Kraft des Bösen
besteht momentan darin, unterzutauchen und zu überleben. Das Gute an gestern ist, ich habe inzwischen gründlich nachgedacht und bin zum Ergebnis gekommen, daß diejenigen, die hinter uns her waren, uns hier behalten wollten, aber nicht töten . jedenfalls nicht dich. «
Natalie sperrte überrascht den Mund auf. »Wie kannst du das sagen? Sieh dir an, was sie getan haben! Der Bus . diese Leute ... sieh dir an, was sie mit dir gemacht haben.«
»Woll«, sagte Gentry, »aber überleg doch, sie hätten es viel einfacher erledigen können.«
»Wie?« Noch während Natalie fragte, wurde ihr klar, was Rob sagen wollte.
»Wenn sie uns sehen und jagen konnten«, sagte Gentry, »hätten sie uns auch physisch übernehmen können. Ich hatte die ganze Zeit die Waffe dabei. Sie hätten mich zwingen können, zuerst dich und dann mich zu erschießen.«
Natalie erschauerte unter der Decke. Gentry legte den rechten Arm um sie. Sie sagte: »Du meinst also, sie haben gar nicht richtig versucht, uns zu töten?«
»Das ist eine Möglichkeit«, sagte Gentry und verstummte abrupt.
Natalie spürte, daß er den Gedanken nicht zu Ende denken wollte. »Und was ist die andere Möglichkeit?« drängte sie.
Gentry schürzte die Lippen und lächelte verhalten. »Die andere Möglichkeit - und die würde auch zu den Indizien passen - ist die, daß sie so sicher sind, wir können ihnen nicht entkommen, daß sie sich noch den Spaß gönnen und ein bißchen mit uns spielen.«
Natalie zuckte zusammen, als die Tür hinter ihnen aufgerissen wurde. Es war Leroy. »He, Marvin sagt, ihr beiden sollt reinkommen. Taylor ist wieder da und hat Ihre Tasche, Mann. Louis ist wieder da und hat gute Neuigkeiten. Er und George und die anderen, die ham rausgefunden, wo die Voodoo-Lady wohnt und sie aufgespürt, gewartet, bis sie schläft und sie geschnappt, Mann. Das weiße Monster auch.«
Natalies Herz schlug gegen ihre Rippen. »Was meinst du damit sie geschnappt?«
Leroy grinste sie an. »Sie haben sie getötet, Mädchen. Louis hat der alten Voodoo-Lady im Schlaf die Kehle durchgeschnitten. George und Setch, die haben das käsige Monster mit den Messern aufgemischt. Zehn -, zwölfmal. Mann. Haben ihn in Fetzen geschnitten, Mann. Der Wichser wird keine Leute von >Soul Brickyard< mehr kaltmachen.«
Natalie und Gentry sahen einander an und folgten Leroy in das Haus, wo der Lärm eines Freudenfestes ertönte.
Louis Solarz war kräftig gebaut, mit heller Haut und großen, ausdrucksvollen Augen. Er saß am Kopf des Küchentisches, während Kara und eine andere junge Frau damit beschäftigt waren, seinen Hals zu reinigen und zu verbinden. Die Vorderseite des gelben Hemds des jungen Mannes war blutbespritzt.
»Was ist mit deinem Hals passiert, Mann?« fragte Marvin. Der Bandenführer war gerade nach unten gekommen. »Ich hab’ gedacht, du hättest ihr die Kehle durchgeschnitten.«
Louis nickte aufgeregt, versuchte zu sprechen, brachte nur ein Krächzen heraus und fing noch einmal heiser flüsternd an.
»Ja. Hab’ ich. Aber das weiße Monster hat mich geschnitten, bevor wir ihn alle gemacht haben.« Kara schlug Louis’ Hände von der Schnittwunde weg und brachte einen Verband an.
Marvin beugte sich über den Tisch. »Kapier’ ich nicht, Mann. Du hast gesagt, ihr habt die Voodoo-Lady im Schlaf erwischt, aber der weiße Wichser hat noch Zeit gehabt, dich zu schneiden. Und wo zum Teufel sind George und Setch?«
»Noch dort, Mann.«
»Verletzt?«
»Nee, sind okay. George wollte dem weißen Wichser den Kopf abschneiden, aber Setch hat gesagt, warte.«
»Worauf warten?« sagte Marvin.
»Auf dich, Mann.«
Natalie und Gentry standen im hinteren Teil der Menge. Sie sah Rob mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. Der zuckte unter der Decke die Achseln.
Marvin verschränkte die Arme und seufzte. »Okay, erzähl es noch mal, Louis. Die ganze Sache.«
Louis berührte seinen verbundenen Hals. »Das tut weh, Mann.«
»Erzähl«, schnappte Marvin.
»Okay. Okay. George, Setch und ich, wir warn unterwegs mit Leuten reden, wie du gesagt hast, und wir ham gedacht, wir hätten genug gehört, niemand hat was gesehen, klar? Wir warn auf der Germantown, als sie aus dem Laden an der Ecke Wister rauskommt.«
»Sam’s Deli?« sagte Calvin.
»Ja, genau«, sagte Louis und grinste. »War die Voodoo- Lady höchstpersönlich.«
»Hast du sie von meinem Foto erkannt?« fragte Natalie. Alle drehten sich zu ihr um, und Louis warf ihr einen langen, seltsamen Blick zu.
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