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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Dächer, drehte nach links und schwebte zehn Stockwerke über der Straße. Colben schob die Colt-Flinte Kaliber 30 in die Stützhalterung und suchte die Gasse mit dem Nachtsichtzielfernrohr ab. Nichts bewegte sich. »Zu viele Überhänge«, murmelte Colben. Über den taktischen Kanal ertönte aufgeregtes Murmeln in seinem Kopfhörer. Er hörte Haines’ Stimme, die eine Antwort vom Team der Scharfschützen bei Grün Eins verlangte.
    Colben schüttelte den Kopf. »Zurück zu >Schloß Zwei<«, schnappte er. »Wir kümmern uns später um diesen Pißkopf.«
    Der Helikopter drehte sich und kippte nach vorne, als er an Höhe gewann und Richtung Osten flog.

33. Kapitel
     
    Germantown: Donnerstag, 1. Januar 1981
     
    Natalie Preston lag auf dem Rücken und hatte die Hände gegen Vincents Messer erhoben, als etwas sechs Schritte den Flur entlang vor der Eingangstür von Grumblethorpe explodierte. Splitter flogen in den engen Flur. Nach einer zweiten Explosion sah Natalie nach links, durch die Tür zu dem kleinen Salon, wo eine Tür zur Straße barst und aufflog.
    In der plötzlichen Stille warf Vincent den Kopf hoch und zurück und drehte ihn wie ein schlecht programmierter Roboter. Das Messer funkelte in seiner rechten Hand. Natalie bewegte sich nicht, sprach nicht, atmete nicht.
    Eine zweite Folge von Explosionen ertönte, diesmal weiter entfernt. Plötzlich kam eine dunkle Gestalt in den Salon gestürzt und rollte sich einmal hinter den Sessel beim Kamin ab. Eine Schrotflinte rutschte polternd über den Dielenboden und prallte scheppernd gegen die Beine eines Tischchens.
    Vincent stieg über sie hinweg und ging mit langen Schritten in den Salon. Natalie sah noch flüchtig Marvin Gayles blaue, aufgerissene Augen, als Vincent ihn hochhob, dann krabbelte sie auf den Knien zum rückwärtigen Teil des Hauses. Sie schrie fast wegen der Schmerzen in ihrem Knöchel, biß sich aber auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte, und blieb still. Draußen, vor dem Haus, ertönten weitere Schüsse, und sie hörte das Poltern aus dem Salon, wo Marvin und das weiße Monster kämpften. Natalie zog sich hoch und stand auf dem linken Bein vor der Küchentür. Der lange Raum hatte Fenster mit Läden, einen großen Kamin, zwei Kerzen, die auf einem langen Tisch brannten, und eine schwere, verriegelte Tür. An der Wand neben der Tür lehnte eine halbautomatische Schrotflinte.
    Natalie stieß einen kläglichen Laut aus und hüpfte auf die Waffe zu. Sie hatte sie fast erreicht, als in rascher Folge drei Salven von außen auf die Tür abgefeuert wurden. Die vierte und fünfte Explosion zerschmetterten das eiserne Schloß und den Holzriegel, Splitter bohrten sich in ihr linkes Bein und den Arm. Natalie sprang beiseite, verlagerte das Gewicht auf den rechten Fuß, stolperte gegen den Tisch, stieß ihn um und fiel heftig zu Boden. Zwei weitere Schüsse trafen die Tür und rissen sie nach innen. Sechs Schritte von Natalie entfernt stand die Tür der Speisekammer offen, wo sie eingesperrt gewesen war und die einen gewissen Schutz bot. Sie krabbelte vorwärts und stolperte in die Dunkelheit, als jemand die Küchentür von außen eintrat.
    Ein Junge, in dem Natalie einen der Zwillinge aus Marvins Bande erkannte, kam blitzschnell hereingestürmt, gefolgt von einem anderen Jungen. Beide trugen Schrotflinten. Beide sprangen hinter den umgestürzten Tisch.
    »Nicht schießen!« rief Natalie. »Ich bin es!«
    »Wer?« rief der Zwilling. Er erhob sich und schwenkte die Schrotflinte in kurzen Schüben.
    Natalie schlüpfte in die Vorratskammer zurück, als Marvin Gayle in die Küche getaumelt kam. Seine Arme und die Brust waren blutüberströmt, er schleifte den Kolben der Schrotflinte auf dem Boden, als wäre er zu erschöpft, sie hochzuheben.
    »Marvin! Scheiße, Mann, wie bist du ‘n hier reingekommen?« Der Zwilling richtete sich auf und senkte die Waffe. Der andere Junge hob den Kopf hinter dem Tisch.
    Marvin riß die Schrotflinte hoch und feuerte zweimal. Der Zwilling wurde rückwärts in den kalten Kamin geschleudert. Der zweite Junge rollte in die Ecke, schrie etwas, stolperte vorwärts und verschwand einfach in einem Loch, das in den Schatten nicht zu sehen gewesen war.
    Natalie stellte fest, daß sie sich duckte und immer noch den zerrissenen BH festhielt. Sie sah durch den Spalt der Speisekammertür und beobachtete Marvin, der hölzern zum Kamin ging und den Leichnam des Zwillings betrachtete. Dann drehte er sich um und sah in den Zugang des Tunnels. Er

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