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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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knapp.
    »Erstens«, sagte Gentry, »richten Sie nie die Waffe auf jemanden, wenn Sie nicht bereit sind, sie abzufeuern. Zweitens, richten Sie niemals eine ungeladene Waffe auf jemanden. Und drittens, wenn Sie eine ungeladene Waffe haben, dann vergewissern Sie sich, daß sie auch wirklich ungeladen ist.« Gentry zeigte auf die Waffe. »Sehen Sie diese kleine Anzeige, Ma’am? Das Rote da? Man nennt das Ladeanzeige, und das >Rot< will Ihnen was sagen.« Gentry zog den Lademechanismus zurück, worauf eine Patrone aus der Kammer schnellte und klirrend auf den Tisch fiel. Sie rollte im Halbkreis und blieb an einem Salzstreuer liegen. Es war ein Geschoß, keine Hülse; sie war noch nicht abgefeuert worden.
    Natalie erbleichte, was ihrer Haut die Farbe alter Asche verlieh. »Das ist unmöglich«, sagte sie mit piepsiger Stimme. »Ich habe die Kugeln gezählt, als ich sie herausgenommen habe. Alle sieben waren da.«
    »Ihr Daddy muß eine in die Kammer geladen und dann den Hahn entspannt haben«, sagte Gentry. »Manche Leute tragen sie so mit sich rum. Dann haben sie acht Schuß statt der üblichen sieben.« Der Sheriff ließ das leere Magazin einrasten und drückte ab.
    Natalie fuhr zusammen, als es trocken >klick< machte. Ein kurzer Blick auf das, was Gentry >Ladeanzeige< genannt hatte, überzeugte sie, daß das Rote verschwunden war. Sie dachte daran, wie sie gestern mit der Waffe auf Saul gezielt hatte . wie sicher sie war, daß sie ungeladen sei . und fühlte sich elend.
    »Worauf wollen Sie dieses Mal hinaus, Sheriff?« fragte Saul.
    Gentry zuckte die Achseln und legte die Automatik wieder auf den Tisch, vergewisserte sich aber, daß beide Sicherungen eingerastet waren. »Ich finde, wenn wir diese Killer schon verfolgen, dann sollte sich zumindest irgend jemand mit Schußwaffen auskennen.«
    »Sie verstehen nicht«, sagte Saul. »Waffen sind bei diesen Menschen nutzlos. Sie können einen zwingen, diese Waffen gegen sich selbst zu richten. Sie können einen selbst in eine Waffe verwandeln. Wenn wir drei den Standartenführer - oder diese Fuller - als Team verfolgen würden, könnten wir einander nie trauen.«
    »Das ist mir klar«, sagte Gentry. »Aber mir ist auch klar, wenn wir sie finden, sind sie verwundbar. Sie sind weitgehend deshalb gefährlich, weil niemand weiß, daß sie existieren. Jetzt wissen wir es.«
    »Aber wir wissen nicht, wo sie sind«, sagte Saul. »Ich habe gedacht, ich wäre so nahe dran. Ich war so nahe dran .«
    »Borden hat eine Vorgeschichte«, sagte Gentry, »einen Lebenslauf, eine Filmproduktionsgesellschaft, Geschäftspartner und Freunde. Da könnte man doch anfangen.«
    Saul schüttelte den Kopf. »Ich habe gedacht, Francis Harrington wäre in Sicherheit. Falls es sich um den Standartenführer handelt, dachte ich mir, könnte er mich wiedererkennen. Ich dachte mir, Francis wäre in Sicherheit, und jetzt ist er mit ziemlicher Sicherheit tot. Nein, ich möchte nicht, daß jemand anderer direkt verwickelt wird .«
    »Wir sind schon verwickelt«, schnappte Gentry. »Wir stecken mit drin.«
    »Er hat recht«, sagte Natalie.
    Beide Männer drehten sich zu ihr um. Ihre Stimme klang wieder fest. »Wenn Sie nicht verrückt sind, Saul, dann haben diese Mißgeburten meinen Vater ohne jeden Grund getötet. Ich werde diese Mörder mit Ihrer Hilfe oder ohne Sie finden und der Gerechtigkeit übergeben.«
    »Tun wir einmal so, als wären wir intelligente Wesen«, sagte Gentry. »Saul, hat Nina Drayton Ihnen während der beiden Sitzungen etwas erzählt, das uns weiterhelfen könnte?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Saul. »Sie hat vom Tod ihres Vaters gesprochen. Ich schlußfolgerte, daß sie ihre Fähigkeit eingesetzt hatte, um ihn zu ermorden.«
    »Keine Gespräche über Borden oder Melanie Fuller?«
    »Nicht direkt, aber sie erwähnte Freunde in Wien in den dreißiger Jahren. Ihrer Beschreibung nach könnte es sich um den Standartenführer und diese Fuller gehandelt haben.«
    »Etwas Nützliches?«
    »Nein. Geständnisse über sexuelle Eifersucht und Konkurrenzkampf.«
    »Saul, Sie wurden von dem Standartenführer benützt«, sagte der Sheriff.
    »Ja.«
    »Und Sie können sich daran erinnern. Haben Sie nicht angedeutet, daß Jack Ruby und die anderen an so etwas wie Amnesie litten, nachdem sie benützt worden waren?«
    »Ja«, sagte Saul. »Ich glaube, die Menschen, die der Standartenführer und die anderen benützten, erinnern sich an ihre Taten - wenn sie sich überhaupt daran erinnern - wie an einen

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