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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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haben es uns erzählt. Jetzt habe ich zwei Möglichkeiten - erstens, Sie gehören irgendwie mit dazu. Ich meine, ich weiß genau, daß Sie selbst keinen der Leute getötet haben. Sie haben am Samstagnachmittag und -abend an einer Podiumsdiskussion in der Columbia teilgenommen. Aber Sie könnten etwas damit zu tun haben. Vielleicht haben Sie Mrs. Drayton hypnotisiert, oder so. Ich weiß, ich weiß, Hypnose funktioniert nicht so - aber normalerweise können Menschen auch nicht das Denken von anderen übernehmen.
    Zweitens, Sie könnten vollkommen verrückt sein. Wie diese Quatschköpfe, die jedesmal aus dem Gebüsch kommen und ein Geständnis ablegen, sobald irgendwo ein Mord passiert.
    Drittens, Sie könnten die Wahrheit sagen. Vorerst entscheide ich mich für Nummer drei. Außerdem habe ich es selbst mit einigen merkwürdigen Vorfällen zu tun, die zu Ihrer Geschichte passen, und zu sonst keiner.«
    »Was für merkwürdige Vorfälle?« fragte Saul.
    »Zum Beispiel der Typ, der mir heute morgen gefolgt ist und lieber Selbstmord begangen hat, statt mit mir zu reden«, sagte Gentry. »Und das Album der alten Dame.«
    »Album?« sagte Saul.
    »Was für ein Album?« fragte Natalie.
    Gentry nahm den Hut ab, schlug eine Falte hinein und betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Ich war der erste am Ort des Verbrechens, als Mrs. Drayton erschossen wurde«, sagte er. »Die Notärzte haben die Leiche weggebracht, die Zivilbeamten der städtischen Mordkommission waren noch unten und haben die Leichen gezählt, daher konnte ich eine Minute im Zimmer der Dame herumstöbern. Hätte ich nicht machen sollen. Miese Vorgehensweise. Aber was soll’s, ich bin nur ein Hinterwäldlerbulle. Wie auch immer, in einem ihrer Koffer befand sich ein dickes Album, das ich durchgeblättert habe. Zeitungsausschnitte über Morde - John Lennon und eine Menge andere. Die meisten in New York. Bis zurück zum letzten Januar. Am nächsten Tag führen die richtigen Polizisten die Ermittlungen durch, das FBI schnüffelt überall herum, obwohl es eigentlich gar nicht der Fall ist, und als ich am Sonntagabend in die Leichenhalle komme, kein Album, niemand hat es gesehen, in der Inventarliste des Tatorts taucht es nicht auf, keine Quittung in der Leichenhalle, gar nichts.«
    »Haben Sie danach gefragt?« erkundigte sich Saul.
    »Logisch«, sagte Gentry. »Jeden von den Notärzten bis zu den Jungs von der Mordkommission. Niemand hat es gesehen. Alles andere wurde zur Leichenhalle gebracht und am Sonntagmorgen aufgelistet - die Unterwäsche der Dame, Kleidung, Blutdrucktabletten - aber kein Album mit Zeitungsausschnitten von rund zwanzig Morden.«
    »Wer hat die Inventur durchgeführt?« fragte Saul.
    »Städtische Mordkommission und das FBI«, sagte Gentry. »Aber Tobe Hartner - der Beamte unten in der Leichenhalle - sagt, daß Mr. Haines die beschlagnahmten Sachen etwa eine Stunde bevor das Team der Mordkommission eingetroffen ist, durchgesehen hat. Dickie ging vom Flughafen schnurstracks zur Leichenhalle.«
    Saul räusperte sich. »Glauben Sie, das FBI würde Beweismittel unterschlagen?«
    Sheriff Gentry sah ihn mit großen, unschuldigen Augen an. »Aber weshalb sollte das FBI so etwas tun?«
    Das Schweigen zog sich in die Länge. Schließlich sagte Natalie Preston: »Sheriff, wenn eine dieser ... dieser Kreaturen für den Tod meines Vaters verantwortlich war, was machen wir als nächstes?«
    Gentry faltete die Hände auf dem Bauch und sah Saul an. Die Augen des Sheriffs waren sehr blau. »Das ist eine echt gute Frage, Miz Preston«, sagte er. »Was meinen Sie, Dr. Laski? Angenommen, wir fassen Ihren Standartenführer oder diese Fuller oder beide. Glauben Sie nicht, daß es irgendwie schwierig wäre, eine Anklage auf die Beine zu stellen?«
    Saul breitete die Hände aus. »Zugegeben, es klingt verrückt. Wenn man es glaubt, scheint keine Logik mehr stichhaltig zu sein. Kein überführter Mörder kann ohne jeden Zweifel überführt bleiben. Kein Beweis kann ausreichen, die Schuldigen von den Unschuldigen zu trennen. Ich verstehe, was Sie sagen wollen, Sheriff.«
    »Nee«, sagte Gentry. »So schlimm ist es nicht. Ich meine, die meisten Fälle von Mord sind nach wie vor Mord, korrekt? Oder glauben Sie, daß Hunderttausende dieser Gedankenvampire herumlaufen?«
    Saul machte die Augen zu, als er sich das vorstellte. »Ich bete aus tiefstem Herzen, daß es nicht der Fall ist«, sagte er.
    Gentry nickte. »Also haben wir hier sozusagen einen Sonderfall, richtig? Was uns

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