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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hielt die Schrotflinte in das Loch und feuerte noch einmal.
    Natalie hüpfte rasch den Flur entlang, ließ den BH fallen und spürte, wie sie am ganzen Oberkörper eine Gänsehaut bekam. Von draußen erklang der Lärm eines gewaltigen Schußwechsels.
    Das ist alles ein Alptraum, dachte Natalie. Ich werde dafür sorgen, daß ich aufwache. Die stechenden Schmerzen in ihrem Knöchel überzeugten sie vom Gegenteil.
    Vincent kam mit gespreizten Beinen in den Flur gestapft, das Messer hielt er locker in der rechten Hand.
    Natalie blieb stehen und hielt sich stützend an der Holztäfelung fest. Links von ihr befand sich die steile Treppe zum ersten Stock.
    Vincent kam einen Schritt auf sie zu.
    Natalie sprang nach links und schrie, als sie mit dem Knöchel gegen eine Stufe stieß. Sie zog sich schluchzend die Treppe hinauf, als sie die Stimme von Rob Gentry aus der Küche rufen hörte.
    Saul Laski hatte den Angriff auf das Kontrollzentrum als Ablenkungsmanöver vorgeschlagen: schnell zuschlagen, soviel Verwirrung wie möglich stiften und wieder verschwinden. Im Idealfall würde es keine Opfer geben, kein Schuß abgefeuert werden. Insgeheim hoffte er, er könnte Colben oder Haines antreffen. Jetzt, während die Planierraupe die letzten zwanzig Meter bis zu den Wohnwagen zurücklegte, fragte er sich, ob diese Theorie einen Sinn ergab.
    Plötzlich ertönte links von ihm eine Explosion, Flammenblumen schossen zwanzig Meter in die Luft, als Taylor und die anderen ihre Molotowcocktails auf die parkenden Autos schleuderten. Die Baustelle wurde kurz von den Flammen erhellt, als ein Mann mit weißem Hemd und dunkler Krawatte aus dem mittleren Wagen herauskam. Er sah die Flammen und die heranrollenden Planierraupen, rief etwas Unverständliches und zog eine kleine Pistole aus dem Halfter am Gürtel.
    Saul war zehn Meter von dem Wohnwagen entfernt. Er senkte die Schaufel als Schutzschild und mußte feststellen, daß diese ihm wirkungsvoll die Sicht nahm. Er hörte keine Schüsse über den Lärm des Motors und die plötzliche Explosion eines weiteren Molotowcocktails hinweg, aber etwas machte zweimal Ding in der Schaufel, und vom Kühler ertönte ein tieferes Geräusch. Die Planierraupe wurde nicht langsamer. Saul hob die Schaufel dreißig Zentimeter und sah durch den Spalt gerade noch, wie der Mann in den Wagen zurücksprang.
    »Ich muß hier aussteigen!« rief Catfish, sprang über die rechte Raupenkette und verschwand in der Dunkelheit.
    Saul überlegte, ob er auch springen sollte, zuckte die Achseln und klammerte sich haltsuchend am Metall fest. Er fuhr die Schaufel noch einmal dreißig Zentimeter hoch.
    Die letzten drei Meter zum Wohnwagen stiegen leicht an, so rammte die Schaufel den Wagen etwa zweieinhalb Meter über dem Boden und rechts von der Tür. Die Eingangsplattform aus Holz splitterte und wurde zur Seite gedrückt, während Saul nach vorn kippte, sich auf die Zunge biß und wieder auf den Polstersitz zurückfiel, als die Ketten faßten und mit der eigentlichen Aufgabe anfingen, den Wagen umzustürzen.
    Der gesamte Komplex erbebte und erbebte noch einmal, als Jacksons Planierraupe etwa sechs Meter links von der Tür aufprallte. Das dünne Aluminium verbog sich und wurde in Streifen weggerissen. Eine ganze Fensterfront brach heraus und wurde unter den Ketten von Sauls Maschinen zermalmt. Einige Sekunden war Saul überzeugt, daß die Schaufel einfach durch den Wohnwagen hindurchpflügen würde, aber dann stieß sie auf solides Metall, beide Planierraupen heulten auf, und der mittlere Wagen löste sich mit einem lauten Kreischen von Nieten von den beiden anderen, worauf die lange Kabine langsam nach hinten kippte.
    Die Haupttür öffnete sich wenige Schritte von Sauls linker Schulter, der Oberkörper eines Mannes kam heraus, ein Revolver wurde auf der Suche nach einem Ziel geschwenkt, dann bekam der Wagen Übergewicht und kippte ganz um. Der Arm schnellte in die Höhe, die Waffe feuerte zwei Schüsse in die Luft und verschwand.
    Saul schaltete die Planierraupe in Leerlauf und sprang hinunter. Jackson verließ seine Maschine, und die beiden sahen einander in erschöpftem Schweigen an, während sie sich hinter den Kühler eines FBI-Autos duckten.
    »Was jetzt?« fragte Jackson nach einer Minute.
    Männer kamen aus den umgestürzten Trümmern des zerquetschten Wohnwagens gekrochen. Saul sah eine Frau, der Jemand durch einen Riß im Dach half. Die meisten verhielten sich wie benommen, saßen auf dem kalten Boden oder liefen

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