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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Sheriff fast auf der Stelle aufweckte. »Wie viele Finger?«
    »Drei«, sagte Gentry. »Wo bin ich, um Himmels willen?«
    Sie unterhielten sich ein paar Minuten, bis Jackson sich vergewissert hatte, daß es keine schwere Gehirnerschütterung war, dann hatte er Gentry noch eine Spritze gegeben und ihn wieder einschlummern lassen. »Er wird wieder gesund. Ich komm morgen nochmals nach ihm sehen.«
    »Warum haben Sie das Medizinstudium nicht abgeschlossen?« fragte Natalie und errötete ob ihrer eigenen Neugier.
    Jackson zuckte die Achseln. »Zuviel Mist. Bin statt dessen lieber hierhergekommen. Wecken Sie ihn alle zwei Stunden auf.«
    Sie hatte Gentry alle neunzig Minuten kurz in der Ecke hinter dem Vorhang im Keller aufgeweckt, wo Marvin sie schlafen ließ. Natalies Uhr zeigte 4:38, als sie ihn zum letztenmal wachrüttelte und er ihr zärtlich über das Haar strich.
    »‘ne Menge komische Typen hängen in der Gegend rum«, sagte Leroy.
    Ein Dutzend Bandenmitglieder saßen um den Küchentisch herum, ließen die Beine vom Tresen taumeln oder lehnten an Schränken und Wänden. Gentry hatte bis zwei Uhr geschlafen und erwachte heißhungrig. Um vier Uhr war der Kriegsrat zusammengetreten, und Gentry aß immer noch an seinem chinesischen Essen, für das er einem Bandenmitglied Geld gegeben hatte, damit er es besorgte. Natalie war die einzige Frau im Zimmer, abgesehen von Kara, Marvins stiller Freundin.
    »Was für komische Typen?« fragte Gentry mit dem Mund voll süßsaurem Schweinefleisch.
    Leroy sah Marvin an, erntete ein Nicken und sagte: »Komische weiße Polizisten. Wie Sie, Mann.«
    »In Uniform?« fragte Gentry. Er stand am Tresen und sah mit den verbundenen Rippen und der bandagierten Seite noch massiger aus, als er war.
    »Nein, Scheiß«, sagte Leroy. »In Zivil. Echt unauffällige Wichser. Schwarze Hosen, Windjacken, kleine spitze Florsheim-Schuhe. Verschmelzen regelrecht mit der Gegend. Ha.«
    »Wo sind sie?«
    Marvin antwortete. »Mann, sie sind überall. Ungekennzeichnete Lieferwagen an jedem Ende der Bringhurst. Haben jetzt schon seit zwei Tagen einen getürkten Telefonwagen in der Gasse zwischen Greene und Queen stehen. Haben zwölf Ziviltypen in vier gekennzeichneten Autos zwischen Church und hier. Eine ganze Bande von denen hängt in den ersten Stockwerken von ein paar Häusern in der Queen und Germantown rum.«
    »Wie viele alles in allem?« fragte Gentry.
    »Schätze vierzig. Vielleicht fünfzig.«
    »In Achtstundenschichten?«
    »Ja. Typen denken, sie sind unauffällig da draußen in der Wäscherei in der Ashmead. Die einzigen Käsegesichter im ganzen Scheißblock. Gehen ein und aus, als würden sie für die Scheißfirma Bethlehem Steel arbeiten, Mann. Ein Typ macht nichts anderes als den Laufburschen und holt Krapfen für sie.«
    »Die Polizei von Philadelphia?«
    Der Große, Dünne namens Calvin lachte. »Scheiße, nein, Mann. Hiesige Bullen tragen Banlon-Anzüge, weiße Socken, orthopädische Schuhe - die ganze Scheiße, wenn sie auf Beobachtungsposten sind.«
    »Außerdem«, sagte Marvin, »sind es zu viele. Kriminaler und Mordkommision und Drogenfahnder und Jugendbullen zusammengenommen würden keine fünfzig aufbieten können. Müssen Bundesdrogenpolypen sein oder so was.«
    »Oder das FBI«, sagte Gentry. Er rieb sich geistesabwesend die linke Schläfe. Natalie entging das leichte, schmerzliche Zusammenzucken nicht.
    »Ja.« Marvins Blick verschwamm einen Moment, während er einen Gedanken zu Ende dachte. »Könnte sein. Aber das kapier’ ich nicht, Mann. Warum so viele? Ich hab’ mir gedacht, vielleicht sind sie hinter dem Killer her, der Zig und Muhammed und die anderen auf dem Gewissen hat, aber denen ist doch scheißegal, wer ein paar Nigger kaltmacht. Es sei denn, sie sind schon hinter der Voodoo-Lady und dem käsigen Monster her. Ist es das, Babe?«
    »Das könnte sein«, sagte Natalie. »Aber es ist noch komplizierter ...«
    »Wie das?«
    Gentry kam mit steifem Oberkörper zum Tisch. Er legte die bandagierte linke Hand auf die Tischplatte. »Es gibt noch andere mit der . Voodoo-Kraft«, sagte er. »Einen Mann, der sich wahrscheinlich hier in der Stadt versteckt hält. Andere in mächtigen Positionen besitzen dieselbe Fähigkeit. Da findet eine Art Krieg statt.«
    »Mann, mir gefällt, wie Sie reden«, schnaubte Leroy und ahmte Gentrys langsamen, bedächtigen Tonfall nach. »Dah fiended eine Aaht Grieeg schdad.«
    »Ich finde deine Ausdrucksweise gleichermaßen erquickend«, gab Gentry

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