsten Morge n stan d ic h i n alle r Früh e i m Manhattane r Bür o de s Se n ders, der die Dokumentation ausgestrahlt hatte. Ich benützte mein e Verbindunge n zu r Universitä t un d zu r Verlagsbranche, u m mi r Zugan g z u de n Filmen , Videobänder n und , wi e si e es ne n nen , Outtake s de s Sender s z u
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